Chefabwrackerin
Sie wickelt die Altlasten der Credit Suisse ab und gilt als aussichtsreiche Kandidatin für die Nachfolge von Sergio Ermotti. Ihr jetziger Job habe ein Verfallsdatum, sagt sie.
19. Dezember 2024 • Beat Schmid

Man kommt mit Hören kaum nach, so schnell purzeln ihr die Worte aus dem Mund. Beatriz Martin spricht in einem Podcast über ihren Job als Leiterin Non-Core und Legacy Operations bei der UBS. Sie spielt eine Schlüsselrolle bei der Fusion von Credit Suisse und UBS.

In der Wahrnehmung der Branche macht sie ihre Sache ausgezeichnet, sie kommt schneller voran als erwartet, so die Einschätzung. Nun äussert sie sich erstmals selbst zu ihrer Aufgabe als Chefabwrackerin der Credit Suisse. «Um ehrlich zu sein, war es einfacher, als wir anfangs dachten», sagt sie im Gespräch mit den Bloomberg-Journalisten Francine Lacqua und David Merritt. Über ihren Tisch laufen die Entscheidungen, welche Positionen der gescheiterten Grossbank übernommen, verkauft oder abgeschrieben werden.

Über 90 Prozent ihres Teams hätten einen CS-Hintergrund. Zur mittlerweile berühmt-berüchtigten CS-Firmenkultur sagt sie: «Ich persönlich habe noch nichts erlebt, wo man sagen könnte: Oh, diese Kultur war wirklich schlecht.» Es seien Einzelpersonen, die Dinge tun, die eine Bank in Schwierigkeiten bringen können. Die meisten hätten die Bank schon vor der Übernahme verlassen. Generell sei die Kultur bei der CS vielleicht eher ertragsorientiert gewesen, während bei der UBS mehr auf die Eigenkapitalrendite geachtet worden sei.

Das Verfallsdatum für ihren Job im Non-Core-Bereich sei im Jahr 2026. «Sergio hat immer gesagt, dass er nach 2026 einen Schlussstrich ziehen und nicht mehr über Integration sprechen will», sagte sie. Derzeit habe sie etwa 70 Prozent ihrer Arbeit erledigt. Aber es gebe noch viel zu tun. 2025 werde ein «sehr wichtiges Jahr für die Bank».

Ihre Pläne nach 2026

Zu ihren Plänen nach 2026 äusserte sich die Kandidatin für die Nachfolge von Sergio Ermotti diplomatisch. Sie sei CEO von Grossbritannien und Leiterin der Region EMEA. Zudem sei sie in der Konzernleitung für Nachhaltigkeit zuständig. Inzwischen verbringe sie wieder mehr Zeit bei Kunden, was sie liebe. Das habe sie auch schon vor ihrer Integrationsarbeit getan.

«Ich glaube, dass ich hier einen grossen Mehrwert schaffen kann», sagt sie selbstbewusst. Trotz allem sei Europa nicht tot. Es gebe viel zu tun. Sie werde daher «definitiv mehr Zeit» darauf verwenden, das Wachstum in Europa voranzutreiben.

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