Vegan-Food
Die Investmentfirma von «Vegan-Guru» Roger Lienhard ist auf Sparkurs. Das Closing eines neuen Fonds lässt weiterhin auf sich warten.
7. Juli 2023 • Beat Schmid

Kürzlich wurde die Fotogalerie der Mitarbeitenden von der Website entfernt. Der Grund dafür dürfte sein, dass per Ende Juni mehrere Mitarbeitende das Unternehmen verlassen haben. Darunter befinden sich einige prominente Namen, die laut ihren Linkedin-Profilen zum Teil bereits wieder bei anderen Unternehmen beschäftigt sind oder sich selbstständig gemacht haben.

So ist Sedef Köktentürk definitiv nicht mehr dabei. Die ehemalige Profisurferin kam vor zwei Jahren als Chief Operating Officer und Managing Partner zum Impact-Investor, später übernahm sie zusätzlich die Funktion des Head of Impact.

Ebenfalls nicht mehr an Bord ist Rechtschefin Anela Musat, die sich als Angel-Investorin selbstständig gemacht hat. Vor Blue Horizon war Musat Head Global Legal bei der Partners Group.

Weg ist auch Finanzchef Michel Hirschi, der sein Linkedin-Profil ebenfalls angepasst hat. Vor seiner dreijährigen Tätigkeit bei Blue Horizon war er während 12 Jahren Finanzchef des börsenkotierten Solarunternehmens Meyer Burger. Auch andere Mitarbeiter und Partner sind nicht mehr im Unternehmen angestellt.

Verkleinerte Belegschaft

Noch vor einem Jahr beschäftigte Blue Horizon rund 30 Mitarbeitende. Heute ist es vielleicht noch die Hälfte. Wie viele es genau sind, wollte ein Berater des Unternehmens nicht sagen. «Blue Horizon passt seine Kostenbasis den Marktentwicklungen an, die wir in allen Branchen beobachten, auch im Bereich der nachhaltigen Lebensmittel.» Ausserdem habe sich das Unternehmen entschieden, «unser Team nicht mehr online zu publizieren». Damit folge das Unternehmen einem Trend, den es auch bei seinen Branchenkollegen beobachte.

Ein Grund für den Personalabbau ist, dass Pläne für einen Börsengang von Blue Horinzon nicht mehr weiter verfolgt werden. Zudem ist es dem Unternehmen in den vergangenen Monaten nicht gelungen, substanzielle Erfolge beim Fundraising für einen neuen Fonds zu verbuchen. Der neue sogenannte Growth Fund ist unverändert mit rund 100 Millionen Dollar ausgestattet. Ursprüngliches Ziel war es, bis zu 500 Millionen Dollar bei Investoren einzusammeln.

Bisher wurden nur drei von ursprünglich 25 Investitionen getätigt. Wie eine Quelle berichtet, hat dies dazu geführt, dass ein Investor beim letzten Capital Call nicht mehr mitgezogen hat. Der Berater von Blue Horizon sagt dazu: «Wie einige unserer Konkurrenten räumen wir ein, dass der Fundraising-Prozess anspruchsvoll ist.»

Dennoch habe der Fonds bereits mehr als 100 Millionen an «Zusagen erhalten». Er sei damit im Bereich nachhaltiger Lebensmittel gut positioniert. «Aktuell sehen wir einen Stimmungsumschwung bei den Investoren in unserer Fundraising-Pipeline, weshalb wir die Frist für das Closing des Fonds bis Ende 2023 verlängert haben.»

Turbulenzen

Der Zürcher Impact Investor hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Vor einem Jahr sind mehrere Verwaltungsräte aus dem Unternehmen ausgetreten, nachdem es zu einem Streit mit Investoren im ersten Fonds gekommen ist. Die sogenannten Limited Partner machten Druck, dass Blue Horizon als Investment Advisor abgesetzt wird. Zu dieser Zeit wurde auch bekannt, dass die Finanzmarktaufsicht Finma Abklärungen bei dem Unternehmen aufgenommen hat.

Gegründet wurde Blue Horizon von Roger Lienhard. Er gilt als Vegan-Guru, den das deutsche «Manager Magazin» schon als «Extremist der New-Food-Szene» bezeichnet hatte. Er wolle Blue Horizon zu einer Berkshire Hathaway der Lebensmittelindustrie machen, sagte er dem «Forbes Magazine».

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