Digital Assets Briefing
Die US-Behörden gehen resolut gegen die grössten Kryptobörsen vor. Was sind die Vorwürfe und welches sind die Folgen? Ein Fachmann ordnet ein.
9. Juni 2023 • Werner Grundlehner
Die US-Börsenaufsicht SEC mit ihrem Chef Gary Gensler hat das Kriegsbeil ausgegraben und diese Woche Anklage gegen die Kryptobörsen Binance und Coinbase erhoben. Die Handelsplätze hätten sich nicht wie gesetzlich vorgeschrieben als Wertpapierhändler registrieren lassen und illegal den Kauf und Verkauf von Digitalwährungen ermöglicht, erklärte die SEC. Die Börsenaufsicht stuft 61 von Binance gehandelte Kryptowährungen als Wertpapiere ein. Die Behörde droht damit, Kundenvermögen auf Binance einzufrieren.
Und in den Short Cuts diese Woche:
• Wo die Krypto-Milliardäre zuhause sind
• Louis Vuitton lanciert NFT-Serie für oberste Kundenklasse
• Tether investiert in grünes Mining
Ein Bezirksgericht hat zudem eine Vorladung für den CEO von Binance, Changpeng Zhao, ausgesprochen. Kryptobörsen, allen voran Coinbase, hatten die US-Behörden in den vergangenen Monaten mehrfach aufgefordert, einen Rechtsrahmen für ihre Aktivitäten zu definieren. Nach den Klagen gegen Binance am Montag und gegen Coinbase einen Tag später gerieten die Kurse von Kryptowährungen allgemein unter Druck. Die Coinbase-Aktie verlor am Dienstag 20 Prozent an Wert. Vor allem die Klage gegen die weltweit größte Kryptobörse Binance hat es in sich und umfasst 12 Anklagepunkte. Der Hauptvorwurf: Das Unternehmen betreibe eine nationale Wertpapierbörse, einen Broker-Dealer und eine Clearing-Agentur, um eine Reihe von Krypto-Token zu vertreiben, die nach US-Recht Wertpapiere sind, ohne die entsprechenden Lizenzen zu besitzen. Bitcoin und Etherum werden von der SEC nicht dazu gezählt. Darüber hinaus behauptete die SEC, dass Binance über Unternehmen, die vom CEO der Börse, Changpeng Zhao, kontrolliert werden, Kundengelder in Milliardenhöhe vermischt habe. Binance habe die Konten von zwei von Zhao kontrollierten Unternehmen, Merit Peak und Sigma Chain, genutzt, um Dutzende Milliarden Dollar zu transferieren. Seit dem Start des US-Ablegers von Binance seien mehr als 20 Milliarden Dollar auf dem US-Bankkonto von Merit Peak eingegangen. Da es sich bei Merit Peak um ein angeblich unabhängiges Unternehmen handle, sei es möglich, dass die Überweisung von Binance-Geldern einem Risiko ausgesetzt gewesen sei. Die Klage wirft Binance auch vor, nicht die Handelskontrollen eingeführt zu haben, die die Börse vorgibt zu haben. Die SEC behauptet, dass diese Kontrollen praktisch nicht existierten. Zudem sei das Handelsvolumen auf der US-Plattform über Sigma Chain mit Wash-Trading künstlich aufgebläht worden. Die beschuldigte Börse Binance veröffentlichte eine Stellungnahme, in der sie ihre Enttäuschung über die SEC zum Ausdruck brachte und versprach, weiterhin mit den Regulierungsbehörden zusammenzuarbeiten, um Klarheit zu schaffen. Regulierungsbehörden zusammenzuarbeiten, um Klarheit zu schaffen. In einem Blog erklärte Binance, die SEC habe sich geweigert, produktiv mit ihr zusammenzuarbeiten. Nach den jüngsten ausführlichen Gesprächen sei Binance in gutem Glauben gelassen worden, dass eine Verhandlungslösung gefunden werden könne, um die Ermittlungen zu beenden. Binance wies auch die Vorwürfe des Betrugs und der Marktmanipulation sowie der Veruntreuung von Nutzergeldern durch von Zhao kontrollierte Unternehmen zurück. Neben dem Delisting einiger Token erwarten Marktbeobachter, dass sich die Liquidität in der nicht-zentralisierten Infrastruktur verbessern wird, da Investoren sich dafür entscheiden werden, auf dezentralen Börsen zu handeln und das Eigentum an den Vermögenswerten zu behalten. Eine allmähliche Abkehr von der zentralisierten Infrastruktur hat bereits im November nach dem Zusammenbruch der FTX begonnen.
