Die US-Stimmrechtsvertreterin ISS schiesst scharf auf Sergio Ermotti. An der anstehenden Generalversammlung wollen sie ihn nicht mehr wählen. Der Grund: Der Frauenanteil im Gremium liegt bei 23 Prozent. Zu tief, findet ISS, für die der Frauenanteil mindestens 30 Prozent betragen müsste.
Selbst wenn Ermotti aus dem Board von Swiss Re abgewählt würde, was eine faustdicke Überraschung wäre, stiege der Frauenanteil auf ungenügende 25 Prozent. Um auf den geforderten Branchenbenchmark zu kommen, müsste eine Frau rein und ein Mann raus. Doch soweit kann es frühestens in einem Jahr kommen.
Schaut man sich die Geschlechterverhältnisse in den Verwaltungsräten der grossen Schweizer Firmen an, stellt man fest, dass Swiss Re tatsächlich eine Underperformerin ist. Doch es gibt andere, die noch schlechter sind: Tiefer ist die Frauenquote beim Lebensversicherer Swiss Life mit einem Anteil von 18 Prozent.
Nur gerade zwei Frauen (von total 11 Mitgliedern) befinden sich aktuell im obersten Leitungsgremium des Lebensversicherers. Mit Monika Bütler, die an der kommenden Generalversammlung in den Verwaltungsrat gewählt werden soll, kommt Swiss Life auf 25 Prozent. Das Unternehmen bleibt damit unterhalb des Branchenbenchmarks.
Noch schlechter vertreten sind Frauen beim Finanzüberflieger Partners Group aus Zug. Eine Frau sitzt dort sechs Männern gegenüber. Das entspricht einem Anteil von 14 Prozent. Das ist peinlich für die Schweizer Finanzgranden, für Ermotti, aber auch für Rolf Dörig, den Präsidenten von Swiss Life, und Alfred Gantner von Partners Group. Peinlich auch deshalb, weil selbst ein Hardcore-Industrieunternehmen wie Holcim einen höheren Frauenanteil (25 Prozent) aufweist als Swiss Re, Swiss Life und Partners Group. ABB kommt auf 20 Prozent.
Dass es auch anders geht, beweist Zurich Insurance. Im Verwaltungsrat des Versicherers sind die Frauen inzwischen in der Mehrheit. Ihr Anteil beträgt 54 Prozent. Das Industrieunternehmen Geberit hat mit 43 Prozent den zweithöchsten Frauenanteil aller SMI-Firmen. Bei der Westschweizer Logitech liegt der Anteil der Frauen bei 40 Prozent. Es ist das einzige Unternehmen im SMI, das von einer Frau geführt wird: Wendy Becker ist seit 2019 Verwaltungsratspräsidentin des Techkonzerns – oder Chairperson of the Board, wie sie sich nennt.
Der Frauenanteil den Verwaltungsräten ist ein wichtiger, aber nicht der einzige Aspekt in der Diversity-Diskussion. In Grossbritannien dreht sich die Debatte zunehmend um eine angemessene Vertretung von ethnischen Minderheiten in den Führungsgremien der grössten Unternehmen.