Die neue UBS
Bisher war die UBS streng nach Business Units organisiert – aufgrund ihrer Grösse könnte sich jetzt eine Regionalisierung aufdrängen.
5. April 2023 • Beat Schmid

Heute hat Sergio Ermotti seinen ersten Arbeitstag bei der UBS. Wäre er ein normaler Angestellter, würde er seinen Badge beziehen und die Logins für die UBS-Computersysteme erhalten. Es ist davon auszugehen, dass er heute erstmals mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus der Geschäftsleitung zusammenkommen wird, die sich in diesen speziellen Zeiten nun fast jeden Tag zu Lagebesprechungen trifft.

Er werde sich zunächst einmal einen Überblick verschaffen und dann sehr schnell entscheiden, wie er die neue Superbank aufstellen will, sagen Vertraute. Ebenso wichtig wie Personalentscheide auf Stufe Geschäftsleitung wird die Entscheidung sein, welches Operating Model die UBS in Zukunft fahren wird, welche operative Struktur die Bank haben wird.

Im Kern geht es darum, ob die Bank weiterhin folgende vier Unternehmensbereiche haben wird: Global Wealth Management, Personal & Corporate Banking, Asset Management und Investment Bank. Diese Units werden aktuell von Iqbal Khan, Sabine Keller-Busse, Suni Harford und Robert Karofsky geleitet.

Eine Fabrik für Mandate und Anlageprodukte

Aufgrund des Zusammenschlusses mit der Credit Suisse wird die neue UBS wesentlich grösser – mit 5 Billionen Assets under Management, davon 3,2 Billionen im Wealth Management, 1,5 im Asset Management, ein doppelt so grosses Schweiz-Geschäft. Es stellt sich die Frage, ob diese Struktur für die Grosse der Bank noch stimmt oder nicht.

Es drängt sich der Gedanke auf, das Operating Model viel stärker nach Regionen auszurichten. Asien, Europa (EMEA), Schweiz und Amerika würden so eine grössere Bedeutung im Bankkonzern bekommen. Sie wären für die Kundenbeziehungen verantwortlich. Heute besteht ein Mischmasch mit vielen Doppelspurigkeiten. Tidjane Thiam ging mit der CS genau diesen Weg. Retrospektiv war das keine dumme Entscheidung.

Wäre die Bank stärker nach Regionen organisiert, könnten die Abteilungen Global Wealth Management und das Asset Management enger zusammenrücken. Theoretisch wäre eine einzige grosse Produktionsfabrik denkbar, in der sämtliche Anlageprodukte und Mandate gezimmert werden. Dadurch könnten ebenfalls viele Doppelspurigkeiten abgeschafft werden.

Zwar sind die Regionen schon heute in der Geschäftsleitung vertreten – zum Teil sind sie nur angehängt an einer Business-Unit. So führt beispielsweise Iqbal Khan neben dem globalen Wealth Management auch die Region Europa, Naher Osten und Afrika.

CS in der Schweiz als Marke weiterleben lassen?

Obwohl UBS-Offizielle es gerne herunterspielen, entsteht durch den Zusammenschluss auch in der Schweiz ein grosser Brocken. Sabine Keller-Busse ist als Schweiz-Chefin auch für das Personal & Corporate Banking zuständig. Hier stellt sich die Frage, ob die Schweizer Geschäfte der CS in einer Tochterfirma weiterbestehen sollen.

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