CO₂-Massnahmen
In welchen Ländern werden die klimapolitischen Massnahmen am deutlichsten verschärft? Um das herauszufinden, hat die CS den Climate Action Index entwickelt. Die Schweiz liegt an vierter Stelle.
19. April 2023 • Beat Schmid

In einer Studie sieht die Credit Suisse die Schweiz in der Spitzengruppe, wenn es um Umweltmassnahmen geht. Die Schweiz bietet “optimale Rahmenbedingungen für klimapolitische Massnahmen”, schreiben die Autoren der Studie, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

Die Schweiz habe eine verhältnismässig geringe Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, eine hohe wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit und ambitionierte Klimaziele. Das alles deute auf eine “Beschleunigung der Umweltregulierungen” in der Schweiz hin. Hinzu kommt eine “zukunftsorientierte Regierung und der politische Druck”.

Wo aber steht die Schweiz im internationalen Vergleich? Um diese Frage zu klären, hat die Credit Suisse den sogenannten Climate Action Index gebildet. Dieser Index soll Aussagen darüber erlauben, in welchen Ländern mit einer “Beschleunigung” der klimapolitischen Massnahmen zu rechnen ist. Im Ranking gehört die Schweiz zu den Spitzenreitern. Konkret liegt die Schweiz hinter Deutschland, Singapur und den Emiraten an vierter Stelle.

Die CS-Ökonomen rechnen daher, dass in der Schweiz in den nächsten Jahren die Regulierungsdichte im Nachhaltigkeitsbereich “überdurchschnittlich stark” zunehmen wird. In einem gewissen Widerspruch steht dabei, dass es energiepoltische Verschärfungen beim Stimmvolk schwer haben:

• Gegen die Totalrevision des CO₂-Gesetzes, die neue und höhere Abgaben zur Folge gehabt hätte, wurde im Frühjahr 2021 erfolgreich das Referendum ergriffen. Im September 2021 lehnte das Schweizer Stimmvolk die Vorlage mit einer knappen Mehrheit ab.

• Versenkt wurde auch die Konzernverantwortungsinitiative, die von Grossunternehmen mit Sitz in der Schweiz forderte, dass sie im In- sowie Ausland mehr Verantwortung im Nachhaltigkeitsbereich übernehmen und haftbar gemacht werden können. Allerdings kam automatisch der Gegenvorschlag des Parlaments zum Zug. Dieser sollte “nicht unterschätzt werden”, glauben die CS-Autoren. Zwar ziele der Gegenvorschlag auf Grossunternehmen ab, doch durch eine Dekarbonisierung der Wertschöpfungskette dieser Unternehmen dürften auch viele kleine und mittelgrosse Betriebe von der Vorlage zumindest indirekt betroffen sein, heisst es.

• Ein weiterer politischer Vorstoss ist die Gletscher-Initiative, die im Januar 2019 lanciert wurde. Die Vorlage soll den bestehenden Umweltregulierungen Nachdruck verleihen, indem sie eine Rechtsgrundlage schafft, um aus fossiler Energie auszusteigen. Die Initiative wurde im Oktober 2022 zugunsten des Gegenvorschlags zurückgezogen. Anstelle eines Verbots von fossilen Brennstoffen setzt der Gegenvorschlag zur Erreichung des Nettonullziels auf Massnahmen und Fördergelder in Milliardenhöhe. Zudem soll das Nettonullziel nicht in die Verfassung aufgenommen werden, sondern die konkreten Massnahmen zur Erreichung dieses Ziels in künftigen Revisionen des CO₂-Gesetzes berücksichtigt werden. Die SVP hat das Referendum ergriffen. Das Stimmvolk wird am 18. Juni darüber entscheiden.

Bessere Konditionen für Early Movers

Selbst wenn breitflächig bindende Umweltregulierungen in den kommenden Jahren ausbleiben sollten, seien die Schweizer Unternehmen “gut beraten”, wenn sie im Nachhaltigkeitsbereich “proaktiv” Massnahmen ergreifen. Die Studienautoren verweisen darauf, dass der Druck von Konsumenten, Investoren, Mitarbeitende auf die Unternehmen zunimmt, sich nachhaltig zu engagieren.

Firmen, die sich frühzeitig mit der Nachhaltigkeitsfrage auseinandersetzen, “verschaffen sich einen Vorteil”, heisst es in der Studie. Early Movers können beispielsweise von besseren Finanzierungsbedingungen profitieren.

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