Analyse
Seit vier Quartalen schrumpfen die Erträge. Solange das so ist, können es die UBS-Chefs vergessen, die Bewertung der Grossbank auf das Niveau der US-Konkurrenz hochzuschrauben.
1. Februar 2023 • Beat Schmid

UBS-Chef Ralph Hamers und sein Chairman Colm Kelleher werden nicht müde zu betonen, dass die Bank unterbewertet sei gegenüber ihren amerikanischen Konkurrenten. Seit über einem halben Jahr versuchen sie nun schon, mit Roadshows und Visiten an der Wall Street wichtige Investoren zu überzeugen, bei der Schweizer Grossbank einzusteigen. Der Erfolg der Bemühungen ist bisher überschaubar.

Gestern folgte dann die Ernüchterung. Die Aktie der UBS tauchte trotz höchstem Jahresgewinn seit 2006 um 2 Prozent. Was den Markt wenig überzeugt hat, dürften die sinkenden Erträge in fast allen Sparten der Bank gewesen sein. Im Investmentbanking schnitt die UBS deutlich schlechter ab als die US-Konkurrenz.

Aber auch in der Paradedisziplin, der Abteilung Global Wealth Management, schrumpften die Erträge trotz Zinshausse um 3,8 Prozent. Zwar dürften weitere Zinserhöhungen und die Öffnung Chinas für eine vorübergehende Erholung sorgen. Doch das Grundübel bleibt: Hamers will es nicht gelingen, Wachstum zu kreieren.

Es fehlt eine glaubwürdige Wachstumsstory

Doch solange die Topline schwächelt, können es Hamers und Kelleher vergessen, die Bewertung der Grossbank auf US-Niveau hochzuschrauben. Zumal die UBS mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von aktuell 1,2 eine der am besten bewerteten Grossbanken in Europa ist. Schnellwachsende Konkurrenten wie Unicredit mit einem tiefen Kurs-Buchwert-Verhältnis scheinen derzeit eher in der Gunst der Anleger zu stehen.

Was den beiden fehlt, ist eine glaubwürdige Wachstumsstory. Als Hamers antrat, entwickelte er die Idee, die Bank stärker in das Segment der sogenannten Core-Affluents hineinzubringen. Er wollte eine gehobene Retailkundschaft mit invertierbaren Vermögen ab 250’000 Franken erschliessen.

Doch Präsident Colm Kelleher hielt nichts von den Plänen seines CEOs. Der Wall-Street-Banker stiess alle Entscheide von Hamers in diese Richtung wieder um: Er schoss den Wealthfront-Deal ab, will vom Affluent-Segment nichts wissen und sieht die UBS vor allem als Bank der Superreichen, der Ultra High-net-worth Individuals mit Vermögen ab 30 Millionen Franken.

Schaut man in die Bank, stellt man fest, dass die Strategie noch immer die gleiche ist, die Sergio Ermotti vor bald 12 Jahren entwickelte. Möglicherweise hat sie sich überholt.