Credit Suisse
Im Frühling 2022 verfolgte die damalige Geschäftsleitung unter Thomas Gottstein den Plan, das Asset Management zu verkaufen. Doch Präsident Axel Lehmann stellte sich quer.
8. August 2023 • Beat Schmid

Es wäre wohl eine der letzten Chancen gewesen, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und einen Weg aus der Negativspirale zu finden – der Verkauf der Assets Management der Credit Suisse (CSAM). Recherchen haben ergeben, dass das frühere Management unter Thomas Gottstein im Frühling 2022 den Plan verfolgte, die Sparte zu verkaufen.

Das Preisschild für die Abteilung mit verwalteten Vermögen von rund 500 Milliarden Franken und 1200 Mitarbeitenden soll bei vier bis fünf Milliarden Franken gelegen haben. Mehrere Konkurrenten sollen sich für das einstige Kronjuwel der Credit Suisse interessiert haben. Darunter auch die lokale Konkurrentin UBS.

Doch zu einem Abschluss kam es bekanntlich nicht. Ein Grund: Der damals frisch inthronisierte Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann stellte sich quer. Er, der erst im Oktober 2021 in den CS-Verwaltungsrat gewählt wurde und am 17. Januar 2022 die Nachfolge des abgesetzten António Horta-Osório antrat, soll laut zuverlässigen Quellen gesagt haben, dass das Asset Management nach einem erfolgreichen Turnaround eine tragende Säule der Bank bleiben müsse.

Axel Lehman nahmkeine Stellung und verwies an die Medienstellen von UBS und Credit Suisse. Ein CS-Sprecher nahm keine Stellung, ebenso ein Sprecher der UBS.

Letztmöglicher Zeitpunkt verpasst

Es wäre wohl der letzte Zeitpunkt gewesen, einen guten Preis für CSAM zu erzielen. Danach stiegen die Verluste und der Druck auf die Bank, eine Kapitalerhöhung durchzuführen, wurde immer grösser. Im Sommer 2022 gingen Analysten davon aus, dass der Bank rund 4,5 Milliarden Franken an Eigenkapital fehlen würden.

Als im Oktober die Schieflage der Credit Suisse immer deutlicher wurde, kamen Gerüchte über einen Verkauf von CSAM auf. Reuters berichtete am 17. Oktober, dass die Credit Suisse einen Verkaufsprozess für den amerikanischen Teil des Asset Managements eingeleitet habe. Dies war wohl eine von mehreren Notmassnahmen, die damals von Axel Lehmann und CEO Ulrich Körner, der Anfang August 2022 auf Thomas Gottstein folgte, eingeleitet wurden.

Wichtige Vorbereitungen, die einen Verkauf erleichtert hätten, wurden bereits Anfang 2021 getroffen. So wurde die Reorganisation von Ex-CS-Chef Tidjane Thiam, der das Asset Management unter das Wealth Management stellte, rückgängig gemacht. Nach dem Greensill-Debakel wurden die beiden Sparten wieder getrennt. Thiams Nachfolger Thomas Gottstein holte Ulrich Körner von der UBS an die Spitze der Abteilung.

Schon damals stand ein Verkauf der CSAM im Raum. Gottstein dementierte im März 2021 zwar, dass es Pläne gebe, die Abteilung zu verkaufen, fügte aber hinzu, dass es keine «heiligen Kühe» gebe, wenn es um die Geschäftsbereiche der Bank gehe. «Ich würde nicht sagen, dass es jetzt, da wir zwei sehr enttäuschende Vorfälle hatten, notwendig ist, die gesamte Strategie über Bord zu werfen. Aber wir müssen immer selbstkritisch sein, wenn es um Konzernstrategien geht», sagte er.

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