Geldwäschereifall
Aktionärsaktivist Pieter Lakeman will, dass die niederländische Staatsanwaltschaft den ehemaligen UBS-Chef vor Gericht stellt. Wegen deren Untätigkeit hat er nun den parlamentarischen Justizausschuss bemüht - und eine Abfuhr erhalten.
14. November 2024 • Beat Schmid

Ralph Hamers dürfte bald ein Problem weniger haben. In den Niederlanden zeichnet sich ab, dass sich der ehemalige UBS-Chef wegen einer Geldwäschereiaffäre bei seinem früheren Arbeitgeber ING doch nicht verantworten muss. Die zuständige Staatsanwaltschaft macht jedenfalls keine Anstalten, den ehemaligen Chef des holländischen Bankriesen anzuklagen.

Das frustriert den Aktionärsschützer Pieter Lakeman. Der hatte in einem Aufsehen erregenden Prozess erreicht, dass die Staatsanwaltschaft eine Klage gegen den Bankmanager prüfen muss. Diese wollte zunächst nichts von einer Strafverfolgung Hamers wissen. Doch bislang scheinen die Beamten nicht weitergekommen zu sein.

In einem Post in den sozialen Medien machte Lakeman seinem Ärger darüber Luft. Kürzlich habe er den Ausschuss für Justiz und Sicherheit der Grossen Kammer des Parlaments um eine Stellungnahme «zu der Tatsache gebeten, dass die Staatsanwaltschaft es bis heute versäumt hat», Ralph Hamers vor das Strafgericht zu laden. Damit habe die Staatsanwaltschaft eine Entscheidung des Berufungsgerichts in Den Haag «ignoriert», den ehemaligen Top-Banker «strafrechtlich zu verfolgen».

Der Ausschuss für Justiz und Sicherheit sieht sich jedoch nicht zuständig und teilte dies Lakeman in einem Antwortschreiben mit. «Um die Staatsanwaltschaft besser zu informieren und sie zu ermutigen, die Strafverfolgung dennoch fortzusetzen», werde er im Namen seiner Anlegerstiftung in den kommenden Wochen Einzelheiten zu einigen «sehr offensichtlichen Unwahrheiten» veröffentlichen, die die Vertreter von Ralph Hamers dem Haager Gericht und der Staatsanwaltschaft Anfang Oktober mitgeteilt hätten.

Das Verfahren und die drohende Anklage belasteten Hamers praktisch seit seinem Amtsantritt als Konzernchef der UBS vor vier Jahren. Der ehemalige UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber stärkte seinem Chef zwar den Rücken, sagte aber auch, dass die Bank die Situation beobachte.

Lakeman läuft die Zeit davon. Spätestens Ende Jahr muss die Staatsanwaltschaft definitiv entscheiden, ob sie gegen Hamers vorgeht oder nicht. Theoretisch können die Staatsanwälte auch eine Verlängerung des Verfahren beantragen. Derzeit sieht es so aus, als würden die Ermittlungen ergebnislos eingestellt. Der 58-jährige Hamers wohnt nach wie vor in Zug. Vor einem Monat wurde bekannt, dass er bei Arta Finance als Senior Advisor einsteigt, einer von ehemaligen Google-Mitarbeitern gegründeten Wealth-Plattform.

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