Marc Syz ist Managing Partner von Syz Capital, einem Unternehmen der Syz-Gruppe, die von seinem Vater gegründet wurde. Vor einem Jahr hat die Investmentgesellschaft einen Hedgefonds aufgelegt, der in Krypto-Assets investiert. Im Interview erklärt er, warum er an Bitcoin glaubt und was er im Krypto-Bereich als Nächstes vorhat.
Herr Syz, vor gut einem Jahr lancierten Sie den Hedgefonds SyzCrest Digital Uncorrelated. Wie läuft er?
Er läuft sehr gut. Unser Ziel war immer, in schwierigeren Jahren eine Rendite zwischen 10 und 15 Prozent zu erwirtschaften, was uns im ersten Jahr auch gelungen ist. Letztes Jahr hatten wir etwa 17 Prozent, dieses Jahr bewegen wir uns um 20 Prozent. Year-to-date liegen wir bei einer Performance von 9,4 Prozent.
Was sind Ihre wichtigsten Erkenntnisse aus dem ersten Jahr?
Zwei Dinge: Wir hatten das Ziel, eine geringere Volatilität als der Kryptomarkt und keine negative Rendite zu erzielen, also das Kapital zu schützen. Das haben wir erreicht. Das Produkt funktioniert also. Zweitens haben wir zusammen mit unserem Partner Willy Woo ein System entwickelt, das die Kryptowährungsbörsen permanent überwacht. In den letzten Monaten hat sich gezeigt, dass auch dieses Risikosystem funktioniert.
Wozu brauchen Sie diese Überwachung?
Das ist wichtig, weil unsere Manager auf verschiedenen Kryptoplattformen handeln. Spätestens seit dem Zusammenbruch von FTX ist klar, dass man als Investor viel Geld verlieren kann, wenn man auf der falschen Plattform aktiv ist. Unser System hat im vergangenen Jahr bei einem chinesischen Exchange Alarm geschlagen, was unsere Manager, die darüber handelten, vor einem Schaden bewahrt hat.
Können Sie uns einen Einblick in die Struktur und Zusammensetzung des Fonds geben?
Wir verfolgen eine marktneutrale Strategie. Das heisst: Arbitrage, Market-Making-Strategien oder Lending-Strategien. Also typische Strategien, die auch normale Hedgefonds-Manager anwenden. Das Ziel ist es, sich gegen grosse Marktbewegungen zu immunisieren. Insgesamt arbeiten wir mit 15 Managern zusammen, die 7 unterschiedliche Strategien verfolgen. Was wir nicht machen, sind Direktinvestitionen in Vermögenswerte wie Bitcoin.
Als sie starteten, setzten sie sich das Ziel, schnell auf 300 Millionen Dollar wachsen zu können. Wo steht der Fonds heute?
Wir sind jetzt bei etwa 80 Millionen Dollar. Mit den Zusagen, die wir haben, liegen wir unter 100 Millionen Dollar. Damit sind wir zufrieden, auch angesichts des eher schwierigen Umfelds.
Wer sind die typischen Investoren?
Zu den Investoren gehören vermögende Privatpersonen, Family Offices und kleinere Privatbanken. Aber auch klassische institutionelle Anleger wie Pensionskassen und Versicherungen.
Zählen Schweizer Pensionskassen zu Ihren Kunden?
Es gibt eine Pensionskasse eines Kantons, mit der wir im Gespräch sind. Den Namen darf ich nicht nennen. Es ist eine Kasse mit einer Hedgefonds-Strategie, die in den Kryptobereich diversifizieren will. Gleichzeitig will sie sich nicht zu starken Schwankungen aussetzen. Für traditionelle Anleger ist unser Produkt auch eine Möglichkeit, erste Erfahrungen im Kryptomarkt zu sammeln.
Können Sie etwas über die Zukunft sagen? Wo sehen Sie den Fonds in drei Jahren?
