Vor gut einem Jahr kam es zum Knall. Die UBS blies die angekündigte Übernahme des US-Roboadvisors Wealthfront überraschend in letzter Minute ab. Der 1,4 Milliarden Dollar schwere Deal kam nicht zustande. Der Verwaltungsrat um Colm Kelleher stellte sich quer und desavouierte damit den damaligen CEO Ralph Hamers, der die Übernahme eingefädelt hatte.
Inzwischen schreibe Wealthfront schwarze Zahlen, sagte CEO David Fortunato in einem Interview mit Reuters. Er konzentriere sich nun darauf, das Geschäft mit den mehr als über 700'000 Kundinnen und Kunden «langfristig» im Alleingang zu betreiben. Organisches Wachstum sei das Hauptziel. Übernahmen oder einen Börsengang plane Wealthfront derzeit nicht.
Das Unternehmen aus Palo Alto im Silicon Valley verwaltet inzwischen ein Vermögen von über 50 Milliarden Dollar. Die Erträge sollen in diesem Jahr um mehr als 140 Prozent steigen.
Begeistert von Fixed-Income
Die App hat in diesem Jahr eine steigende Zahl von Neukunden verzeichnet. Der Wealthfront-Chef führt dies auf neue Produkte zurück, darunter automatisierte Anleihenportfolios, die auf die Steuersituation des jeweiligen Kunden zugeschnitten sind und höhere Renditen als Sparkonten erzielen sollen. «Wir sind ziemlich begeistert von festverzinslichen Wertpapieren», sagte Fortunato.
Die Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) liege bei über 40 Prozent. Die Übernahme durch die UBS scheiterte unter anderem auch daran, dass Wealthfront im gehobenen Retail-Segment tätig ist. Die durchschnittliche Anlagesumme liegt bei 70'000 Dollar. Demgegenüber zielt die UBS in den USA auf Kunden ab, die über ein frei verfügbares Vermögen von mindestens 250’000 Franken verfügen.
Wealthfront wurde 2008 von Andy Rachleff und Dan Carroll gegründet und führte 2011 automatisierte Anlagedienstleistungen ein. Das Unternehmen ist ein Pionier bei der Nutzung von Automatisierung zur Erstellung kostengünstiger Anlageportfolios auf dem amerikanischen Markt.
Eine KI, aber nicht mit OpenAI vergleichbar
Das Unternehmen soll auch Elemente der künstlichen Intelligenz in seiner Finanzplanungssoftware einsetzen. Die US-Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde SEC hat vor kurzem eine Verordnung vorgeschlagen, die den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Anlageberatung regeln soll. Wealthfront ist dagegen, weil die Regeln zu weit gefasst seien.
Fortunato sagte, dass die Modelle von Wealthfront nicht mit den generativen KI-Diensten von Technologieunternehmen wie Google und OpenAI vergleichbar seien, die von den Aufsichtsbehörden unter die Lupe genommen werden. «Wir versuchen, die beste Anlageberatung zu nutzen, die wir durch wissenschaftliche Forschung erhalten können, und sie so vielen Kunden wie möglich zu niedrigen Kosten zur Verfügung zu stellen», sagte er.