Julius Bär
Der Chef der Bank Bär kritisiert den Bundesrat und die Aufsichtsbehörden. Durch den internationalen Druck sieht er den Schweizer Finanzplatz herausgefordert.
3. April 2023 • Beat Schmid

Der Status der Schweiz als globale Bank der Superreichen sei nicht “gottgegeben”, sagt Bank Julius-Bär-CEO Philipp Rickenbacher zum Zusammenbruch der Credit Suisse. Die Schweizer Regierung und die Aufsichtsbehörden müssten besser mit den besorgten internationalen Anlegern kommunizieren, sagte er der “Financial Times” (kostenpflichtig). Er warnte, dass die Vertrauenskrise im globalen Bankwesen noch lange nicht vorbei sei. “Die Dinge werden weiterhin sehr kompliziert bleiben – alles, was vor einem Monat da war, wird nicht verschwinden”, sagte Rickenbacher. Er verwies damit auf die rasche Straffung der Geldpolitik durch die Zentralbanken und den Stress, dem das Finanzsystem dadurch ausgesetzt ist.

Nach der Fusion von UBS und Credit Suisse wird Julius Bär mit verwalteten Vermögen von 424 Milliarden Franken zum zweitgrössten Wealth-Manager der Schweiz aufsteigen. Der Schweizer Finanzplatz bilde ein “hervorragendes Ökosystem”, das aber auf dem Prüfstand stehe, sagte er. “Es ist offensichtlich, dass die Präsenz der Schweizer Banken in der internationalen Presse diesen Druck erhöht, und wir als Schweizer müssen darauf reagieren.”

“Konstruktive Gespräche” mit CS-Mitarbeitenden

Rickenbacher beobachtet in der Schweiz eine “Bewegung der Kunden hin zur Qualität”. Vermögende Kunden würden ihre Kundenbeziehungen bei UBS und Credit Suisse überdenken und zu traditionellen, konservativen Instituten wechseln. Die Integration der beiden Grossbanken werde sehr viele Ressourcen binden und sehr komplex sein.

Julius Bär gilt als eine Nutzniesserin der Megafusion. Der Aktienkurs der Bank kletterte seit der Rettung um über 12 Prozent. “Sagen wir es mal so, unser Modell hat für uns sehr gut funktioniert”, sagte Rickenbacher. Die Bank führe auch “konstruktive Gespräche” mit Mitarbeitenden der Credit Suisse, welche die Bank verlassen wollen. Der Bank-Chef kann sich in allen wichtigen Regionen Verstärkungen vorstellen, insbesondere in Lateinamerika, Asien, Hongkong, Europa und der Schweiz.

Allerdings war auch die Bank Bär in der Vergangenheit immer wieder im Visier der Aufsichtsbehörden. Nach den Geldwäscherei-Skandalen in Zusammenhang mit dem Fussballverband Fifa und den staatlichen Konzernen Petrobras und PDVSA setzte die Finma eine scharfe Rüge ab und verhängte ein strenges Überwachungsregime. In den USA musste Bär Millionenbussen zahlen.

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