Crypto-Crash
Maerki-Baumann unterhielt Konten für die Europazentrale der gescheiterten Plattform von Sam Bankman-Fried. Wie es dazu kam und was der Zweck der Konten war.
3. Februar 2023 • Beat Schmid

Für kein Unternehmen ist es angenehm, in Zusammenhang mit einer Milliardenpleite genannt zu werden. Doch genau das ist der Zürcher Privatbank Maerki-Baumann geschehen. Ihr Name tauchte in offiziellen Dokumenten des Konkursgerichts in Delaware auf, das die Jahrhundertpleite um das ehemalige Krypto-Wunderkind Sam Bankman-Fried aufrollt.

Wie Tippinpoint Mitte Januar berichtete, führte Maerki-Baumann drei Konten für die Europazentrale von FTX, die in Pfäffikon SZ angesiedelt war. Aufgrund des Bankgeheimnisses konnte CEO Stephan Zwahlen damals keine Stellung nehmen zu den Hintergründen der Zusammenarbeit oder dem Zweck der Konten. Inzwischen hat die Besitzerin der Konten, die FTX Europa AG, die Privatbank vom Bankgeheimnis entbunden.

Im Gespräch sagt Stephan Zwahlen: “Es sind drei Konten, über die gewöhnliche Geschäftstransaktionen abgewickelt wurden, also Löhne, Spesen etc.”. Und zwar je ein Konto für die Währungen Franken, Euro und US-Dollar. Kundengelder oder Krypto-Asset dagegen befanden sich also nicht auf den Konten. Mutmasslich wurden diese über einen anderen Abwickler transferiert.

Relaisstationen zwischen Krypto-Asset und Fiat-Währungen

Das Zuger Fintech Klarpay führte insgesamt 20 Konten für FTX-Gesellschaften in der Schweiz und im Ausland. Sie wird als Bank genannt für FTX Exchange FZE (Dubai), FTX Europe AG, FTX Switzerland GmbH, FTX Switzerland GmbH und FTX Crypto Services Ltd. Die Firma schweigt zum Hintergrund ihrer Geschäftsverbindungen mit FTX.

Maerki-Baumann war eine der ersten klassischen Banken in der Schweiz, die ins Geschäft mit elektronischen Assets eingestiegen sind. Vor ihr hatte die Bank Frick in Liechtenstein quasi ein Monopol im Vermittlungsgeschäft zwischen der Welt der Kryptos und der Welt der Fiat-Währungen.

Die Ironie ist: Obschon Krypto-Unternehmer eine Alternative zur Fiat-Welt aufbauen wollen, sind auch sie auf Dollar oder Franken angewiesen. Unternehmen aus dem boomenden Zuger Crypto Valley suchten verzweifelt nach Partnerbanken, die sie etwa nur schon brauchten, um das Gründungskapital einzuzahlen. Als sich der Einstieg von Maerki-Baumann in der Szene herumgesprochen hatte, wurde die Bank mit Hunderten von Anfragen geflutet.

Verwaltete Vermögen klettern in die Höhe

Als kleine Privatbank sah Maerki-Baumann eine Chance, nach dem Niedergang des Bankgeheimnisses in einem neuen Geschäftsfeld zu wachsen. Heute sind Blockchain- und Krypto-Unternehmen eine von vier Kundengruppen, welche die Bank bedient, neben Privat- und institutionellen Kunden sowie externen Vermögensverwaltern.

Tatsächlich veränderte der Einstieg ins Krypto-Geschäft die Bank. Die Kundschaft konnte deutlich verjüngt werden. Falls Kunden es wünschen, können den Portfolios von Privatkunden auch Krypto-Assets beigemischt werden.

Die Assets konnte die Bank in den vergangenen Jahren sukzessive steigern. 2021 kletterten sie erstmals über die Schwelle von 10 Milliarden Franken. Nach den Marktverwerfungen im letzten Jahr liegen die verwalteten Vermögen wieder leicht unter dieser Marke.