Eine schwarze Mitarbeiterin hat das World Economic Forum und sein Gründer in New York wegen Rassendiskriminierung und Benachteiligung aufgrund ihrer Mutterschaft verklagt.
9. Juli 2024 • Beat Schmid

Das Weltwirtschaftsforum in Davos wird seit mehr als 50 Jahren von Klaus Schwab gelenkt. Kurz vor seinem angekündigten Rücktritt im Jahr 2025 werden heftige Vorwürfe gegen ihn und seine Organisation laut. Im Juni berichtete das Wall Street Journal erstmals in einer grossen Recherche über eine angeblich frauen- und schwarzfeindliche Arbeitsplatzkultur am WEF.

Am Montag wurde nun von einem Bezirksgericht in Manhattan eine Klage gegen das WEF und dessen Gründer Klaus Schwab eingereicht. Die Organisation mit Hauptsitz in Cologny GE soll einer New Yorker Mitarbeiterin mitgeteilt haben, dass sie nach ihrem Mutterschaftsurlaub nicht mehr an ihren Arbeitsplatz zurückkehren könne, heisst es in der Klageschrift.

Die Klage wurde von Topaz Smith eingereicht, über deren Vorwürfe das Wall Street Journal (Abo) bereits berichtet hatte. In der Klage heisst es, das Forum diskriminiere seine schwarzen Mitarbeiter «systematisch» und versuche, «schwarze Mitarbeiter von Davos fernzuhalten». Smith nahm per Videoschaltung an den Sessions teil, die sie für die Konferenz in Davos organisiert hatte. Das WEF habe sich geweigert, ihre Reisekosten zu übernehmen.

«Offensichtliche Diskriminierung»

Smith hatte vor ihrem Mutterschaftsurlaub eine andere Rolle mit mehr Kundenkontakt übernommen. Als sie zurückkam, konnte sie nicht in ihren ursprünglichen Job zurückkehren. Stattdessen wurde der Mutter von Zwillingen eine auf sechs Monate befristete Stelle angeboten. Laut WEF-Homepage arbeitet Topaz Smith als Project Lead Travel and Tourism für die Organisation.

Die Stelle sei ein Manöver, um die «offensichtliche Diskriminierung» des Forums zu verschleiern, so der Vorwurf in der Klage. Smiths ursprüngliche Stelle soll Anfang dieses Jahres durch eine nicht schwangere, weisse Frau besetzt worden sein. Das WEF weist die Anschuldigungen zurück. Ein Sprecher sagte gegenüber Bloomberg: «Es ist enttäuschend, dass solche falschen Behauptungen gemacht werden, aber jetzt, wo diese Angelegenheiten vor Gericht sind, wird die Leichtfertigkeit und Falschheit dieser Behauptungen klar werden.»

Das WEF hatte im Mai bekannt gegeben, dass sich der inzwischen 86-jährige Schwab aus der aktiven Führung der Organisation zurückziehen und bis Januar in eine nicht-operative Funktion wechseln werde.

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