Einstieg des Preisbrechers
Der Smartphone-Finanzdienstleister baut das Angebot in der Schweiz aus. Finanzexperte und Fintech-Unternehmer Adriano Lucatelli glaubt, Schweizer Neobanken können mit ebenbürtigen Konditionen mithalten – für andere wird es schwieriger.
29. Oktober 2024 • Beat Schmid

Bisher ist der Finanzdienstleister mit Sitz in London vor allem für seine günstigen Kreditkartenkonditionen bekannt. Bereits 900’000 Schweizer Kundinnen und Kunden sollen zumindest gelegentlich die Debitkarte nutzen, um im Ausland von günstigen Konditionen zu profitieren. Künftig will die Finanz-App mehr vom Kuchen. «Wir wollen zur Hausbank der Schweizerinnen und Schweizer werden», liess der Revolut-Schweiz-Chef Julian Biegmann verlauten.

Das klingt nach einer Kampfansage an die hiesigen Banken – und ist auch so zu verstehen. Doch ist davon zu halten? «Revolut ist eine grosse Erfolgsgeschichte», sagt Adriano Lucatelli von Descartes Finance. «Mit 900’000 Kunden in der Schweiz war es klar, dass sich das Unternehmen lokalisiert.» Wenn man – wie Yuh und andere Neo-Banken – über eine grosse Kundenbasis verfüge, den lokalen Markt kenne und sich entsprechend positionieren könne, eröffne dies Wettbewerbsvorteile, ist der Experte überzeugt.

«Ich glaube nicht, dass Yuh, Neon und andere Probleme bekommen werden», sagt Lucatelli. Die Schweizer Neobanken können bei den Kreditkartengebühren mit Revolut mithalten und bieten ebenfalls Funktionen wie Factional Trading oder sogenannte Gratis-ETFs an. Ihr Vorteil sei zudem, dass hinter ihnen Banken mit einer Schweizer Lizenz stehen. «Klassische Retailbanken wie Kantonalbanken oder Raiffeisen, denen Revolut einen Teil des Geschäfts streitig machen könnte, müssen sich eher Gedanken machen», sagt Lucatelli.

Aktuell reiche das Angebot von Revolut noch nicht aus, um das Schweizer Banken überflüssig zu machen, glaubt Lucatelli. «Sollte Revolut aber in Zukunft auch ein Lohnkonto, Twint-Funktionalität und ein rudimentäres Asset Management anbieten sowie in die Vorsorge einsteigen, würde das Unternehmen plötzlich in einer anderen Liga spielen.»

Neu erhalten Schweizer Kunden zwar eine Schweizer IBAN-Nummer, doch ihr Geld liegt bei einer Bank in Litauen mit dem Namen Revolut Bank UAB.

«Unser Ziel ist es, pro Jahr mindestens 250’000 neue Kunden zu gewinnen», sagt Revolut-Schweiz-Chef Biegmann. Ein Spaziergang wird das nicht. Die Tatsache, dass keine Bank mit Schweizer Lizenz im Hintergrund steht, dürfte das Potenzial stark einschränken. Skeptische Zeitgenossen, die sich bisher von Revolut ferngehalten haben, wird man ohne Schweizer Lizenz kaum überzeugen können.

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