Digital Assets Briefing
Die Nachhaltigkeit der «Bitcoin-Herstellung» ist auch ein Element der Preisbildung. Im Mining zeigen sich viele Veränderungen, Fortschritte und neue Herausforderungen. +++ Dazu: Cathie Wood spannt wieder mit 21Shares zusammen; Blackrock will auch Ethereum-Spot-ETF.
17. November 2023 • Werner Grundlehner

Der Bitcoin ist ein Umwelt-Schmutzfink. Das Betreiben von Krypto-Netzwerken benötigt Strom für unterschiedliche Funktionen, zum Beispiel für die Datenspeicherung, Datenverarbeitung oder die Kühlung der Systeme. Der Stromverbrauch des Bitcoin-Netzes steht im direkten Zusammenhang mit der Hash-Rate, die die gesamte Rechenleistung in Proof-of-Work-Netzwerken wie Bitcoin misst.



Und in den Short Cuts diese Woche:
• Die Schweizer 21Shares spannt erneut mit Cathie Wood zusammen
• Blackrock will auch Ethereum-Spot-ETF


Proof of Work ist der Vorgang, mit dem eine Transaktion mittels Rechenverfahren validiert wird. Wird der korrekte Prüfwert für das Rechenrätsel erzeugt, verlängert sich die Blockchain um den «gelösten» Block. Zahlreiche Grossrechner und Computer-Netzwerke stehen im Wettbewerb, um die korrekte Lösung zu finden. Der Computer, der das Rätsel als Erster löst, erhält eine Belohnung in Form von Bitcoin. Der Schwierigkeitsgrad des Rechenrätsels erhöht sich kontinuierlich und damit die Computerleistung, die erforderlich ist, um die nächste Bitcoin-Transaktion zu validieren.

Der Verbrauch von Argentinien

So schätzt ein von der Universität Cambridge entwickelter Index den Stromverbrauch des weltweiten Bitcoin-Netzes 2022 auf 107,65 Terawattstunden. Damit bescheinigen die Schätzungen dem Bitcoin-Mining einen jährlichen Stromverbrauch, der vergleichbar mit dem Jahresverbrauch von ganz Argentinien ist. 2017 lag der Verbrauch laut Index noch bei rund 14,4 Terawattstunden.

Doch weil unterschiedlichste Stromquellen an verschiedensten Orten auf der Welt angezapft werden, variieren die Schätzungen stark. Ein Bericht der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2021 geht davon aus, dass die weltweite Bitcoin-Mining-Industrie 173,42 Terawattstunden Strom verbraucht hat. Der UN-Bericht wirft einen Blick auf den Zusammenhang zwischen dem Bitcoin-Preis und dem Energieverbrauch des Bitcoin-Minings.

Der Stromverbrauch korreliert stark mit der Preisentwicklung des Bitcoins, die im Zeitraum der Erhebung durch die UN ein Allzeithoch von 69’000 Dollar erreicht hatte. In der Untersuchung heisst es, ein 400-prozentiger Preisanstieg von Bitcoin im Untersuchungszeitraum habe zu einem 140-prozentigen Anstiegs des Energieverbrauchs des weltweiten Bitcoin-Mining-Netzwerks geführt. Das unterstreiche die direkte Verbindung zwischen Marktaktivität und Energiebedarf im Bitcoin-Mining: Höhere Preise für die «Belohnung» bringen mehr Unternehmen dazu, ihre Computerleistung für das Bitcoin-Mining einzusetzen.

Der Ausstieg von China

Der hohe Stromverbrauch hat die Diskussion zur Nachhaltigkeit des Bitcoin-Minings und über die genutzten Energiequellen angeheizt. Im Sommer 2021 brach die weltweite Mining-Leistung ein, nachdem China mit höheren Auflagen das Bitcoin-Mining aus dem Land verbannt hatte. Das Mining sei eine extrem schädliche Industrie, die den Plan gefährde, klimaneutral zu werden, erklärte die Regierung den Schritt. Bis dahin wurde fast jeder zweite Bitcoin in China geschürft.

