Rüschliker Immobilieninvestor Norbert Ketterer
Der Zürcher Immobilieninvestor gerät mit seiner riesigen Wohnungsbaufabrik unter Druck. In Deutschland droht ihm die Entmachtung.
30. Januar 2025 • Beat Schmid

Von vielen Investments musste sich Norbert Ketterer bereits trennen. Nun könnte er auch die Mehrheit an seinem jüngsten Venture verlieren: der Holzbaufirma Nokera – der Firmen, die als Trikotsponsor des Zürcher Stadtclubs FCZ bekannt wurde. Mit der industriellen Fertigung von Holzmodulen wollte er den deutschen Wohnungsbau revolutionieren und nebenbei die Wohnungsnot lindern.

In Ostdeutschland liess er eine riesige Produktionshalle errichten, in der Wohneinheiten am Fliessband entstehen sollten – 20'000 bis 30’000 Stück pro Jahr. Doch die Gigafactory, wie er sie unbescheiden nennt, ist nicht annähernd ausgelastet. Die Immobilienbranche spürt starken Gegenwind: Hohe Zinsen führen zu steigenden Finanzierungskosten, sinkenden Bewertungen und ausbleibenden Aufträgen.

Für Ketterer ist das eine ungewohnte Situation. Billiges Geld und eine boomende Immobilienbranche machten ihn reich. Er wurde zu einer der schillerndsten Figuren der Immobilienszene in Deutschland und der Schweiz. Das «Manager Magazin» bezeichnete ihn einst als einen der «aggressivsten Immobilienhändler der Republik».

Ausverkauf der Assets

Viel Geld verdiente Ketterer vor allem mit sogenannten Mezzanine-Finanzierungen – hochverzinsten Kreditenvehikeln, die in der Immobilienbranche verbreitet sind. Sein grösster Coup gelang ihm, als er seine Helvetic Financial Services für 620 Millionen Euro in die deutsche Immobiliengruppe Corestate Capital Group einbrachte – ein Unternehmen, das 2023 saniert werden musste.

In der Schweiz beteiligte sich an Züblin und wurde zu einem der grössten Einzelinvestoren bei Implenia. Doch ab 2023 begann der Ausverkauf seiner Assets. Die Beteiligung an Implenia fiel unter die Meldeschwelle. Im Juni 2024 wurde bekannt, dass Ketterer sich von seinem 12-Prozent-Anteil am Implenia-Spin-off Ina Invest trennte.

Norbert Ketterer, der in Rüschlikon lebt, soll laut dem deutschen Handelsblatt insgesamt 500 Millionen Euro eigenen Kapitals in seine riesige Fabrik in Möckern in Sachsen-Anhalt investiert haben. Es ist naheliegend, dass der Aufbau von Nokera mehr Geld verschlingt als ursprünglich geplant.

Kapitalerhöhung

Wie das «Manager Magazin» diese Woche berichtete, soll Ketterer seinen Anteil an Nokera reduzieren. Ein Grund: Sein Image steht dem Projekt im Weg. Es habe zuletzt wiederholt Gespräche mit deutschen und internationalen Projektträgern sowie Immobilienfonds gegeben, die gezielt in nachhaltige Neubauprojekte investieren wollten, schreibt das Blatt. Doch schliesslich seien viele abgesprungen – teils mit Verweis auf Ketterer.

Bei Nokera soll dieser nun einem Neustart zugestimmt haben, bei dem er nur noch eine Nebenrolle spielen wird. Die Unternehmensführung liegt bereits in anderen Händen: An der Spitze stehen Jan Hedding und David Stampfli. In einer der nächsten Verwaltungsratssitzungen könnte Ketterer auch den Vorsitz niederlegen, so das «Manager Magazin». Im Gremium sitzt auch Sascha Zahnd, der als Manager bei Tesla für Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika bekannt wurde.

Seit einigen Monaten laufen offenbar Gespräche darüber, dass er die Aktienmehrheit abgibt. Wie viel Ketterer noch an Nokera hält, ist unbekannt. Das Magazin schreibt unter Berufung auf Beteiligte, dass Ketterer von seinem geschätzten 70-Prozent-Anteil 20 bis 30 Prozent abgeben könnte. Die Reduktion dürfte wohl über eine Kapitalerhöhung erfolgen, an der der FCZ-Sponsor dann nicht mehr teilnehmen würde.