Und in den Short Cuts diese Woche:
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Ein Bezirksgericht hat zudem eine Vorladung für den CEO von Binance, Changpeng Zhao, ausgesprochen. Kryptobörsen, allen voran Coinbase, hatten die US-Behörden in den vergangenen Monaten mehrfach aufgefordert, einen Rechtsrahmen für ihre Aktivitäten zu definieren. Nach den Klagen gegen Binance am Montag und gegen Coinbase einen Tag später gerieten die Kurse von Kryptowährungen allgemein unter Druck. Die Coinbase-Aktie verlor am Dienstag 20 Prozent an Wert. Vor allem die Klage gegen die weltweit größte Kryptobörse Binance hat es in sich und umfasst 12 Anklagepunkte. Der Hauptvorwurf: Das Unternehmen betreibe eine nationale Wertpapierbörse, einen Broker-Dealer und eine Clearing-Agentur, um eine Reihe von Krypto-Token zu vertreiben, die nach US-Recht Wertpapiere sind, ohne die entsprechenden Lizenzen zu besitzen. Bitcoin und Etherum werden von der SEC nicht dazu gezählt. Darüber hinaus behauptete die SEC, dass Binance über Unternehmen, die vom CEO der Börse, Changpeng Zhao, kontrolliert werden, Kundengelder in Milliardenhöhe vermischt habe. Binance habe die Konten von zwei von Zhao kontrollierten Unternehmen, Merit Peak und Sigma Chain, genutzt, um Dutzende Milliarden Dollar zu transferieren. Seit dem Start des US-Ablegers von Binance seien mehr als 20 Milliarden Dollar auf dem US-Bankkonto von Merit Peak eingegangen. Da es sich bei Merit Peak um ein angeblich unabhängiges Unternehmen handle, sei es möglich, dass die Überweisung von Binance-Geldern einem Risiko ausgesetzt gewesen sei. Die Klage wirft Binance auch vor, nicht die Handelskontrollen eingeführt zu haben, die die Börse vorgibt zu haben. Die SEC behauptet, dass diese Kontrollen praktisch nicht existierten. Zudem sei das Handelsvolumen auf der US-Plattform über Sigma Chain mit Wash-Trading künstlich aufgebläht worden. Die beschuldigte Börse Binance veröffentlichte eine Stellungnahme, in der sie ihre Enttäuschung über die SEC zum Ausdruck brachte und versprach, weiterhin mit den Regulierungsbehörden zusammenzuarbeiten, um Klarheit zu schaffen. Regulierungsbehörden zusammenzuarbeiten, um Klarheit zu schaffen. In einem Blog erklärte Binance, die SEC habe sich geweigert, produktiv mit ihr zusammenzuarbeiten. Nach den jüngsten ausführlichen Gesprächen sei Binance in gutem Glauben gelassen worden, dass eine Verhandlungslösung gefunden werden könne, um die Ermittlungen zu beenden. Binance wies auch die Vorwürfe des Betrugs und der Marktmanipulation sowie der Veruntreuung von Nutzergeldern durch von Zhao kontrollierte Unternehmen zurück. Neben dem Delisting einiger Token erwarten Marktbeobachter, dass sich die Liquidität in der nicht-zentralisierten Infrastruktur verbessern wird, da Investoren sich dafür entscheiden werden, auf dezentralen Börsen zu handeln und das Eigentum an den Vermögenswerten zu behalten. Eine allmähliche Abkehr von der zentralisierten Infrastruktur hat bereits im November nach dem Zusammenbruch der FTX begonnen.
Tippinpoint befragte Nourdine Abderrahmane, Experte bei LPA, einem Entwickler technologiebasierter Kapitalmarktlösungen, wie die SEC-Anklage einzuschätzen ist und welche Folgen sie haben wird.
