Wegen Radicant-Tochter
Die Finanzaufsicht will offenbar genau wissen, wie es zum millionenteuren Kauf der Softwarefirma Numarics und dem hohen Abschreiber kurz darauf kam.
18. August 2025 • Beat Schmid

Die Turbulenzen der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) haben offenbar Folgen. Wie tippinpoint erfahren hat, interessiert sich die Finma für die Vorgänge rund um den Abschreiber von 105 Millionen Franken, den die Bank im Juli vermeldete. Insbesondere gehe es um die Klärung der Hintergründe der Übernahme von Numarics und des nur wenige Monate später erfolgten Abschreibers, sagen zwei unabhängige Quellen.

Die BLKB hat im November die Software- und Treuhandfirma Numarics übernommen. Dafür hat die Bank gemäss Recherchen rund 60 Millionen Franken im Rahmen eines Aktientausches gezahlt. Die Übernahme wurde zum Flop. Der erhoffte Transfer von Treuhandkunden zur Digitaltochter Radicant funktionierte nicht. Da die Werthaltigkeit des Tochterunternehmens nicht gegeben war, kam es zum Abschreiber.

Auf Anfrage schreibt die Finma: Mit der BLKB sowie mit ihrer Tochtergesellschaft stehe die Behörde regelmässig im Rahmen ihrer Aufsichtstätigkeit im Austausch. Die Finma äussere sich grundsätzlich nicht zu ihrer Aufsichtstätigkeit oder zu Einzelfällen, heisst es weiter. Eine Anfrage schreibt die BLKB: «Wir können laufende Austausche mit der Finma nicht kommentieren.»

Von unangemessener Geschäftsführung bis Geldwäscherei

Denkbar ist, dass die Finma im Rahmen eines Enforcement-Verfahrens auch gegen einzelne Exponenten der Bank vorgehen könnte. In den Sommermonaten kam es zu zahlreichen ungewöhnlichen Rücktritten. Bis dato sind die CEOs und die Verwaltungsratspräsidenten von der BLKB und der Banktochter Radicant zurückgetreten. Es sind die BLKB-CEO John Häfelfinger, Radicant-CEO Anton Stadelmann sowie Radicant-VRP Marco Primavesi und BLKB-Verwaltungsratspräsident Thomas Schneider.

Radicant stand von Anfang an unter einem unglücklichen Stern. Die mit Hilfe von Beratern aufgebaute Online-Bank kam spät in den Markt und setzte zu einem Zeitpunkt auf Nachhaltigkeit, als das Thema den ersten Hype bereits hinter sich hatte. Bevor die Bank überhaupt startete, kam es zu einem ersten CEO-Wechsel. Nach einer Doppelspitze übernahm Ende 2023 dann Anton Stadelmann das Steuerruder. In seiner kurzen Zeit als CEO setzte er zwei folgenreiche Kursänderungen durch.

Entscheide zu fällen, die zu hohen Abschreibern führen, gehört zum unternehmerischen Risiko. Dafür hat sich die Finma nicht zu interessieren. Trotz des 105-Millionen-Schadens bleibt die BLKB weiterhin sehr solide finanziert. Die Finma muss hingegen dann aktiv werden, wenn aufsichtsrechtliche Verdachtsfälle vorliegen. Offenbar sieht sie im hohen Preis und dem kurz darauf erfolgten Abschreiber einen solchen Fall. Fragen, die in diesem Zusammenhang im Raum stehen könnten, reichen von unangemessener Geschäftsführung bis Geldwäscherei.

Update: Artikel wurde mit einer Stellungnahme der BLKB ergänzt.

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