Der Einbruch in der Vermögensverwaltung ist deutlich grösser als bisher angenommen. Insgesamt schreibt die Bank einen Jahresverlust von 7,3 Milliarden Franken. Alle Einheiten ausser die Schweiz sind tiefrot. CS zahlt Michael Klein 210 Millionen Dollar.
9. Februar 2023 • Beat Schmid
Die Geldabflüsse bei der
Credit Suisse konnten doch nicht so schnell gestoppt werden, wie dies das Management immer wieder behauptete. Bisher musste man davon ausgehen, dass die Abflüsse bei 80 Milliarden eingedämmt werden konnten. Doch effektiv gingen sie weiter: Wie die Bank heute berichtet, kamen nochmals 30 Milliarden dazu. Insgesamt flossen der Bank zwischen Oktober und Dezember 110,5 Milliarden Franken an Kundengeldern ab.
Im Wealth Management, dem strategisch wichtigsten Standbein der Bank, weist die Credit Suisse für das vierte Quartal einen bereinigten Vorsteuerverlust von 155 Millionen Franken aus. Die Nettoabflüsse im vierten Quartal belaufen sich auf 92,7 Milliarden Franken. Im ganzen Jahr 2022 schaut im Wealth Management noch ein Vorsteuergewinn von 200 Millionen heraus.
Im vierten Quartal bog auch das Asset Management in die rote Zone ein. Die Abteilung, die eigentlich immer profitabel wirtschaftet, wies einen Verlust von 15 Millionen Franken aus. Die Nettoabflüsse betragen 11,7 Milliarden Franken.
Einzig im Heimmarkt, in der Swiss Bank, gab es keinen Verlust. Allerdings schrumpfte auch dort das Geschäft. Der Vorsteuergewinn fiel im vierten Quartal auf 259 Millionen Franken – gegenüber dem Vorjahresquartal beträgt das Minus 40 Prozent. Auch Schweizer Kunden zogen Gelder ab – die Netto-Mittelabflüsse betragen 8,3 Milliarden Franken.
Der Aktienhandel stand praktisch still
Wie erwartet tiefrot fiel das Ergebnis der Investmentbank aus. Der Vorsteuerverlust betrug 1,5 Milliarden Franken. Der Ertrag schrumpfte um 74 Prozent auf noch 465 Millionen Franken. Im Kapitalmarktgeschäft setzte es ein Minus von 66 Prozent ab. Im Beratungsgeschäft gingen die Einnahmen um 47 Prozent zurück. Damit arbeitete die CS-Investmentbank deutlich schlechter als ihre Konkurrenten.
Wie schlecht die Investmentbank inzwischen im Markt positioniert ist, zeigt sich an den Erträgen aus dem Anleihen- und Aktienhandel, die 84 und 96 Prozent im Vorjahresvergleich einbrachen. Die Bank begründet diesen De-facto-Stillstand mit einer geringeren Kundenaktivität, die “zum Teil auf die Rating-Herabstufungen der Gruppe” zurückzuführen sind. Der andere Grund ist der Ausstieg aus dem Geschäft mit Hedgefonds.
CEO Ulrich Körner geht auf das schlechte Ergebnis seiner Bank im Detail gar nicht ein. Er sagt, dass 2022 ein “entscheidendes Jahr” für die
Credit Suisse war und erwähnt die Kapitalerhöhung sowie die Umsetzung der Kostenziele. Der CEO spricht auch von “sehr guten Fortschritten” bei der Umstrukturierung der Investment Bank.
210 Millionen Dollar für Michael Klein
Dabei gibt er auch den Erwerb des “Investment-Banking-Unternehmens” der M. Klein & Company durch die Credit Suisse bekannt. Dies sei ein weiterer Meilenstein beim “Carve-out der CS First Boston als unabhängige führende Bank für Kapitalmärkte und Beratung”. Die Transaktion dürfte die Beratungs- und Kapitalmarktkompetenzen der CS First Boston weiter stärken, sagt er.
Michael Klein, der frühere Verwaltungsrat der
CS, soll CS First Boston leiten. Dafür kauft die Grossbank dessen Unternehmen für 175 Millionen Dollar ab. Dabei handelt es sich im Kern um einen Einmannbetrieb. Wie es im Kleingedruckten heisst, beläuft sich der Wert der Transaktion allerdings auf 210 Millionen Dollar.