Am Mittwochabend liess Pionier Luzius Meisser an einem Event den Frankencoin vom Stapel. «Das Projekt hat sich schleichend entwickelt. Unter anderem im Rahmen meines Doktorats, das ich am 8. Januar dieses Jahres erfolgreich verteidigt habe», sagt Luzius Meisser gegenüber tippinpoint.
Ein Brimborium um die Lancierung hat er nicht veranstaltet. Er sei kein Freund von «Knalleffekten», sagt der Verwaltungsratspräsident von Bitcoin Suisse und Mitgründer des Tokenisierungsspezialisten Aktionariat. Meisser fügt an, er habe es lieber, wenn sich Projekte kontinuierlich entwickelten. Deshalb wird es auch kaum zu einer Medienkampagne kommen, wie etwa jene für den Swiss Stablecoin unter der Leitung von Ex-Nationalrätin Pascale Bruderer.
Grosser Exportschlager
«Wir verfolgen einen anderen Ansatz als Frau Bruderer», sagt Meisser. Während Bruderer eine möglichst breite Unterstützung in Politik und Gesellschaft aufbauen und dann loslegen will, komme sein Projekt von der technischen Seite – und ist bereit operationell in Betrieb. In der Schweiz gibt es noch keine etablierten Franken-Stablecoins, obwohl das nach Ansicht von Meisser ein grosser Exportschlager werden könnte.
Mit einer Geldmenge von 3,5 Millionen Franken ist der Frankencoin bereits der grösste Franken-Stablecoin. Nach dem Event vom Mittwoch ist auch ein Verein gegründet worden, der die neue «Währung» unterstützen will.
Geldschöpfung bankfrei machen
Die Lancierung ist bescheiden, die Ziele nicht. «Es geht um die Demokratisierung der Geldschöpfung: Jeder, der Sicherheiten hinterlegen kann, soll Geld schöpfen können», sagt Meisser. Wirtschaftlich sei der Vorgang mit einem Lombardkredit vergleichbar. Gegen hinterlegte tokenisierte Sicherheiten erhält der Benutzer vom System frisch gedruckte Frankencoins. Im traditionellen Finanzsystem entscheiden hingegen Banken, ob etwa für eine Hypothek oder ein Firmenkredit Geld geschöpft werden soll.
Bisher wurden vier Token als Sicherheit akzeptiert und hinterlegt, wie man auf frankencoin.com nachsehen kann. Versionen von Bitcoin und Ether, sowie die tokenisierte Aktie der Boss Info AG und der Real-Unit-Token. Theoretisch könnte jeder frei handelbare Token hinterlegt werden. Nicht möglich sind dagegen NFT, da sie Unikate sind. Der Benutzer schlägt eine Sicherheit vor und wenn kein anderer Benutzer ein Veto einlegt, gilt diese als akzeptiert.
Im Gegensatz zu anderen Stablecoins ist der Frankencoin «orakelfrei» und stützt sich zur Bewertung der Token nicht auf externe Anbieter, wie etwa Chainlink, die von Hackern angegriffen werden könnten. Beim Frankencoin wird der Wert im Auktionsverfahren bestimmt.