Die Millionensaläre der On-Manager geben zu Reden. Die drei Gründer und die beiden Co-CEOs liessen sich für 2021 total 83 Millionen Franken auszahlen. Das höchste Salär bezog Marc Maurer mit 16,9 Millionen Franken, wie im Kompensationsbericht nachzulesen ist. Die “Finanz & Wirtschaft” schreibt, dass die Löhne selbst für amerikanische Verhältnisse hoch seien. In der Schweiz hingegen würden die On-Manager “zu den absoluten Top-Verdienern” gehören. Roche-Chef Severin Schwan hat für 2021 11,5 Millionen Franken erhalten, gleich viel wie UBS-CEO Ralph Hamers.
Auch im Vergleich mit Wettbewerbern sind die On-Löhne sehr hoch, wie eine Auswertung von Tippinpoint zeigt. Spitzenverdiener in der Turnschuhbranche ist John Danahoe, CEO von Nike, mit einem Salär von umgerechnet 31 Millionen Franken im Jahr 2021. Auf Platz zwei folgt Skechers-Chef Robert Greenberg mit 19 Millionen Franken. Dann kommt schon Marc Maurer, der Co-CEO von On Holding.
Alle anderen Chefs von börsenkotierten Sportschuh-Herstellern verdienen weniger. Asics-Chef Motoi Oyama ist mit einem Lohn von 850’000 Franken ein “Working-Poor” im Vergleich zu den Zürcher Turnschuhunternehmern. Die japanische Marke kommt auf eine Marktkapitalisierung von knapp 3 Milliarden Franken und erzielt einen Jahresumsatz in dieser Höhe.
Dabei ist On Holding derzeit noch ein KMU, das 2021 einen Umsatz von 725 Millionen Franken erzielte und einen Verlust von 170 Millionen schrieb. Es beschäftigt rund 1200 Personen. Die Börsenkapitalisierung hingegen ist mit 7,7 Milliarden Dollar enorm hoch. Analysten schätzen das Kurs-Gewinn-Verhältnis fürs Jahr 2023 auf sagenhafte 855.
Die Löhne sind aber auch im Vergleich zu Unternehmen wie etwa Lululemon sehr hoch, welche die On Holding zu ihrer Peer-Group zählt. Die kanadische Yoga-Spezialistin wird an der Börse mit 47 Milliarden Dollar bewertet. Chef Calvin McDonald kommt auf eine Entschädigung von 9,9 Millionen Franken. Er sitzt unter anderem im Verwaltungsrat von der Walt Disney Company.
Wie enorm hoch die Bezüge der Schweizer Turnschuhmanager sind, zeigt sich im Vergleich zu Nike (Börsenbewertung: 210 Milliarden Dollar, Gewinn: 7,7 Milliarden). Beide Unternehmen haben eine fünfköpfige Geschäftsleitung. Beim Marktführer kassiert diese total 101 Millionen Dollar. Bei der um Faktoren kleineren On Holding betragen die Löhne der fünf Spitzenmanager (alles Männer) auf Dollar umgerechnet total 88,6 Millionen. Zum Vergleich: Under Armour kommt auf eine ähnliche Börsenkapitalisierung wie On Holding und zahlt der fünfköpfigen Geschäftsleitung total knapp 16 Millionen Dollar aus.
Für die Aktionäre ist die On-Story bisher ein Frust
Auffallend bei On ist, dass die Saläre des Topmanagements losgekoppelt sind von harten Kennzahlen. So spielen Reingewinn, Marge oder die Entwicklung des Share-Preises bei der Bemessung des Bonus' kaum eine Rolle. Eine grosse Bedeutung hingegen kommt dem "bereinigten" Bruttogewinn (EBITDA) zu.
Doch Bonus-Konstruktionen mit bereinigten Erträgen sind heikel, da sie dem Management die Möglichkeit geben, auch mit schlechten Resultaten die Jahresziele zu erreichen. Aus Governance-Optik sind derart diffuse Bemessungsgrundlagen abzulehnen, da wichtige Faktoren ausgeklammert werden können.
Für die Aktionäre ist die On-Story bisher ein Frust. Das Unternehmen ging Mitte September 2021 an die Nasdaq. Nachdem der Ausgabepreis deutlich übertroffen wurde, kletterten die Titel auf 45 Dollar. Seit November geht nun aber wieder talwärts. Gestern handelten die On-Aktien bei 24 Dollar. Seit Anfang Jahr verloren sie 36 Prozent. Während die Aktionäre Verluste hinnehmen, gewinnt das Management. Die Interessen von Aktionären und Management sind nicht gleichgeschaltet.
Wie man es auch rechnet, die Saläre von On Holding sind von einem anderen Stern. Die Löhne sind weder durch die Aktienkursentwicklung noch durch die Geschäftszahlen in irgendeiner Weise gerechtfertigt.
Für langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger sind die Aktien nichts. Man sollte sich auch nicht vom positiven ESG-Rating täuschen lassen. Datenanalystin Sustainalytics weist einen Wert von 15,3 Punkten aus – On ist damit deutlich besser bewertet als Konkurrenten wie Asics, Puma und Nike. Fairerweise ist festzuhalten, dass die letzte Woche veröffentlichten Management-Löhne noch nicht ins Rating von Sustainalytics eingeflossen sind.