Sustainability-Rangliste
Schweizer Vermögensverwalter schaffen es nicht in die Top 10 von ShareAction. Das passt nicht so recht zum Anspruch, im Bereich Sustainable Finance zur Weltspitze zu gehören.
28. Februar 2023 • Beat Schmid

Das britische NGO ShareAction fordert die Finanzindustrie regelmässig auf, mehr gegen den Klimawandel und soziale Probleme zu unternehmen. Das tat sie auch diesen Montag, als die Organisation den Bericht “Point of No Returns” veröffentlichte. Die Studie, die alle zwei Jahre herauskommt, untersucht 77 grosse Asset-Manager, die kumuliert ein Kundenvermögen von über 77 Billionen Dollar verwalten.

Gemäss ShareAction hat es die “überwiegende Mehrheit versäumt, in einer Weise zu investieren, die das Klima, die biologische Vielfalt und die Menschen schützt”. Zwei Drittel der untersuchten Vermögensverwalter, die total 60 Billionen Dollar verwalten, erhielten eine CCC-Bewertung oder schlechter, was auf “gravierende Lücken” in ihren verantwortungsvollen Anlagepolitik hinweist.

Die vier grössten Vermögensverwalter der Welt – Blackrock, Vanguard, Fidelity und State Street – kommen auf tiefe D- oder E-Ratings. “Das bedeutet, dass die Manager mit dem grössten Einfluss am schlechtesten abschneiden”, hiesst es in dem Bericht. Blackrock und Co. erfüllten nicht einmal die “grundlegenden Kriterien, um die Menschen und den Planeten für kommende Generationen zu schützen”, sagt ShareAction-Analystin Claudia Gray.

Pictet ist bester Schweizer Asset-Manager

In der Studie schneiden europäische Asset-Manager besser ab als US-amerikanische oder asiatische. Auf den ersten 10 Plätzen befinden sich ausschliesslich europäische Firmen: Robeco liegt wie schon vor zwei Jahren an der Spitze. Hinter den Niederländern folgen BNP Paribas, Aviva, Legal & General, Schroders, MN, AXA, Swedbank, SEB und Nordea. Auf Platz 11 kommt mit New York Life Investments der erste Vermögensverwalter aus den USA.

Einen grossen Sprung nach vorne – vom 58. auf den 13. Platz – machte J.P. Morgan. Interessant ist auch, dass die DWS Group der Deutschen Bank, die wegen Greenwashing-Vorwürfen in die Schlagzeilen kam und deshalb ein Verfahren am Hals hat, 7 Plätze gutmachen konnte und neu auf Platz 12 liegt.

Einige Schweizer Asset-Manager verbesserten sich ebenfalls. Pictet machte 8 Ränge gut und liegt neu auf Platz 14. Unverändert auf Platz 33 rangiert UBS. Swisscanto verlor 9 Plätze und liegt neu auf Rang 38. Die Schlusslichter bilden Swiss Life, Credit Suisse und Vontobel, die auf den Rängen 52, 61 und 69 liegen. Vontobel kommt lediglich auf ein E-Rating.

Wie ShareAction mitteilt, hätten auch die besten Vermögensverwalter einen “blinden Fleck” – die Organisation macht diesen bei der Biodiversität aus. Der Schutz wichtiger Lebensräume wie Wälder, Flüsse und Meere würde bei der Verwaltung der Anlagen oft nicht berücksichtigt.

Das NGO aus London trat an der letztjährigen Generalversammlung der Credit Suisse prominent in Erscheinung. Zusammen mit der Ethos-Stiftung und 31 institutionellen Investoren lancierte es einen Vorstoss, der die CS verpflichtet hätte, in ihren Statuten Klimaschutzmassnahmen festzuschreiben und ihr Engagement im Bereich fossiler Brennstoffe herunterzufahren.

Die Klimaallianz scheiterte: 77 Prozent der Aktionäre sagten nein zu dem Vorschlag. Sehr zum Ärger der klimaktivistischen Investoren lehnte auch Blackrock die Statutenänderung ab. Der Ethos-Direktor Vincent Kaufmann kritisierte damals die fehlende Unterstützung scharf.

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