Crypto im Tränental
Der Absturz des Bitcoins ist spektakulär. Doch schlimmer trifft es die digitalen Handelsplätze wie die Schweizer Smart Valor. Seit dem Börsengang beträgt das Minus 83 Prozent.
23. September 2022 • Beat Schmid
Ein Rückgang um 83 Prozent in sieben Monaten. Viel schlechter hätte der Börsengang der Zuger Krypto-Handelsplattform Smart Valor nicht ausfallen können. Verwaltungsratspräsidentin und Mitgründerin des Unternehmens ist Olga Feldmeier, eine gebürtige Ukrainerin und Aushängeschild des Zuger Crypto Valley. Smart Valor ist an der schwedischen Filiale der US-Börse Nasdaq gelistet.
Im Vorfeld des sogenannten Merge, eines technischen Updates der Ethereum-Blockchain, war Feldmeier noch voller Optimismus. “Der Ethereum Merge ist ein Schlüsselmoment für die Branche der digitalen Assets”, sagte sie in gesponserten Beiträgen und in den sozialen Medien. Sie glaube, dass dies erst der “Anfang der Möglichkeiten” sei, die das Update für digitale Assets bereithalte.
Sie sei stolz darauf, eine sichere Plattform für “eine noch grössere Krypto-Partizipation für alle” anbieten zu können. Um den Handel mit Ether, der auf der Ethereum-Blockchain basierenden Kryptowährung, anzukurbeln, stellte Feldmeier Ether-Käufern zusätzlich eigene Valor-Tokens zur Verfügung.
The Merge löste keine Euphorie aus
Der Merge ging am Donnerstag vor einer Woche erfolgreich über die Bühne. Doch zu einen Kursfeuerwerk kam es nicht. Im Gegenteil: Die Währung verlor in den vergangenen Tagen 21 Prozent. Gestern, als verschiedene Notenbanken weitere Zinserhöhungen ankündigten, stieg der Kurs des Ethers und des Bitcoins gegenüber dem Dollar. Analysten befürchten jedoch, dass der Ether-Kurs bald wieder deutlich fallen könnte, weil digitale Währungen es tendenziell schwer haben bei steigenden Zinsen. Die Euphorie jedenfalls ist verflogen. Das lässt auch am Kurs von Smart Valor ablesen, der seit Wochen von einem Allzeittief zum nächsten fällt. Er liegt aktuell bei 5,97 schwedischen Kronen. Smart Valor liegt auch im Vergleich zu anderen börsenkotierten Handelsplätzen wie Coinbase hinten, die weniger verloren haben. Auch der Kurs des Bitcoins ist weniger stark gefallen als die Smart-Valor-Aktie, die kaum mehr gehandelt wird.
Kryptoplattformen versuchen zum Teil mit fragwürdigen Aktionen, die Kurse zu stützen. Gestern wurde bekannt, dass Coinbase eine Gruppe von Wall-Street-Händlern engagiert habe, um versuchsweise einen Eigenhandel aufzuziehen. Sie erhielten 100 Millionen Dollar, um mit Kryptowährungen auf dem eigenen Buch zu spekulieren. Zuvor sagten Vertreter von Coinbase vor einem Ausschuss des US-Kongresses, keinen Eigenhandel zu betreiben.
Das erinnert an die Finanzkrise von 2008. Damals kamen die Banken ins Schleudern, weil sie mit Subprime-Hypothekenpapieren Eigenhandel betrieben hatten und sich verspekulierten. In der Folge wurde das sogenannte Proprietary Trading durch die Volcker-Gesetze in den USA verboten.
Wegen den fallenden Krypto-Kursen kommt es zu Entlassungswellen. Coinbase kündigte im Juni den Abbau eines Fünftel der Belegschaft an. Weitere Entlassungen meldeten BitPanda, BlockFi und Crypto.com.
Bei Smart Valor kann es zu keiner Entlassungswelle kommen, da das Unternehmen gemäss eigenen Angaben nur 25 Personen beschäftigt. Die monatlichen Lohnkosten betragen 600’000 Franken, wie im Quartalsbericht nachzulesen ist.