CS-Notfusion
Für die UBS ist es der Deal des Jahrhunderts. Dank riesigem “Badwill” kann CEO Ralph Hamers die Integration hart und mit grosser Geschwindigkeit durchziehen.
21. März 2023 • Beat Schmid

Wenn die UBS mit der Credit Suisse fusioniert, übernimmt sie nicht nur eine Bank, sondern sehr viele Angestellte. Die CS hatte Ende 2022 50’480 Mitarbeitende auf der Payroll – davon waren 16’700 in der Schweiz angestellt, 33’780 im Ausland. Bei der UBS waren zum gleichen Zeitpunkt 74'044 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Zusammen macht das 124’524. Es liegt in der Logik einer Fusion, dass es nach der Integration deutlich weniger Beschäftigte braucht.

Wie Tippinpoint von Quellen innerhalb der Bank erfahren hat, rechnet die UBS durch die Zusammenlegung mit Kosteneinsparungen von 3 Milliarden Franken. Synergien von 2,5 Milliarden Franken betreffen das Personal. Weitere 500 Millionen sind durch operationelle Einsparungen möglich, wie etwa bei der Informatik. Die Zahlen sind nicht fix und können sich noch ändern, wie eine Quelle sagte. Die UBS lehnte eine Stellungnahme ab.

Geht man von 2,5 Milliarden Einsparungen beim Personal aus, lässt sich ungefähr die Zahl der betroffenen Stellen berechnen. Die durchschnittliche Entschädigung pro CS-Mitarbeiter betrug 2022 gemäss Geschäftsbericht 185’895 Franken. In Abbauszenarien wird intern mit durchschnittlichen Kosten pro Arbeitsplatz von rund 250’000 Franken gerechnet. Das ergibt somit insgesamt 10’000 Jobs, die durch die Fusion weggespart werden können. Gemäss einer Quelle verstehen sich diese Stellen zusätzlich zu den insgesamt 9000 Jobs, welche die Credit Suisse ohnehin im Rahmen der eingeleiteten Restrukturierung abbauen wollte.

CS-Vermögensverwalter werden umgarnt

Der grösste Abbaudruck lastet auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zentrale Funktionen ausüben wie Compliance, Rechtsabteilung und Marketing. Auch alle CS-Topmanager braucht es nicht mehr. Stark betroffen werden auch Mitarbeiter im Maschinenraum sein. In Zukunft wird es nur noch eine Informatikplattform für die fusionierte Bank geben. Gemäss einer Auskunftsperson könnte die Migration in 24 Monaten durchgepeitscht werden.

Kaum Sorgen machen müssen sich die Kundenberater. Die UBS hat den Vermögensverwaltern der Credit Suisse offenbar bereits finanzielle Bleibepakete in Aussicht gestellt, wie Reuters am Montag berichtete. An einer gemeinsamen Townhall-Veranstaltung haben CS-Vermögensveraltungschef Iqbal Khan und sein Gegenüber bei der CS, Francesco De Ferrari, den versammelten Beratern des CS Wealth Managements versichert, dass die beiden Banken wie eine “grosse Familie” agieren werden.

Aufgestockte Kriegskasse

Die UBS wird die Integration knallhart und mit grosser Geschwindigkeit durchziehen. CEO Ralph Hamers und sein Team werden viel zu tun haben mit der Zusammenlegung der Geschäftsbereiche. Sie müssen schnell entscheiden, was sie behalten, verändern oder abstossen wollen. Das Erfreuliche aus ihrer Perspektive ist, dass sie das quasi ohne Rücksicht auf Verluste machen können.

Hamers und sein Integrationsteam verfügen über eine massiv aufgestockte Kriegskasse. Insgesamt beläuft sich der sogenannte Badwill auf 56 Milliarden Franken – Geld, das zur Verfügung steht, um Kosten und Abschreibungen im Zuge der Integration zu decken. Zudem stellt ihnen der der Bund 9 Milliarden Franken an Garantien zur Verfügung, die zusätzliche Verluste abdecken. Ausserdem kann die UBS auf eine umfangreiche, äusserst attraktive Liquiditätslinie der Schweizerischen Nationalbank zurückgreifen.

Der frühere UBS- und CS-Chef Oswald Grübel äusserte sich skeptisch zur Integration der CS in die UBS: “Ich glaube, eine vorübergehende Verstaatlichung der Credit Suisse wäre besser gewesen”, sagte er im Spiegel. “Für die UBS wird es nicht einfach, die Credit Suisse zu integrieren, auch wenn sich die Manager bei der UBS natürlich freuen werden, dass die Bank noch grösser wird. Schmerzhaft wird es für die Mitarbeiter. Die müssen damit rechnen, dass nur die besten übernommen werden – oder die, die man für die besten hält.”