Dann werden wir sicher die Schwelle von 300 Millionen Dollar erreichen. Vielleicht auch schon früher. Aber das hängt auch von der Entwicklung des Marktes ab. Der muss gross genug sein, damit wir die 300 Millionen richtig zuteilen können. Denn wir haben Limits für einzelne Manager. Wir wollen bei keinem Manager einen Anteil von 15 bis 20 Prozent überschreiten. Wir wachsen mit den Managern und diese wiederum mit dem Markt.
Sie haben das eher schwierige Umfeld angesprochen. Mit welchen Entwicklungen haben Sie nicht gerechnet?
Im Nachgang an das Bitcoin-Halving war die Entwicklung zwar nicht gänzlich überraschend, aber doch herausfordernd. Während die Trendfolgestrategien viel Geld verloren haben, konnten wir die Vermögen mit unseren marktneutralen Strategien zwar schützen, haben aber auch nicht viel verdient, weil das Basis-Trading nahezu ausgetrocknet war. Die Handelsvolumina sind stark eingebrochen, was für uns die grösste Herausforderung darstellt. In den letzten vier Monaten waren wir nur leicht im Plus. Zum Vergleich: Im März hatten wir eine Rendite von vier Prozent in einem Monat. Vor dem Halving gab es grosse Volumina und viel Volatilität.Der Kryptomarkt ist noch jung. Das ist eine Chance, aber auch ein Risiko für Sie.
Die Entwicklung erinnert mich an das Hedgefonds-Umfeld in den 1980er und 1990er Jahren. Damals gab es viele Ineffizienzen an den Märkten. Man konnte mit einfachen Strategien relativ viel Geld verdienen. Heute ist die Situation im Kryptomarkt ähnlich. Das kann sich ändern, wenn Bitcoin auf 500’000 oder eine Million Dollar steigt und damit viel stabiler wird. Dann wird es wahrscheinlich weniger Arbitragemöglichkeiten geben.
Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung von digitalen Vermögenswerten und der Blockchain-Technologie?
Was ich mit Sicherheit sagen kann: Die Blockchain-Technologie und die Kryptowährungen werden nicht morgen sterben. Aber es wird eine Bereinigung geben. Was nicht funktioniert, wird verschwinden. Gleichzeitig werden sich die Gewichte wieder in Richtung Bitcoin verschieben. Wir glauben, Bitcoin ist der einzige digitale Vermögenswert mit hohem Potenzial für langfristige Beständigkeit. Und wir glauben auch, dass der Kryptobereich weiter wachsen wird.
Glauben Sie an eine solche Wertsteigerung?
Wir sind ganz klar der Meinung, dass der Bitcoin ein Vermögenswert ist, den man halten sollte. Wir sind vom Konzept des Proof-of-Work überzeugt. Wenn man sich anschaut, was in der Welt passiert, muss man feststellen, dass der Bitcoin der einzige Vermögenswert ist, der vor Inflation schützt. Es ist sehr schwierig vorherzusagen, wo der Bitcoin in fünf Jahren stehen wird. Aber ich bin überzeugt, dass es nur eine Richtung geben wird: Nach oben.
Woher nehmen Sie diese Gewissheit?
Dafür gibt es mehrere Gründe. Die sogenannte Adoptionsrate steigt weiter, immer mehr Menschen besitzen Bitcoins. Wenn ich gefragt werde, welches Asset man langfristig halten soll, dann gibt es für mich nur Bitcoin.
Welchen Stellenwert haben digitale Assets heute bei Syz Capital und wie sieht die Zukunft aus?
Klar ist, dass wir an unserer Strategie festhalten werden. Möglicherweise lancieren wir den Kryptofonds in einer anderen Währung als dem US-Dollar. Wir denken zum Beispiel darüber nach, dass Kunden ihre Bitcoins direkt investieren können. Gerade Anleger, die die Ur-Kryptowährung schon seit vielen Jahren besitzen, suchen nach Möglichkeiten, eine Rendite auf ihren Bitcoin-Beständen zu erzielen. Sie sagen: Eure Strategie ist gut, aber wir wollen nicht in Dollar, sondern direkt in Bitcoins investieren. Sie sehen unseren Fonds quasi als Geldmarktprodukt. Sie haben ganz andere Bedürfnisse als etwa Institutionelle, die sich im Krytobereich diversifizieren wollen.