Herr Aberrahmane, in den USA streiten sich mehrere Behörden (CFTC, Justizministerium und SEC) um die Regulierungsaufsicht über Krypto. Ist die Zuständigkeit nun mit diesen 13 Klagen zugunsten der Börsenaufsicht SEC geklärt?
Das Thema ist ein Zankapfel zwischen den Behörden, was in den letzten Tagen wieder deutlich geworden ist. Da die genauen Zuständigkeiten nicht geklärt sind, erscheint die Gemengelage unübersichtlich. Am aggressivsten geht die SEC vor, aber letztlich wird die amerikanische Judikative über die Zuständigkeit entscheiden müssen, indem sie die Einordnung in die Kategorien Wertpapier- oder Geldcharakter vornimmt.In welchem Zeitrahmen dürften diese Klagen entschieden werden - erwarten Sie einen Kompromiss?
Die Vorwürfe sind komplex. Ich gehe aber davon aus, dass die beschuldigten Parteien - von Binance bis Coinbase - an einer möglichst raschen Klärung interessiert sind. Es geht darum, den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen. Da bleibt kaum etwas anderes übrig, als sich kooperativ, einsichtig und verhandlungsbereit zu zeigen. Auf einen konkreten Zeithorizont möchte ich mich aber nicht festlegen.Gibt die Klage den Kryptobörsen ausserhalb der USA - etwa in Singapur, Hongkong und Europa - Auftrieb?
Im Moment scheinen alle Kryptobörsen gefährdet, die den Tausch von und in Dollar anbieten - unabhängig davon, wo sie ansässig sind. Andererseits könnte die erhöhte Unsicherheit bei europäischen und asiatischen Kunden durchaus zu Abflüssen bei den großen US-Playern führen. Lokale Akteure, die beispielsweise mit lokalen Banken kooperieren, scheinen gut positioniert, um von den Turbulenzen zu profitieren.Werden nun auch andere Krypto-Börsen Token wie Cardano, BNB, Solana und Polygon dekotieren, weil die US-Börsenaufsicht sie als Wertpapiere einstuft?
Diese Token werden nicht grundsätzlich dekotiert. Praktiken wie das Staking dürften aber eingeschränkt werden, zumindest bis die Rechtslage geklärt ist.Ist das Weiterbestehen von Coinbase und Uniswap durch das Urteil gefährdet?
Der Fall Coinbase mit dem kürzlich erfolgten IPO sorgt natürlich für besondere Aufregung. Hier steht die SEC besonders unter Druck, da mit der Genehmigung des Börsengangs auch ein Signal der Akzeptanz an die US-Konsumenten gesendet wurde. Davon scheint man nun dramatisch abzuweichen. Die Genehmigung von 2021 wird nun kassiert. Beide Börsen scheinen mir derzeit nicht als Ganzes gefährdet, einzelne Dienste könnten aber weiter unter Beschuss geraten. Insgesamt sollten sich alle betroffenen Wettbewerber kooperativ zeigen, um die Wirtschaftlichkeit nicht weiter zu gefährden.Kehrt die Industrie zu einer «dezentralen Struktur» zurück, die Sathosi Nakamoto und andere ursprünglich für die Blockchain vorgesehen hatten? Werden Coins nun vermehrt über dezentrale Börsen gehandelt, bei denen die Coins im Besitz des Investors bleiben?
Die ursprüngliche Funktion von Börsen ist der Tausch von Fiat-Währungen in Kryptos. Das allein hebt den dezentralen Charakter nicht auf. Man wird zwischen klassischen Retail-Anlegern und technisch versierten Krypto-Anhängern unterscheiden müssen. Während letztere im Umgang mit Risiken und technologischen Lösungen (z.B. Cold Wallets) erfahren sind, ist dies sicherlich kein Massenphänomen. Als Anlageklasse sind Kryptos längst im Mainstream angekommen. Hier werden Lösungen ausserhalb der Nische gefragt sein, um auch Retailanlegern mehr Sicherheit im Umgang mit Kryptos zu geben.Die Kurse von Kryptos haben unmittelbar nach der Anklage gegen Binance rund 5 Prozent verloren. Verliert der Kryptomarkt nun an Liquidität und Attraktivität?
