Financials
Der Versicherungskonzern steht in den USA unter Verdacht, reichen Amerikanern Lebensversicherungen zur Steuerhinterziehung angeboten zu haben. Es geht um total 14 Milliarden US-Dollar.
20. Oktober 2022 • Beat Schmid

Im August 2022 leitete der Finanzausschuss des US-Senats eine Untersuchung wegen möglichen Steuermissbrauchs im Zusammenhang mit sogenannten Private Placement Life Insurances (PPLIs) ein. Dabei handelt es sich um Versicherungsmäntel, die genutzt werden können, um am Fiskus vorbei in diverse Anlageprodukte wie Hedgefonds, Private-Equity-Fonds zu investieren.

Die Lebensversicherungspolicen werden vor allem von reichen Amerikaner genutzt, um Erbschaftssteuern zu umgehen. Für die Begünstigten dieser Policen ist die Summe zum Zeitpunkt des Todes völlig steuerfrei. Die Mindestanlagesumme beträgt 2 Millionen Dollar.

Seit diesem Sommer untersucht der Vorsitzende des Ausschusses, der Demokrat Ron Wyden aus Oregon, "die zunehmende Nutzung von Lebensversicherungen als private Kapitalanlage durch das reichste Prozent der Amerikaner zur Steuerhinterziehung". Mehrere Unternehmen wurden von der Kommission bereits vorgeladen.

Ursprünglich richtete sich die Untersuchung des Senats gegen Lombard International, eine Tochtergesellschaft des Private-Equity-Riesen Blackstone und Marktführer im Bereich privat platzierter Lebensversicherungen. Doch am 21. September 2022 gab die Kommission bekannt, dass sie ihre Ermittlungen auf drei weitere Unternehmen ausgeweitet habe: Es sind die American Council of Life Insurers, Prudential Financial und die Zurich Insurance Group, berichtet das Westschweizer Justizmedium Gotham City (Artikel kostenpflichtig).

Es geht um 14 Milliarden US-Dollar

Der Schweizer Versicherungskonzern soll gemäss Schätzungen rund 14 Milliarden Dollar an PPLI-Vermögen verwalten, wie aus einem Brief von Ron Wyden an den CEO der Zurich Nordamerika hervorgeht. Die Kommission hat das Unternehmen aufgefordert, den genauen Gesamtbetrag der PPLI-Policen anzugeben, die es ab 2015 bis heute verwaltet. Ausserdem möchte sie wissen, “wie potenzielle Kunden von PPLI-Produkten identifiziert werden. Werden Ihnen potenzielle Kunden von anderen Unternehmen empfohlen? Nach welchen Kriterien?”

“Hat die Zurich Insurance Group jemals Kunden vermarktet oder ihnen gesagt, dass PPLI-Produkte (...) verwendet werden könnten, um das Eigentum an Offshore-Vermögenswerten zu verschleiern? Falls ja, wurden die Kunden darüber informiert, dass sie die Inhaberschaft von Konten, die mit diesen Produkten verbunden sind, den entsprechenden Behörden melden müssen?”

Gegenüber Gotham City erklärte der Versicherungskonzern: "Die Zurich American Life Insurance Company hat ihre privat platzierten Lebensversicherungsprodukte so konzipiert und verwaltet, dass die gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen und Richtlinien eingehalten werden. Wir haben der Kommission unsere Antworten vorgelegt. Wir hoffen, dass unsere Antworten einen Hintergrund für die Funktionsweise dieser stark regulierten Produkte liefern.

Swiss Life bekannte sich schuldig

Der US-Senat ist nicht der einzige, der sich für PPLIs interessiert. Im April 2021 bekannte der Lebensversicherer Swiss Life gegenüber dem US-Justizministerium schuldig, weil er zwischen 2005 und 2014 über Tochtergesellschaften in Liechtenstein, Singapur und Luxemburg diese Policen dazu benutzt hatte, um Tausenden von US-Steuerzahlern bei der Steuerhinterziehung zu helfen.

Das von Swiss Life unterzeichnete Deferred Prosecution Agreement sah eine Geldbusse im Umfang von 77 Millionen Dollar vor. Die Versicherung verwaltete PPLI-Policen im Umfang von 1,4 Milliarden Dollar.