Northvolt gehörte zur Spitzenliga der mit Risikokapital finanzierten Unternehmen in Europa. Seit seiner Gründung 2016 hat der Batteriehersteller mit Sitz in Stockholm mehr als 13 Milliarden Dollar an Eigen- und Fremdkapital eingesammelt. Als das Unternehmen kürzlich in den USA Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragte, verfügte es laut einer SEC-Mitteilung noch über 30 Millionen Dollar in bar und hatte mehr als 5,8 Milliarden Dollar Schulden bei seinen Gläubigern.
Bei Northvolt kamen viele Probleme zusammen. Das unmittelbar gravierendste war, dass es dem Unternehmen nicht gelang, die Produktionsziele für versandfertige Batteriezellen zu erreichen. Im Juni kündigte der Autohersteller BMW einen Vertrag über 2 Milliarden Euro wegen Lieferproblemen. BMW ist auch Aktionärin des Unternehmens.
Im September stellte Northvolt 20 Prozent der Belegschaft auf die Strasse und stoppte Pläne zur Erweiterung einer Fabrik in Schweden. Gleichzeitig hatte das Unternehmen Schwierigkeiten, weitere notwendige Finanzmittel aufzutreiben. Die Verluste vor Steuern stiegen von 318 Millionen Dollar im Geschäftsjahr 2022 auf 1,2 Milliarden Dollar im Geschäftsjahr 2023.
Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens ist auch CEO Peter Carlsson zurückgetreten. Mit diesem Schritt soll der Weg frei gemacht werden, um das Unternehmen zu restrukturieren und neues Kapital zu beschaffen. Die bisherigen Investoren müssen mit hohen Verlusten rechnen.
Volkswagen ist mit einem Anteil von 21 Prozent der grösste Aktionär. VW hat in zwei Runden 1,4 Milliarden Euro in das Unternehmen gesteckt. Für den angeschlagenen Autokonzern kommen die Abschreibungen zur Unzeit.
Goldman Sachs ist mit einem Anteil von 19,2 der zweitgrösste Geldgeber von Northvolt. Die Investmentbank stieg 2019 ein. Medienberichten zufolge wird die Bank ihre Beteiligung von knapp 900 Millionen Dollar per Ende Jahr auf null abschreiben. Laut aktuellem Geschäftsbericht (siehe Tabelle) sind auch mehrere Pensionskassen von der Pleite betroffen, darunter die schwedischen Kassen ATP und AMF.
Laut Angaben von Northvolt gehört auch die Schweizer Privatbank J. Safra Sarasin zu den Gläubigern. Sie ist eine der Investorinnen einer Wandelanleihe über insgesamt 2,3 Milliarden Dollar, die Northvolt in zwei Tranchen ausgegeben hat.
Wie hoch das effektive Engagement von J. Safra Sarasin und damit das Verlustpotenzial ist, ist nicht öffentlich bekannt. Der Anteil der Bank wird im Geschäftsbericht von Northvolt nicht separat ausgewiesen. Unbekannt ist auch, ob und in welchem Ausmass Kunden von Safra Sarasin von der Northvolt-Pleite betroffen sind. Eine Anfrage blieb trotz mehrmaliger Nachfrage unbeantwortet.