Satya Nadella muss über die Bücher
Das erste Mal seit 20 Jahren verliert Microsoft eine Abstimmung gegen seine Aktionäre. Diese verlangen eine Aufarbeitung der jahrelangen «intimen Beziehung» zwischen Bill Gates und einer Angestellten. Der Fall zeigt, wie überaus vorsichtig grosse Investoren auf soziale Risiken inzwischen reagieren.
1. Dezember 2021 • Beat Schmid

Microsoft ist eines der wertvollsten Unternehmen der Welt. Und auch ein Liebling von Investoren, die sich Nachhaltigkeit im Bereich Soziales, Umwelt und Governance (ESG) auf die Fahnen geschrieben haben. Weil die Softwarefirma über einen tiefen ökologischen Fussabdruck verfügt, halte viele ESG-Fonds mit Aktien des US-Techkonzerns, und weil diese in den letzten Jahren sehr gut liefen, ist Microsoft indirekt einen Treiber der Performance dieser Fonds.

Am Dienstag hat die Börsen-Überfliegerin nun eine heftige Buchlandung hingelegt. An der jährlichen Generalversammlung hat sich eine Mehrheit der Aktionäre gegen die Unternehmensführung gestellt und verlangt, dass die Softwarefirma detaillierter über ihren Umgang mit Klagen in Zusammenhang mit sexueller Belästigung berichtet.

Das ist das erste Mal seit dem Jahr 2000, dass das Unternehmen den Aktionären unterlag, wie die Stimmrechtsberaterin ISS Corporate Solutions vermeldete.

Der Softwaregiant hat vor Monaten eine externe Firma damit beauftragt, die Jahrzehnte dauernde «intime Beziehung» zwischen Bill Gates und einer Angestellte aufzuarbeiten.

Gemäss Beobachtern zeigt diese Ohrfeige der Aktionäre in aller Deutlichkeit, wie «paranoid» die grössten Investoren der Welt inzwischen mit dem Thema soziale Risiken umgehen, die unter der Oberfläche von Grosskonzernen lauerten, wie die «Financial Times» in einem Kommentar schrieb.