"Banking ist nicht so schwierig"
Der ZKB-Chef beendet Karriere mit einem Spitzenergebnis. Für seinen Nachfolger wird es nicht einfach.
26. August 2022 • Beat Schmid
Besser als mit einem Rekord kann man seine Karriere nicht beenden. Gelungen ist das Martin Scholl, Chef der Zürcher Kantonalbank, der nach 15 Jahren an der Spitze der drittgrössten Bank der Schweiz abtritt.
Die Zürcher Kantonalbank hat den Halbjahresgewinn dank besserer Ergebnisse im Zinsengeschäft sowie im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäfts um elf Prozent auf den Rekordwert von 541 Millionen Franken gesteigert.
In den ersten sechs Monaten habe die Bank Geschäftsertrag um 6 Prozent auf 1,34 Milliarden Franken gesteigert – und damit “die Basis für das sehr gute Ergebnis” gelegt. Alle wesentlichen Ertragspfeiler hätten ihren Anteil zu diesem Zuwachs beigetragen.
Da Erträge seien deutlich stärker gewachsen ist als die Kosten (+3,9 Prozent auf 765 Millionen Franken), sodass das Aufwand-Ertrag-Verhältnis (Cost-Income-Ratio) auf 56,2 Prozent gesunken sei. Das bedeutet: Von jedem umgesetzten Franken, bleiben 43,8 Rappen als Gewinn der Kasse.
Von Januar bis Juni habe das Staatsinstitut Netto-Neugeld von 17,8 (Vorjahr: 11,8) Milliarden Franken eingefahren. Der Zustrom von Kundengeldern dürfte zu einem guten Stück von der Credit Suisse stammen, die wegen der nicht enden wollenden Schwierigkeiten viele Kunden vergrault hat.
Die ZKB ist vorsichtig optimistisch fürs zweite Halbjahr. Chef Martin Scholl sagt: “Die hohe Inflation, die Zinserhöhungen durch die Notenbanken, die Entwicklung des Ukraine-Krieges und weitere geopolitische Entwicklungen werden auch im weiteren Verlauf des Jahres für Unsicherheit sorgen.” Das werde sich auch in der Marktentwicklung widerspiegeln.
"Banking ist am besten, wenn es stinklangweilig ist"
“Ich bin aber zuversichtlich, dass die Bank auch im zweiten Halbjahr 2022 ein ansprechendes Ergebnis erwirtschaften wird.” Denn die Zürcher Kantonalbank sei dank ihres diversifizierten Geschäftsmodells gut gewappnet für herausfordernde Zeiten, sagt er. Scholl hat offiziell nächsten Mittwoch seinen letzten Arbeitstag – nach über 40 Jahren beim gleichen Arbeitgeber, wo er es vom Stift bis zum CEO geschafft hatte. Sein Nachfolger wird Urs Baumann. Im Unterschied zu Scholl hat er ausuferndes CV. Er war bei McKinsey. Er war bei Swisscard in Horgen, bei Barclays in London, bei Lindorff Group in Oslo und bei der Bellevue Group in Küsnacht. 2015 war Mitgründer des Impactinvestors Blue Earth Capital in Zug. Solide Bankerfahrung hingegen bringt Baumann nicht mit. Im Februar sagte Scholl in einem Portrait der Tagesschau zu seinem Rezept, eine Bank erfolgreich zu führen: "Es ist nicht so schwierig. Es braucht eine gute Kultur, ein hohes Commitment der Mitarbeiter, denen es nicht egal ist, was mit ihrer Bank passiert. Man muss das Handwerk verstehen und man darf nicht traurig sein, wenn man keine Schlagzeilen generiert. Im Banking ist man aus Sicht der Kunden am besten unterwegs, wenn es stinklangweilig ist." In einem heute veröffentlichen Statement sagt Martin Scholl zum Schluss: “Ich übergebe meinem Nachfolger Urs Baumann eine solid aufgestellte Bank.” Es war wohl sein letztes im Dienste der ZKB.«Danke, Martin, Du darfst stolz sein»
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