Der britische Finanzkonzern verlagert das Backoffice im Zürcher Westpark nach England. Jede fünfte Stelle fällt weg. Die Schweiz soll aber wichtig bleiben.
12. Juli 2023 • Beat Schmid
Es ist ein Hammerschlag für die Mitarbeitenden im Backoffice der Schroder Bank. Diese Woche wurden sie darüber informiert, dass der britische Finanzkonzern beschlossen hat, ihre Arbeitsplätze vom Zürcher Westpark nach Horsham im Süden Londons zu verlegen.
Ein Sprecher bestätigt entsprechende Informationen von Tippinpoint: «Wir haben entschieden, viele Aufgaben, die derzeit im Service-Center im Zürcher Westpark ausgeführt werden, in das zentrale Operation Center von
Schroders in Horsham, England, zu verlagern.»
Laut zwei unabhängigen Quellen werden rund 100 Mitarbeitende in Zürich ihre Stelle verlieren. Die genaue Zahl steht noch nicht fest, da für die Betroffenen nach internen Lösungen gesucht wird.
Sozialplan in Ausarbeitung
Schroders will sich auf keine Zahl festlegen. Der Sprecher bestätigt, dass sich das Unternehmen verpflichtet habe, «einen Sozialplan auszuarbeiten, um unsere Mitarbeitenden in dieser herausfordernden Zeit zu unterstützen».
Das Finanzunternehmen beschäftigt in Zürich und Genf nach eigenen Angaben 500 Mitarbeitende. Mit der Verlagerung des Backoffice fällt nun jede fünfte Stelle weg. In Horsham betreibt das Unternehmen bereits ein Dienstleistungszentrum. «Es ist klar, dass die Lohnkosten dort viel tiefer sind als in Zürich», sagt ein Insider.
Der Umzugsentscheid stelle sicher, dass die Gruppe optimal positioniert sei, um ihre Wachstumspläne im Wealth Management weltweit voranzutreiben. «Die Umstrukturierung ist Teil eines umfassenden Übergangsplans, der bis Ende 2024 abgeschlossen sein soll», teilt
Schroders mit.
In der Schweiz bietet die Gesellschaft neben dem klassischen Asset-Management, für das sie bekannt ist, auch Private-Banking-Dienstleistungen an. Diese sind in der Schroder Bank zusammengefasst. Die Schweiz als wichtiges Offshore-Zentrum hat innerhalb der britischen Gruppe ein grosses Gewicht.
Zürich und Genf sollen wichtig bleiben
Die Londoner Gruppe will weiterhin am Standort Schweiz festhalten. «Wir bekräftigen unser Bekenntnis zum Standort Schweiz zu 100 Prozent», sagt der Sprecher.
Schroders sei seit 1967 in der Schweiz tätig und verwalte hier aktuell Vermögen von über 41 Milliarden Franken.
Zudem habe das Unternehmen sein lokales Geschäft in den vergangenen Jahren um neue Geschäftsfelder wie Private Equity, Immobilien und Impact Investing erweitert, sagt der Sprecher. So hat das Unternehmen 2019 die Zürcher Impact-Boutique BlueOrchard übernommen.
Im Juni berichtete
Inside Paradeplatz über einen möglichen Wegzug des Backoffice. Noch sei nichts entschieden, sagte damals Adrian Nösberger, CEO der Schroder Bank. Nun sind die Würfel gefallen.
Schroders wurde 1800 von dem deutschen Zucker- und Baumwollhändler J. Henry Schröder gegründet. Handelsfinanzierungen wurden bald zum wichtigsten Geschäftszweig. Noch heute kontrollieren die Nachfahren des Gründers das Unternehmen, das heute ein Anlagevolumen von 737 Milliarden Pfund verwaltet.