Greensill-Entschädigungen
Statt schnell reinen Tisch zu machen, nimmt die Grossbank einen jahrelangen Rechtsstreit in Kauf. Dabei gäbe es einen einfachen Weg, die Kunden umgehend zu entschädigen.
12. April 2022 • Beat Schmid

Es ist die jüngste Wendung in dem seit einem Jahr dräuenden Debakel um die Rückforderung von Assets, welche in der Konkursmasse des Lieferketten-Finanzierers Greensill verschwunden sind. Offenbar bot die Credit Suisse geschädigten Kunden spezielle Finanzvehikel an, wenn diese im Gegenzug auf die Forderungen verzichten würden.

Das Underlying dieser handelbaren Finanzinstrumente hätte aus Finanzströmen bestanden, welche aus den Rückforderungen generiert worden wären. Doch die Kunden reagierten wenig euphorisch auf das Angebot aus der Innovationsküche der Credit Suisse, wie die “FT” berichtet. Das Angebot war wohl zu knausrig. Denn wer die Papiere sofort verkaufen wollte, hätte dies nur mit einem Verlust machen können.

Geschädigte wollen den gesamten Betrag

Doch die geschädigten Kunden verlangen den gesamten Betrag zurück. Sie haben sich längst spezialisierte Anwälte genommen. Das Greensill-Debakel dürfte sich somit noch Jahre hinziehen. Letzte Woche gab die Bank einen Zeithorizont von fünf Jahren an. Angesichts der vielen Baustellen ist es erstaunlich, dass die Bank keine schnelle Lösung anstrebt.

Dabei gäbe es noch einen anderen Weg – einen, den die Credit Suisse bereits früher erfolgreich beschritten hatte. Auf eine ähnliche Idee kam die CS im Nachgang zur Finanzkrise, als sie unter Druck stand, illiquide Subprimepapiere von der Bilanz zu nehmen.

Der damalige CEO Brady Dougan verpackte diese Papiere in Bonuspakete und verteilte sie unter höheren Kadern. Der Kurs dieser Papiere entwickelte sich prächtig, sodass für die CS-Banker am Schluss sogar ein schöner Gewinn herausschaute. Der Dougan-Bonus wurde zur Erfolgsstory – ähnlich wie die “Schrottpapiere”, welche die Nationalbank von der UBS übernahm, welche die SNB nach Jahren mit einem Gewinn von 5 Milliarden Dollar verkaufen konnte.

Dougans Bonus-Wunder liesse sich wiederholen

Theoretisch liesse sich das Bonus-Wunder von Dougan wiederholen. Die Bank könnte die Greensill-Papiere ihren Kunden abkaufen und als Bonus den Angestellten ausschütten. Es geht um eine Gesamtsumme von 2,7 Milliarden Dollar. Das ist in etwa der Betrag, den die Bank ihren Mitarbeitern jedes Jahr als Bonus ausschüttet. Sie könnte dies über ein paar Jahre gestaffelt tun, um den finanziellen Schaden zu dämpfen, wenn die Papiere sich nicht positiv entwickeln sollten.

Dass die Bank bisher nicht auf die Idee gekommen ist, kann als Indiz gewertet werden, dass es tatsächlich extrem schwierig wird, die ausstehenden Forderungen zurückzubekommen.