Die massive Gewinnsteigerung von Glencore hat sich abgezeichnet. Fast alle Rohstoffe, die Glencore fördert und vermarktet, erlebten letztes Jahr zum Teil deutliche Preissteigerungen. Das liess die Kassen klingeln: Der Bergbaukonzern aus Baar ZG wies für das vergangene Jahr einen Reingewinn von 5 Milliarden Dollar aus. Im Krisenjahr 2020 hatte das Unternehmen noch einen Verlust von knapp 2 Milliarden geschrieben.
Glencore schlägt eine Erhöhung der Dividende vor und startet ein neues Aktienrückkaufprogramm in der Höhe von maximal 550 Millionen. Bereits im August startete Glencore einen Rückkauf im Umfang von 650 Millionen.
Bluebell Capital konkretisiert Kohleabspaltung
Der kleine aktivistische Hedge-Fonds Bluebell Capital Partner macht Glencore das Leben schwer. Letzte Jahr hatte der Investor aus London erstmals den Zuger Rohstoff-Konzern aufgefordert, sein Kohlegeschäft in eine separate Einheit abzuspalten. Am Montag hat Bluebell seine Forderung bekräftigt und dabei neue Ideen präsentiert, wie dies gehen soll.
Der 200-Millionen-Hedge-Fonds will, dass der Konzern die Kohleaktivitäten zum Nennwert in eine neu zu schaffende Gesellschaft ausgliedert. Glencore soll noch mit 9 Prozent am Kapital des neuen Unternehmens beteiligt sein, aber über Stimmrechtsaktien eine Kontrollmehrheit ausüben können. Auch soll Glencore weiterhin die Kontrolle über die Kohlevermarktung behalten.
«Moralisch inakzeptabel und finanziell angezählt»
Damit, so das Kalkül von Bluebell, soll Glencore etwas von Kohlestaub abschütteln können, der auf dem Aktienkurs des Unternehmens lastet. Die Aktien des Zuger Unternehmens werden von Aktionären wegen des Kohlegeschäfts gemieden. Die beiden Bluebell-Capital-Partner Giuseppe Bivona und Marco Taricco nannten das Geschäft mit Kohle «moralisch inakzeptabel und finanziell angezählt».
Glencore hat sich zu den jüngsten Plänen von Bluebell noch nicht geäussert. Letztes Jahr erteilte Glencore-Chef Gary Nagle den Ideen eine Absage und verteidigte die Strategie des Unternehmens, keine neuen Investitionen im Kohlegeschäft zu tätigen und die Produktion langsam auslaufen zu lassen, um bis 2050 die Pariser Klimaziele zu erreichen. Diesem Ziel sieht sich Glencore weiterhin verpflichtet, wie das Unternehmen heute mitteilte.
Der Südafrikaner ist überzeugt, dass dies besser für das Unternehmen und die Welt sei. Wenn er das Kohlegeschäft abgespalten würde, könne es sein, dass unter neuen Eigentümern mehr abgebaut werde als unter dem Glencore-Plan. Dem Unternehmen könne vertraut werden, dass es tatsächlich die Kohleförderung zurückfahre. «Wir erzählen keine Märchen», sagte er in einem Interview mit der NZZ letztes Jahr.
Die Argumente des Glencore-Chefs haben etwas für sich. Eine Abspaltung – in Zusammenhang mit «dreckigen» Geschäftszweigen auch Brown Spinning genannt – kann problematisch sein. Das zeigt ein Beispiel in Südafrika. Wenige Tage, nachdem die Bergbaufirma Anglo American ihr südafrikanisches Kohlegeschäft separat die Börse gebracht hatte, sagte der Chef der neuen Firma gegenüber Bloomberg trotzig: «Ich habe diesen Job nicht übernommen, um die Kohleminen zu schliessen.» Der Aktienkurs von Thungela Resources, so heisst die in Johannesburg gelistete Firma, hat sich seit dem Börsengang Anfang Juni 2021 mehr als verfünffacht.
Kompliziertes Konstrukt gegen Brown Spinning
Dieser Problematik scheint sich Bluebell Capital bewusst sein. Deshalb schlägt sie ein Modell vor, das Glencore erlauben würde, die Kohle-Assets von der Bilanz zu schieben, aber gleichzeitig weiterhin die Kontrolle über das Geschäft auszuüben. Ob die Aktionäre sich für ein relativ kompliziertes Abspaltungskonstrukt mit A- und B-Aktien gewinnen lassen, ist fraglich. In London jedenfalls, wo der Zuger Rohstoffhändler gelistet ist, sind solche Strukturen verpönt.
Glencore ist mit einer Fördermenge von über 67,7 Millionen Tonnen eines der weltweit grössten Kohleabbauunternehmen der Welt. Die Kohle wird hauptsächlich für die Stromproduktion verwendet.