Radikaler Umbau
Saudi National Bank wird grösster Aktionär mit 9,9 Prozent. - Kapitalerhöhung um 4 Milliarden Franken. - Investmentbank wird massiv geschrumpft. - Credit Suisse reaktiviert First Boston als unabhängige Investmentbank. - 9000 Stellen werden abgebaut.
27. Oktober 2022 • Beat Schmid

Die Credit Suisse kündigt heute eine Reihe “entscheidender” Massnahmen an, um eine “einfachere, fokussiertere und stabilere Bank” zu schaffen. Diese Ankündigung folgt auf eine strategische Überprüfung durch den Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung. Die zwei wichtigsten Pfeiler sind: Die radikale Restrukturierung der Investment Bank und eine massive Kapitalerhöhung um vier Milliarden Franken.

Die CS schreibt heute, dass sie weitreichende Massnahmen ergreife, um ein “neues, integrierteres Geschäftsmodell” zu entwickeln, mit dem Ziel Wert für die Aktionäre zu schaffen. Die Bank werde auf ihren Geschäftsbereichen Wealth Management und Swiss Bank sowie mit “starken Produktkapazitäten” in den Bereichen Asset Management und “Markets” aufbauen.

Kapitalerhöhung um vier Milliarden

Zudem kündigt die Bank heute eine massive Kapitalerhöhung an. Die Bank hat die Absicht, durch die Ausgabe neuer Aktien an qualifizierte Investoren, darunter die Saudi National Bank, Kapital in Höhe von rund 4 Milliarden Franken zu beschaffen. Die Saudi National Bank hat sich verpflichtet, bis zu 1,5 Milliarden zu investieren, um eine Beteiligung von bis zu 9,9 Prozent zu erreichen. Eine grosse Beteiligung aus dem arabischen Raum zeichnete sich in den vergangenen Tagen ab (Tippinpoint berichtete).

Es soll ein Bezugsrechtsangebot für bestehende Aktionäre geben. Die Kapitalerhöhung soll an einer ausserordentlichen Generalversammlung bewilligt werden. Diese findet am 23. November 2022 statt. Die Eigenkapitalquote der CS rutscht im dritten Quartal auf 12,6 Prozent. Mit der Kapitalerhöhung erhöhe sie sich wieder auf 14 Prozent.

Die Aufräumarbeiten werden drei Jahre dauern

Folgende Massnahmen sollen umgesetzt werden:

- Die Investment Bank soll radikal umgebaut und die Risiken deutlich reduziert werden.

- Die CS wird noch den Handel behalten und den Bereich Investor Products.

- CS First Boston wird als unabhängige Kapitalmarkt- und Beratungsbank reaktiviert. CS-Verwaltungsrat Michael Klein soll neuer CEO von CS First Boston werden.

- Verringerung der risikogewichteten Aktiven und des Leverage Exposure, die jeweils um rund 40 Prozent sinken sollen.

Kostensenkungsmassnahmen

- Senkung der Kostenbasis der Gruppe um 15 Prozent oder 2,5 Milliarden auf 14,5 Milliarden im Jahr bis 2025.

- Die Zahl der Mitarbeiter soll bis 2025 von aktuell 52'000 auf 43'000 gesenkt werden. Bereits im vierten Quartal 2022 sollen 5 Prozent oder 2700 Vollzeitstellen abgebaut werden. - Heute gibt die Bank zudem eine Exklusivitätsvereinbarung zur Übertragung eines “wesentlichen Teils” der Securitized Products Group (SPG) an eine Investorengruppe unter Führung von Apollo Global Management bekannt.

- Die CS will eine sogenannte Non-Core Unit (NCU) schaffen. In dieser Badbank sollen “nicht-strategische, ertragsschwache Geschäftsbereichen” gebündelt werden, die über die Zeit verkauft, bzw. abgeschrieben werden.

- Die will bis 2025 rund 80 Prozent des Eigenkapitalkapitals den Bereichen Wealth Management, Swiss Bank, Asset Management und Märkte zuteilen.

Die Bank schätzt Restrukturierungskosten, Software- und Immobilienabschreibungen im Zusammenhang mit der Transformation 2,9 Milliarden Franken. Diese Kosten werden den Zeitraum bis 2024 belasten.

Was die Credit Suisse heute ankündigt hat, konnte so erwartet werden. Die Transformation fällt schmerzhaft aus. Für die Aktionäre besonders schmerzhaft ist die Kapitalerhöhung um 4 Milliarden Franken. Bei einer Marktkapitalisierung von 12 Milliarden Franken werden sie massiv verwässert.

4 Milliarden Verlust – ein weiteres Horrorquartal für die CS
Die Credit Suisse schreibt im dritten Quartal einen Grossverlust von vier Milliarden Franken. Es ist der vierte Quartalsverlust in Folge. Er umfasst eine Wertberichtigung von latenten Steuerguthaben in der Höhe von 3,7 Milliarden Franken. Der Verlust vor Steuern beträgt 342 Millionen. Vor einem Jahr erzielte die CS einen Gewinn von rund 1 Milliarde Franken.

Die Investmentbank erzielte den grössten Verlust mit einem Minus von 666 Millionen Franken. Die Bank hat Negativergebnis der Abteilung in Aussicht gestellt. Dass der Gesamtverlust derart hoch ausfällt, wurde vom Markt nicht erwartet. Analysten rechneten nicht mit einem derart grossen Abschreiber auf den Steuerguthaben.

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