Blue Horizon
Nach einer Häufung von schlechten Nachrichten wollen sie offenbar nicht mehr mit dem Vegan-Investor in Verbindung gebracht werden.
18. Juli 2022 • Beat Schmid

Ein Jahr verblieben sie im Verwaltungsrat. Per Ende Juni sind sie schon wieder zurückgetreten: Vier Verwaltungsräte der Zürcher Private-Equity-Boutique Blue Horizon. Und jetzt wollen sie scheinbar auch nichts mehr mit dem Unternehmen zu tun haben. Auf der Business-Pattform Linkedin löschten sie alle Einträge, die sie in Verbindung zu dem Unternehmen gebracht hatten.

Es sind das der ehemalige Migros-Topmann Walter Huber, die frühere Finma-Kaderfrau Caroline Clemetson, die heute als Partnerin für die Kanzlei Schellenberg Wittmer tätig ist, sowie die Unternehmensberaterin Sonja Stirnimann und Ex-Nestlé-Manager Aldo Uva. Sie liessen Anfragen von Tippinpoint unbeantwortet.

Dass Verwaltungsratsmandate auf Linkedin gelöscht werden, ist unüblich. Meistens sind Wirtschaftsleute froh, wenn sie auf der Netzwerk-Plattform ein paar spannende Mandate aufzählen können. Gerade für Anwälte und Unternehmensberater, aber auch für Manager, die nach einer Spitzenkarriere noch ein paar lukrative Mandate ausüben wollen. Stirnimann etwa, die im Verwaltungsrat der Glarner KB und Incore sitzt, führt auf Linkedin weiterhin ihr achtmonatiges Kurzengagement im Verwaltungsrat von Sunrise auf. Das Blue-Horizon-Mandat löschte sie.

Dass die vier ehemaligen Verwaltungsräte nicht mehr mit Blue Horizon in Verbindung gebracht werden möchten, muss den Verantwortlichen beim Vegan-Investor zu denken geben. Besonders Gründer und Verwaltungsratspräsident Roger Lienhard, der in den letzten Monaten mehrere direkte Schläge einstecken musste.

Blue Horizon an mehreren Fronten unter Druck

Die Eigner des ersten von Blue Horizon lancierten Venture-Capital-Fonds setzten durch, dass die Gesellschaft als Investment Advisor abgesetzt wurde. Dem Unternehmen von Lienhard wurde von den sogenannten Limited Partner vorgeworfen, gegen diverse Bestimmungen des Fondverwaltungsvertrags verstossen zu haben. Der Fonds zählt rund 130 LPs, die total 183 Millionen investiert haben. Die Gelder flossen in Fleischersatz- und Foodtech-Firmen. Die Limited Partner warfen Blue Horizon unter anderem vor, parallel in die gleichen Firmen investiert zu haben. Durch den Wegfall des Advisor-Mandats verliert Blue Horizon Gebühreneinnahmen.

Unter Druck ist die Firma auch wegen einer umstrittenen Kapitalerhöhung. Die Firma wandelte eine Anleihe in der Höhe von 38 Millionen Franken in Eigenkapital um. Die Konditionen wurden so definiert, dass die Gläubiger dafür weniger als 10 Prozent des Aktienkapitals bekamen. Dies wiederum schraubte die Bewertung von Blue Horizon auf 600 Millionen Franken hoch – ein schwindelerregend hoher Wert für das kleine Unternehmen, das eben sein einziges bedeutendes Mandat verloren hat. Weil etliche Anleihennehmer sich ungerecht behandelt fühlen, wird die Kapitalerhöhung wohl ein juristisches Nachspiel haben.

Business-Developer trat Knall auf Fall zurück

Zudem: Wie Tippinpoint vor zwei Wochen berichtete, startete die Finanzmarktaufsicht Finma Abklärungen bei dem Unternehmen. Sie will überprüfen, ob die Tätigkeit der Gesellschaft bewilligungspflichtig ist. Die Abklärungen stehen in Zusammenhang mit einem neuen Private-Equity-Fonds, den Blue Horizon aufbauen will und deshalb Geld bei Investoren sucht. Es geht dabei um die namhafte Summe von 750 Millionen Dollar.

Der geplante Fonds nennt sich Blue Horizon Growth II. Die Investmentgesellschaft versucht nun schon seit über einem Jahr, vermögende Privatpersonen oder Family Offices für das Vehikel zu gewinnen. Doch die Geldsuche verläuft schleppend. Zu einem sogenannten Closing ist es bisher noch nicht gekommen. Letzte Woche wurde bekannt, dass der Business-Developer und Investor-Relations-Mann von Blue Horizon das Unternehmen Knall auf Fall verlassen hat. Er ist in Deutschland in einem spektakulären Steuerbetrugsfall angeklagt.

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