Doch das ist ein ziemlich fadenscheiniges Argument. In China befindet sich eine Vielzahl von Kohlekraftwerken in Bau, die die Klimaneutralität ebenfalls gefährden. Der kommunistischen Regierung dürfte es vor allem darum gegangen sein, dem staatlichen E-Yuan die Konkurrenz aus dem Weg zu räumen.

Gemäss oben erwähnten UN-Bericht stammten im Jahr 2021 67 Prozent des für das Mining benötigten Stroms aus fossilen Brennstoffen, auch wenn es gemäss Autoren «Fortschritte in Richtung einer umweltfreundlicheren Energieversorgung» gebe. So decke Wasserkraft über 16 Prodzent des Gesamtstrombedarfs des globalen Bitcoin-Mining-Netzwerks, während nukleare, solare und windbasierte Energiequellen jeweils 9, 2 und 5 Prozent beisteuerten. So wie der Stromverbrauch insgesamt, ist auch die Herkunft der Energie schwer eruierbar.

50-Prozent-Marke erreicht

Laut einer aktuellen Untersuchung des Nachrichtendienstes Bloomberg soll das Bitcoin-Mining inzwischen mehr als 50 Prozent erneuerbare Energie nutzen. «Die Sorge um den CO2-Fussabdruck von Bitcoin ist übertrieben. Sinkende Emissionen und eine dramatisch steigende Hash-Rate können nur eines bedeuten: Bitcoin-Mining verbraucht in seinem Mix mehr nachhaltige Energie», schrieb dazu Bloomberg-Analyst Jamie Coutts. Dieser Anstieg von sauberer Energie für das Mining resultiere aus der Abwanderung von Minern aus China und aus Ländern, die ungenutzte und überschüssige Energie monetarisierten. Länder wie El Salvador, Bhutan, Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate investieren gleichzeitig vermehrt in Bitcoin-Mining.

Regionen mit günstigen Energiepreisen sind ein ideales Umfeld für die Kryptoindustrie. So verwundert es nicht, dass einige Bitcoin-Miner mittlerweile in Nordamerika oder im hohen Norwegen aktiv sind. Gerade das skandinavische Land soll der Branche ein grüneres Image verleihen, da dort grosse Teile der Versorgung aus Wasserkraft generiert werden. Immer wieder betonen Miner ihr Ziel, das Schürfen von Bitcoin langfristig klimaneutral betreiben zu wollen. Ein Beispiel ist der amerikanische Bitcoin-Miner Marathon. Die wachsende globale Initiative für grünere Alternativen zur Deckung des Strombedarfs könnte dazu beitragen, den CO2-Fussabdruck von Bitcoin und des gesamten Kryptoökosystems zu reduzieren. Von dieser Nachhaltigkeitsdebatte profitieren auch innovative Lösungen wie Bitcoin Minetrix, eine Plattform, die das Cloud-Mining revolutioniert.

Doch die Bitcoin-Industrie ist nicht nur Energieverbraucher, sondern auch ein Element der Energieinfrastruktur. Einem jüngsten Bericht von KPMG zufolge stabilisiert das Bitcoin-Mining die Stromnetze und nutzt ungenutzte erneuerbare Energiequellen. In dem Bericht heisst es weiter, dass Bitcoin durch die Umwandlung von Abgasen in Strom die Methanemissionen verringern kann. Das Lawrence Livermore National Laboratory schätzt, dass im Jahr 2021 bis zu zwei Drittel des Energieverbrauchs in den USA verschwendet oder ineffizient genutzt wurden. An Orten mit einer wenig effizienten Übertragungsinfrastruktur oder noch grösseren Unterbrechungen bei Wind- und Solarenergie könnten es noch höhere Ausfallwerte sein.

Sind die kommenden ETF nachhaltig?

Die Bitcoin-App-Relai weist in einem Newsletter darauf hin, dass Elon Musk, in seiner Funktion als CEO von Tesla, den Kauf seiner E-Automobile mit Bitcoin im Jahr 2021 wegen Umweltbedenken stoppte und bisher nicht wieder eingeführt hat. Musk stellte als Bedingung für eine Wiedereinführung von Bitcoin-Zahlungen, dass das Mining 50 Prozent Energie aus erneuerbaren Quellen verwende. Falls Tesla in naher Zukunft wieder Bitcoins akzeptieren würde, wäre das ein weiterer Katalysator für einen Kursanstieg im kommenden Jahr.

