Ex-CS-Präsident
Ein Jahr nach seinem Ausscheiden wird der ehemalige CS-Präsident in einen weiteren Verwaltungsratsausschuss des Pharmariesen GSK gewählt. Es ist ausgerechnet der Risiko- und Audit-Ausschuss.
28. Juli 2022 • Beat Schmid

Vor etwas mehr als einem Jahr gab Urs Rohner das Präsidium bei der Credit Suisse ab. Er, den viele Bank-Insidern als einer der Hauptverantwortlichen der Misere sehen, ist seither von der Bildfläche verschwunden. So hatte er sich das eigentlich nicht vorgestellt. Vor ein paar Jahren noch, als sich das Ende seiner unglücklichen Amtszeit abzeichnete, wollte er sich ein paar lukrative Mandate zulegen. Doch die Skandale um Greensill und Archegos, die sich am Schluss seiner Präsidentschaft ereigneten, durchkreuzten seine Pläne.

Immerhin konnte er das Verwaltungsratsmandat beim britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) behalten, sein einziges mit Gewicht. Wie das Unternehmen in diesen Tagen vermeldete, wurde Rohner neu ins Audit & Risk Committee von GSK gewählt. Was Rohner befähigt, in diesem wichtigen Ausschuss mitzutun, wird in der Mitteilung nicht ausgeführt. Als CS-Präsident war er der oberste Verantwortliche für die fehlerhaften Kontrollmechanismen in der Bank. Für GSK scheint das kein Problem zu sein.

Urs Rohner sitzt in zwei weiteren Ausschüssen des 70-Milliarden-Konzerns. Er ist auch Mitglied des Nominations & Corporate Governance Committee sowie des Remuneration Committee, welches er als Vorsitzender leitet. Insgesamt kam Rohner 2021 auf eine Entschädigung von 146’000 britische Pfund. Die Mitgliedschaft im Audit & Risk Committee dürfte ihm noch ein paar Tausender zusätzlich bringen. Allerdings, von den üppigen Honoraren, die in der Schweiz VR-Mitgliedern von grossen Unternehmen bezahlt werden, ist Rohner weit entfernt.

Gemäss Handelsregister kommt Rohner auf drei Mandate in der Schweiz. Er ist Mitgründer und Verwaltungsrat der obskuren Zuger Vega Cyber Associates AG und Mitglied im Stiftungsrat des Lucerne Festivals sowie Präsident der Savoy Hotel Baur en Ville AG, an der die Credit Suisse die Mehrheit besitzt. Die AG ist eines der wenigen Immobilien-Assets, welches die Bank noch nicht verkauft hat. Es gilt als unverkäuflich. Die Frage ist, wie lange.

MEHR ZUM THEMA


Urs Rohner wegen Archegos-Pleite auf Schadenersatz verklagt

Ein US-Pensionsfonds will Millionensaläre von 20 CS-Topmanagern zurückfordern.
2. Mai 2022