Spekulationen um UBS
Die UBS werde stark umworben von der Trump-Administration, schreibt ein amerikanisches Revolverblatt. Derweil soll Sergio Ermotti als CEO noch ein paar Jahre anhängen.
3. November 2025 • Beat Schmid

Die Grossbank UBS bewegt weiter – der Schweizer Bankengigant nähere sich «dem historischen Schritt, die Schweiz zu verlassen», schrieb das US-Revolverblatt New York Post letzten Freitag. Laut dem Reporter Charles Gasparino handle es sich dabei um einen «drastischen und historischen Schritt», der als Reaktion auf die «übermässigen regulatorischen Auflagen» der Schweiz und das «aggressive Umwerben der Trump-Regierung» zu verstehen sei.

Wirklich harte News hatte der Bericht nicht zu bieten – er tischte vielmehr Altbekanntes auf, wie das seit Monaten bekannte Bemühen der UBS, in den Vereinigten Staaten weitere Bankenlizenzen zu erwerben, um mehr Kredite vergeben zu können. Konkret wurde letzten Montag bekannt, dass die UBS einen Antrag für eine nationale Banklizenz (National Bank Charter) eingereicht hat. Und der Bericht wärmte frühere Spekulationen auf, wonach die UBS in den USA den Kauf einer Bank oder eine Fusion erwägen würde, weshalb es zu Kontakten mit der Trump-Regierung gekommen sei.

Die UBS hat sich nicht zu den Spekulationen geäussert. Wenn Spekulationen über eine Sitzverlegung in die USA auftauchen, verweist sie in der Regel auf frühere Aussagen von Sergio Ermotti und Colm Kelleher, wonach die UBS alles daran setze, in der Schweiz bleiben zu können. Da die Bank bisher eine Verlegung des Hauptsitzes allerdings nie klar dementierte, hält sich das Thema weiter am Köcheln.

Derweil sah sich nun sogar der Präsident der Bankiervereinigung bemüssigt, sich in der Sache zu äussern. Marcel Rohner – der während der Finanzkrise kurzzeitig selbst CEO der UBS war – sagte in der SonntagsZeitung, er sei «überzeugt, dass die UBS weiterhin in der Schweiz bleibt». Die Bank sei ein «ganz wichtiger Pfeiler des Finanzplatzes». Um dann allerdings zu relativieren: «Wenn die Rahmenbedingungen in der Schweiz im Verhältnis zu anderen Standorten schlecht werden, dann ist der Verwaltungsrat gezwungen, Alternativen auszuloten.»

«Deal des Jahrzehnts»

Ob eine Sitzverlegung die einzige Alternative wäre und ob dem Verwaltungsrat auch andere zur Verfügung stehen, darauf ging das Interview nicht weiter ein. Auch der Markt tappt seit Monaten im Dunkeln, wie es mit der UBS weitergeht. Das drückt auf das Vertrauen. Die Bank sei auf dem besten Weg, die Übernahme der Credit Suisse zum «Deal des Jahrzehnts» zu machen, da die entstandenen Grössenvorteile über alle Geschäftsbereiche hinweg immer deutlicher zum Tragen kommen, schrieben Analysten der Deutschen Bank. «Dies könnte jedoch durch die Regulierung und den neuen Rechtsstreit um AT1-Anleihen der CS erheblich beeinträchtigt werden.»

Während die UBS die kontrollierbaren Faktoren weitgehend im Griff habe, gelte für das externe Umfeld das Gegenteil, heisst es weiter im Bericht. Die Pläne des Bundes zum Eigenkapitalregime bedeuten für die UBS, dass «der schlimmste Fall effektiv zum Basisszenario wurde», während der AT1-Entscheid des Bundesverwaltungsgerichts eine weitere potenzielle Belastung in Milliardenhöhe für das Kapital geschaffen habe.

Laut den Analysten der Deutschen Bank wäre die Bank stark betroffen, wenn sie die Anleihen wieder in die Bilanz nehmen müsste. Kommt es so, würde das die Bank während Jahren belasten. Teile dieses Szenarios seien bereits in den Aktienkursen der UBS eingepreist, heisst es weiter.

Sergio Ermotti soll länger bleiben

Offenbar werden bereits Pläne gewälzt, dass Sergio Ermotti angesichts der Probleme ein paar Zusatzschlaufen als CEO dreht. Wie Bloomberg in einem Beitrag schreibt, würden es einige «hochrangige Persönlichkeiten» begrüssen, wenn der Tessiner über das geplante Ende seiner Amtszeit Anfang 2027 hinaus im Amt bleiben würde. Bisher ging die Bankszene davon aus, dass Ermotti nach einem Jahr Cooling-off in den Verwaltungsrat der UBS wechselt.

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