Als wichtigste Treiber für ein kommendes Bitcoin-Hoch werden vor allem das Halving, das im April stattfinden soll, und die Zulassung von Bitcoin-Spot-ETF durch die US-Finanzmarktaufsicht angeführt. Gerade bei letzterem dürfte die Nachfrage auch stark davon abhängen, ob institutionelle und private Investoren, die wegen Auflagen oder aus Überzeugung eine ESG-Anlagestrategie verfolgen, in die neuen kotierten Indexfonds investieren, die Bitcoins und andere Kryptowährungen abdecken – oder ob sie wegen des hohen Stromverbrauchs noch Abstand nehmen.




Short cuts: News aus der digitalen Welt

Die Schweizer 21Shares spannt erneut mit Cathie Wood zusammen

Die US-Tochtergesellschaft von 21Shares, dem weltgrössten Emittenten von kotierten Krypto-Anlageprodukten (Exchange Traded Products) will mit dem amerikanischen Vermögensverwalter Ark Invest fünf aktiv verwaltete Bitcoin- und Ethereum-Futures-ETF lancieren. Hinter Ark steht die umstrittene Cathie Wood. Sie machte in den vergangenen Jahren durch grosse und riskante Wetten in Technologie- und Biotechnologie Aktien und zuletzt im Krypto-Sektor Schlagzeilen. Das führte zu riesigen Gewinnen, aber auch zu ebensolchen Verlusten.

Die Zusammenarbeit ist ungewöhnlich, weil die Unternehmen auf Krypto-Futures-ETF setzen. Solche gibt es bereits einige am US-Markt und alles wartet auf die Zulassung von Bitcoin-Spot-ETF. Mehrere Anträge sind bei der Börsenaufsicht SEC pendent – einer davon auch von Ark in Zusammenarbeit mit 21Shares. «Wir freuen uns sehr über die strategische Partnerschaft mit Ark Invest. Die Firma ist eine Vorreiterin, wenn es um disruptive Innovation und Fortschritt geht», sagt dazu Ophelia Snyder, Mitgründerin und President von 21Shares.

Die Entscheidung, einen Bitcoin-Futures- und Ethereum-Futures-ETF in den Vereinigten Staaten aufzulegen, zeige, dass das Schweizer Unternehmen an die transformative Kraft digitaler Vermögenswerte und der Blockchain-Technologie glaube. Falls die Spot-ETF auf Bitcoin von der SEC zugelassen werden, wird das Interesse an den Futures-Indexfonds schnell nachlassen. Denn diese weisen Nachteile in der Preisbildung, wie etwa Rollverluste, auf. Cathie Wood investierte 2021 in 21Shares und wurde Mitglied des Verwaltungsrats der 21-Shares-Muttergesellschaft Amun.


Blackrock will auch Ethereum-Spot-ETF

Der grösste Vermögensverwalter der Welt, Blackrock, hat auch einen Antrag für einen Ethereum Spot ETF bei der amerikanischen Börsenaufsicht SEC eingereicht. Das Unternehmen hat bereits einen pendenten Antrag für einen Bitcoin-Spot-ETF bei der SEC. Vergangene Woche gab es eine Meldung, wonach der US-Vermögensverwalter den Antrag bei der Delaware Department of State Division of Corporations eingereicht habe, wenig später bestätigte der Börsenbetreiber Nasdaq das Vorhaben. Der ETF wird unter dem Namen «iShares Ethereum Trust» geführt und soll die Kursentwicklung von Ether abbilden. Wie bereits beim geplanten Bitcoin-ETF von Blackrock, ist die Krypto-Börse Coinbase mit der Verwaltung der zugrundeliegenden Coins beauftragt. Mit diesem Antrag könnte Blackrock eine Kaskade von Anträgen anderer Asset Managern lostreten, wie es bereits beim Bitcoin-ETF geschehen ist.

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