Eines der grössten PK-Beratungsunternehmen geht in den Besitz der ZKB. Chef und Besitzer Heinz Rothacher sagt im Interview, wie es zum Deal kam, wie die Kunden reagiert haben und welches die wichtigste Lektion war, die er als Unternehmer gelernt hat.
31. Juli 2024 • Beat Schmid

Herr Rothacher, Sie verkaufen Complementa an die ZKB. Was hat den Ausschlag für die Kantonalbank gegeben?

Im Rahmen der Überlegungen zur langfristigen Nachfolgeplanung führte ich Gespräche mit der Familie. Es war jedoch keine familieninterne Lösung für die Leitung des Unternehmens umsetzbar. Die ZKB und Complementa arbeiten seit vielen Jahren erfolgreich im Bereich Investment-Reporting-Services zusammen. Insofern ist die ZKB eine natürliche und naheliegende neue Eigentümerin der Complementa. Sie wird zudem weiter in die Complementa und die Weiterentwicklung der Services investieren. Die Kunden haben die Gewissheit einer langfristigen, stabilen Nachfolgeregelung und damit von Kontinuität.

Wann gab es die ersten Gespräche, wie lange zogen sich die Verhandlungen hin?

Complementa unterstützt die ZKB seit dem Jahr 2006 mit Investment-Reporting-Services und ist zu einem wichtigen Partner der Bank geworden. Die Partnerschaft ist stetig gewachsen und die beiden Unternehmen haben seit einiger Zeit diskutiert, wie diese weiter vertieft werden könnte.

Gab es auch andere Interessenten, mit denen Sie im Gespräch waren?

Interesse an der Complementa hatten einige. Aber wir arbeiten seit bald zwei Jahrzehnten auf Augenhöhe mit der ZKB zusammen. ZKB und Complementa verbindet eine ähnliche Kultur und Wertebasis.

Complementa soll unabhängig bleiben. Wie können Sie die Kunden überzeugen, dass das so bleibt?

Complementa wird konsequent und in allen Aspekten separat geführt – das heisst: Mitarbeitende, Infrastruktur – insbesondere IT und Systeme – und auch Standorte. Complementa bleibt als Unternehmen und als Marke selbständig und wird weiterhin vom aktuellen Führungsteam geleitet werden. Es werden keine Aufgaben zur ZKB transferiert. Daher gibt es ein natürliches Ring-Fencing der Kundendaten und die ZKB hat keinen Einfluss auf den Beratungsbereich.

Wie haben die Kunden auf den Verkauf reagiert?

Positiv. Die Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit sind für die Kundschaft der Complementa entscheidend. Mit dieser Lösung können wir unsere Dienstleistungen für die direkten Kunden aber auch gegenüber der ZKB weiterhin unabhängig und selbständig erbringen. Mit der ZKB als neue Eigentümerin wird für alle Complementa-Kunden sichergestellt, dass das Dienstleistungsangebot auf hohem Niveau auf lange Frist weiterentwickelt wird.

Sie ziehen sich aus dem operativen Geschäft zurück. Wie gut können Sie loslassen?

Ich werde weiterhin im Verwaltungsrat aktiv sein und mich einbringen. Privat habe ich grosses Interesse am Bauen und Gestalten. Damit werde ich mich auch befassen. In dem Sinne ist das Loslassen kein Problem.

Familienmitglieder von Ihnen sind ebenfalls im Geschäft aktiv. Werden sie an Bord bleiben?

Ja. Mein Sohn, Andreas Rothacher, ist als Senior Investment Consultant und Leiter Investment Research ebenfalls mit viel Engagement und Leidenschaft für das Unternehmen tätig. Er freut sich, die Kundschaft weiter begleiten zu dürfen.

Sie haben Complementa 2016 übernommen und wurden damit zum Unternehmer. Jetzt geben Sie die Firma wieder ab. Was ist die wichtigste Lektion, die Sie gelernt haben?

Ich habe in dieser Zeit vieles gelernt. Unternehmer sein bedeutet vielseitig sein. Man muss sich mit vielen verschiedenen Themen befassen. Das wichtigste ist jedoch, Menschen zuzuhören und sie zu verstehen.

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