CS-Investmentbank
Grossaktionär David Herro verlangt von der CS-Führung, dass sie die Problemsparte Investmentbanking sofort in Ordnung bringt, sonst müsse sie verkauft werden. Er hat recht. Ein Kommentar.
22. August 2022 • Beat Schmid

Harris Associates ist seit 20 Jahren Grossaktionär der Credit Suisse. Noch ein wenig länger arbeitet David Herro für den Investment-Manager aus Chicago. Der Einstieg bei der Schweizer Grossbank ist vielleicht eines seiner schlechtesten Investments, das der Geldmanager jemals eingegangen ist.

In den ersten zehn Jahren war Harris mit der Beteiligung zufrieden. Als die Finanzkrise ausbrach, kaufte die Gesellschaft weitere Aktien dazu, auch deshalb, weil CS besser durch die Krise kam als andere Banken und weil sie im Unterschied zur UBS nicht vom Staat gerettet werden musste.

Doch seither hätte man wohl verkaufen müssen, sagt Anlagechef Herro in einem Interview mit Bloomberg. Sein Urteil über den Kurs diverser CS-Führungen ist harsch: Diese hätten über ein Jahrzehnt hinweg “null” Resultate erreicht. Das müsse aufhören, so Herro.

Die Quelle der Verluste

Der Niedergang der letzten Jahre lassen ihn verzweifeln. Heute nennt Herro die Beteiligung ein “Problemkind”. Im Interview äusserst er sich so kritisch wie noch nie. Die Investmentbank (IB) der Credit Suisse sei ein Hauptgrund der vielen Verluste, welche die Bank Quartal für Quartal immer wieder herunterziehe.

Wenn sie nicht innerhalb von einem oder zwei Jahren in Ordnung gebracht werden könne, werde ein Verkauf, ein Spin-Off oder eine Fusion zum Thema, sagt David Herro, der Chief Investment Officer von Harris Associates. Die Anlagegesellschaft kontrolliert rund 10 Prozent der Credit-Suisse-Aktien.

“Es klingt einfach: Alles, was die Verantwortlichen der Bank tun müssen, ist zu verhindern, dass die Investmentbank Geld verliert”, sagt Herro. Doch so einfach, wie er das sagt, ist es nicht. Gerade auch im aktuellen Umfeld, dürfte die Abteilung weiterhin Verluste schreiben.

Das Hauptproblem: Auf der CS-Führungsebene herrscht sei Jahren ein eklatanter Mangel an Investmentbanking-Expertise. Brady Dougan war der letzte CEO der Bank, der aus dem Investmentbanking kam, der das Geschäft verstand und auch die Menschen, die es betreiben.

Fehlendes IB-Know-how an der Bankspitze

Nach Dougan kamen Chefs, die weder das Investmentbanking verstanden, noch die Leute. Das gilt für Tidjane Thiam, Thomas Gottstein und auch für Ulrich Körner, den neuen Chef der CS, der seit dem ersten August im Amt ist. Gemäss seines CVs setzte der Ex-Berater von McKinsey nie einen Fuss eine IB-Abteilung, er arbeitete auch nie in den USA.

Auch auf Stufe Verwaltungsrat ist das IB-Know-how seit vielen Jahren überschaubar, obschon die Abteilung 18’000 Mitarbeiter beschäftigt und einen Grossteil des Kapitals beansprucht. Präsident Axel Lehmann kennt das Geschäft so wenig wie seine Vorgänger.

Es ist absurd, diese mächtige und risikobehaftete Abteilung mit so wenig Kompetenz über mehrere Zeitzonen hinweg steuern zu wollen. Es ist, wie wenn eine Fuhrhalterei aus Oftringen einen Formel-1-Rennstall aus den Midlands kontrollieren wollte. Das kann nicht funktioniert, weil im Investmentbanking alles schneller, hektischer, grösser ist als im Privatbanking oder Schweizer Retailbanking – die Boni, die Risiken, die Egos.

Wie schlecht die Investmentbank geführt ist, zeigt sich auch daran, dass sie trotz Risikominimierung der letzten Jahre doch immer wieder hohe Verluste schreibt. Zuletzt der Milliardenabschreiber wegen Fehlinvestitionen – wie 2021 in den Hedgefonds Archegos.

David Herro liegt richtig, wenn er einen Verkauf, ein Spin-Off oder eine Fusion zum Thema macht. Er hätte das schon viel früher tun müssen. Die Bankführung muss sich über einen geordneten Exit aus New York Gedanken machen.