Digitalisierung
Die meisten Firmen setzen auf KI, doch die wenigsten stellen sicher, dass es zu keinen Verzerrungen aufgrund von Ethnie und Geschlecht kommt. Das zeigt eine neue Studie.
8. Februar 2023 • Beat Schmid
Immer mehr Unternehmen nutzen künstliche Intelligenz (KI) in ihren Geschäftstätigkeiten. Dies zeigt eine Analyse von Ethos von 48 börsenkotierten Unternehmen, die dem sogenannten SMI Expanded angehören. Von diesen Firmen nutzen 37 KI auf “irgendeine Weise”, doch nur drei geben das auch öffentlich bekannt.
Die “verantwortungsvolle, vernünftige und transparente” Nutzung von KI sei jedoch eine der grössten Herausforderungen für die digitale Verantwortung von Unternehmen, schreibt Ethos in der heute veröffentlichten Studie “Digitale Verantwortung von Schweizer Unternehmen “.
Obwohl Algorithmen in Bereichen wie Gesundheit und Umwelt hilfreich sein können, berge ihr Einsatz in Bereichen wie selbstfahrenden Autos, Gesichtserkennung und Sprachassistenz Fragen zu Verantwortung und Ethik, schreiben die Autoren. Laut der Studie geben nur 8 Unternehmen an, eine Arbeits- oder Forschungsgruppe für Ethik und KI eingerichtet zu haben.
Soziale Auswirkungen von KI
Nur 6 Unternehmen haben klargemacht, dass ihre KI-Systeme mit dem Ziel entwickelt wurden, positive soziale Auswirkungen zu haben. Novartis ist das einzige Unternehmen, das dieses Ziel auch öffentlich macht. Funktionsweisen von KI-Systemen sind oft undurchsichtig und können ethische Dilemmas auslösen. Für Ethos ist daher unerlässlich, dass der Entscheidungsmechanismus nachvollziehbar ist, um sicherzustellen, dass die Entscheidungen frei von Verzerrungen aufgrund von Ethnie, Geschlecht oder anderen Faktoren sind. Diese Neutralität sollte die Basis für die Entwicklung von Programmen sein, die zu autonomen Entscheidungsmechanismen führen können. In diesem Zusammenhang wird auch von “Unbiased AI” gesprochen.Wenige haben Massnahmen zur Vermeidung von Vorurteilen
Ethos ist der Ansicht, dass die Inbetriebnahme solcher Software nicht erfolgen sollte, wenn die Neutralität nicht gewährleistet werden kann. Von den 48 untersuchten Unternehmen informieren jedoch nur 8, davon die Hälfte öffentlich, dass sie Massnahmen zur Vermeidung von Vorurteilen bei der Verarbeitung der Daten eingeführt haben. Ebenfalls nur 8 Unternehmen versichern, in zwei Fällen in öffentlichen Dokumenten, sie hätten solche Massnahmen in ihren KI-Systemen tatsächlich eingeführt. Aufgrund der Antworten und den öffentlich zugänglichen Informationen wird eine Punktzahl für jedes Unternehmen ermittelt und ein Ranking erstellt. An der Spitze liegt Swisscom, gefolgt von Credit Suisse und Sonova.
Die Studie fragte nicht, wie die Unternehmen KI konkret einsetzen. In der mit EthicsGrade durchgeführten Studie wurden die Firmen auch zu anderen Digitalisierungsthemen befragt, wie zum Datenschutz, soziale Auswirkungen und digitale Transparenz. Von den 48 angefragten Unternehmen haben 18 mitgemacht und Fragebogen ausgefüllt. Fall vorhanden, stützte sich Ethos in ihrer Beurteilung auch auf öffentliche Daten.