Kryptos sind ohnehin immer volatil. Wir haben auch schon eine Gegenbewegung gesehen. Insgesamt ist die Sorge aber berechtigt: Institutionelle Akteure könnten vorsichtiger agieren, auch im Retailbereich ist die Verunsicherung groß. Auf der anderen Seite sprechen Themen wie Inflationsschutz, Diversifikation etc. gegen massive Einbrüche. Im Moment scheint mir die Lage ruhiger als von vielen befürchtet. Der Markt ist nun breit, überzeugte Anleger haben Möglichkeiten, investiert zu bleiben. Gerade der Bitcoin hat in einigen Bereichen - etwa im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr in Schwellenländern - längst eine Rolle außerhalb der Anlageklasse eingenommen.Wird das Vorgehen der US-Behörden etablierte Finanzdienstleister davon abhalten, weitere Anlageprodukte auf Kryptowährungen (ETPs, ETCs etc.) aufzulegen?
Ich glaube nicht. Im Gegenteil: Ein Urteil in den aktuellen Fällen kann Rechtsklarheit schaffen und damit zukünftige Anlageideen in diesem Bereich fördern.Ist das langfristig sogar eine gute Entwicklung für Bitcoin - als nicht regulierbares, dezentral organisiertes Zahlungsmittel?
Ich sehe das nicht nur positiv. Wenn man sich nicht auf praktikable Wege einigen kann, wie Fiat-Währungen in Kryptos oder Bitcoins getauscht werden können, sehe ich die Gefahr, dass auch der Bitcoin mittelfristig an Bedeutung verliert. Das Thema wird dann wieder in einer Nische verschwinden. Diese Entwicklung sehe ich aber noch nicht.Short cuts: News aus der digitalen Welt
Wo die reichen Krypto-Kerle wohnen
Kryptowährungen haben sich zu einem globalen Phänomen entwickelt, täglich werden Milliarden von Dollar im Markt umgesetzt. Die Krypto-Experten vom Researchunternehmen WeGamble haben untersucht, welche Länder führend sind und am meisten Krypto-Milliardäre hervorgebracht haben. Doch weil die Erhebung kurz vor der Anklageerhebung der US-Behörden gegen führende Krypto-Börsen durchgeführt wurde, fragt man sich auch, wann diese Statisik ins Rutschen gerät. Auch der Kommentar des Unternehmens WeGamble erscheing mittlerweile fast schon zynisch: «Die Vereinigten Staaten haben sich als das reichste Krypto-Land der Welt etabliert, mit den meisten Krypto-Milliardären. Die Präsenz prominenter Kryptowährungsbörsen und ein unterstützendes regulatorisches Umfeld haben die USA zu einem attraktiven Ziel für Kryptowährungsinvestoren und -unternehmer gemacht.» Das könnte vielleicht bald ändern. Doch momentan sind die Vereinigten Staaten die Heimat von 9 Krypto-Milliardären, die ein kumuliertes Vermögen von 28,6 Mrd. $ aufweisen. Das Land hat auch einen Anstieg der institutionellen Investitionen in Kryptowährungen erlebt, wobei grosse Unternehmen wie Tesla, MicroStrategy und Square stark in Bitcoin investieren. In China leben zwei Milliardäre. Mit Changpeng Zhao, dem Gründer der weltgrössten Kryptobörse Binance (Nettovermögen über 10 Milliarden $) wohnt der Krypto-Krösus im Reich der Mitte. Auch die Nummer 3, Gary Wang, wohnt in China. Beim ehemaligen FTX-Manager ist fraglich, ob er wirklich noch 4 Mrd. $ besitzt.
Kanada, die Karibikinsel Saint Kitts und Nevis sowie Südkorea sind jeweils Heimat eines Milliardärs. Ansonsten wird die Aufzählung vor allem von Personen mit Wohnsitz in den USA geprägt. Das wären etwa Chris Larsen und Brad Carlinghouse, Mitbegründer sowie CEO von Ripple, Barry Silbert, Gründer und Leiter der Digital Currency Group, Cameron und Tyler Winklevoss, die Mitbegründer der Gemini-Börse, die ein gemeisames Nettovermögen von 3 Mrd. $ aufweisen.