Assets under Management
Eine Auswertung von Tippinpoint zeigt: Die verwalteten Vermögen von Schweizer Banken brechen im ersten Halbjahr um bis zu 15 Prozent ein. Das lässt die Erträge wegschmelzen. Doch nicht für jede Bank ist das ein Problem.
9. August 2022 • Beat Schmid

Das erste Halbjahr war für die meisten Banken ein überaus schwieriges. Diesen Schluss lässt sich aus den Halbjahresabschlüssen ziehen, die bisher veröffentlicht wurden. Grosse Rückschläge zeigen sich insbesondere bei den verwalteten Vermögen. Die Einbrüche an den Märkten liessen die Assets under Management abschmelzen wie Gletschereis in der Sommerhitze.

Gemäss den vorliegenden Abschlüssen erwischte es die Bank Vontobel am heftigsten mit einem Rückgang um 14 Prozent. Julius Bär und UBS kommen auf ein Minus von 11 Prozent. Während bei der Credit Suisse die verwalteten Vermögen um 10 Prozent schrumpften.

In absoluten Zahlen bildeten sich die verwalteten Vermögen der Banken um mehrere hundert Milliarden Franken zurück. Den höchsten Verlust muss aufgrund ihrer Grösse die UBS hinnehmen: Der Nummer eins im Schweizer Banking wurden Kundenvermögen um Umfang von über 200 Milliarden ausradiert. Bei der CS sind es über 100 Milliarden. Julius Bär verzeichnet ein Minus von 58 Milliarden Franken.

Nimmt man das alles zusammen, vernichtete der Einbruch an den Börsen bisher Vermögenswerte in der Höhe von über 400 Milliarden Franken. Das entspricht den verwalteten Vermögen einer grossen Privatbank wie Julius Bär, die per Ende Juni Asset von 428 Milliarden ausweist.

“Schlechtestes Halbjahr seit Jahrzehnten”

Zeno Staub, CEO der Bank Vontobel, sagte, dass die vergangenen Monate für alle Investoren eine grosse Herausforderung darstellten. “In den zurückliegenden fünf Jahrzehnten gab es nur vier Mal die Situation an den internationalen Kapitalmärkten, dass sowohl die Kurse an den Aktienmärkten als auch an den Bondmärkten einbrachen”, sagte er. Die Bank Julius Bär sprach von “einer der schlechtesten Sechsmonatsperioden für Kapitalmärkte seit Jahrzehnten”.

Trotz der grossen Einbrüche schnitten die Banken zum Teil völlig unterschiedlich ab. Staubs Vontobel erzielte trotz allem das zweitbeste Resultat seit der Finanzkrise mit einem Gewinn von 180 Millionen Franken. Die CS hingegen wies im Wealth Management einen Vorsteuerverlust von 96 Millionen Franken aus.

Dieser Verlust ist bemerkenswert, da das Vermögensverwaltungsgeschäft normalerweise Garant ist für zuverlässige Ertragsströme, die auch dann fliessen sollten, wenn die Börsenkurse fallen. Der Grund dafür sind unter anderem Vermögensverwaltungsmandate, die regelmässig Gebühren abwerfen.

Allerdings ist bei der CS ist der Anteil von wiederkehrenden Einkünften (Recurring Fees) gegenüber transaktionsbasierten Einkünften wie Courtagen viel kleiner als bei anderen Banken. Die Bank ist somit viel stärker den Launen der Märkte ausgesetzt.

Mit ihrem Transaktionsmodell erlebt die CS ein Waterloo

Die CS wurde von Iqbal Khan, einem früheren Wealth-Management-Chef, auf transaktionsorientiertes Banking gesetzt, das mit Lombard-Krediten gehebelt wurde. Für die CS lief das super, solange die Kurse stiegen. Das war bis November 2021 der Fall. Doch dann kippten die Märkte, und die Kunden, vor allem aus dem asiatischen Raum, lösten ihre Kreditlinien auf.

Im ersten Quartal 2021 erreichten die transaktionsbasierten Einnahmen fast eine Milliarde Franken. Im abgelaufen Quartal ist es weniger als die Hälfe. Die wiederkehrenden Einnahmen hingegen sind im gleichen Zeitraum nur leicht gefallen. Der neue Chef des Wealth Managements, Francesco De Ferrari, muss das Modell viel stärker auf Recurring Fees drehen. Bisher ist davon noch wenig zu spüren.

Die UBS ist anders aufgestellt. Ihre transaktionsbasierten Einkünfte sind im Verhältnis deutlich kleiner. Dafür sind die wiederkehrenden Einnahmen deutlich höher – 2,6 Milliarden Dollar im abgelaufenen Quartal. Die transaktionsbasierten Einnahmen beliefen sich auf 793 Millionen Dollar. Während diese im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 17 Prozent einbrachen, gingen die wiederkehrenden Einnahmen lediglich um 6 Prozent zurück.