Immer weniger Banken können oder wollen sich ein eigenes Aktienresearch leisten. Wie tippinpoint erfahren hat, stellt die Privatbank Mirabaud ihr Aktienresearch ein. Betroffen sind mehrere Analysten, die unter anderem den Schweizer Markt für Small und Mid Caps abdeckten, wie mehrere Personen übereinstimmend berichten. Zudem unterhält die Bank ein Team für spanische Aktien, ebenfalls mit einem Fokus auf kleinere und mittelgrosse Titel. Wie auf der Website von Mirabaud zu lesen ist, betreibt die Bank das Research seit 1990.
Die Einstellung soll im September erfolgen. Wie viele Stellen von der Streichung betroffen sind, war zunächst nicht zu erfahren. Eine Sprecherin der Bank konnte eine Anfrage zunächst nicht beantworten. Gemäss zuverlässigen Informationen sollen im Schweizer Research Zürich fünf Personen betroffen sein. In Spanien sollen es mehr Leute sein.
Ende Juli hatte die Bank im Rahmen ihres Halbjahresberichts angekündigt, ihr Brokerage-Geschäft per 15. September zu schliessen. Mirabaud begründete diesen Schritt mit ihrer «Strategie der Konzentration auf das Kerngeschäft» Private Banking und Asset Management. Weitere Angaben wurden nicht gemacht.
Der Entscheid von Mirabaud, die Aktiencoverage aufzugeben, kommt für Beobachter nicht überraschend. Sell-Side-Analysten machen ohne Brokerage wenig Sinn. Aber auch die eigenen Portfoliomanager sind nicht zwingend auf ein Buy-Site Research angewiesen. Sie bekommen diese Dienstleistung bei anderen Banken, sei es bei Vontobel, Kepler Cheuvreux oder der ZKB. Ein eigenes Analystenteam im Haus sei ein Kostenfaktor, den man sich leisten müsse, sagt ein Portfoliomanager am Platz Zürich.
Halbierter Gewinn
Gute Portfoliomanager machen sich gerne selbst ein Bild über die Titel, die sie kaufen. Sie können Quartalsberichte lesen und haben Zugang zu den Finanzchefs der Firmen, die sie im Fokus haben. Oftmals halten sie sich auch nicht an die Empfehlungen ihres eigenen Research. Sie tragen die Verantwortung für die Titel, die sie kaufen und verkaufen. Wenn die Performance wegen einer schlechten Empfehlung nicht stimmt, müssen sie den Kopf hinhalten und eine allfällige Bonuskürzung hinnehmen, nicht der Analyst.
Die Mirabaud-Gruppe erzielte im vergangenen Jahr einen Gewinn von 31,3 Millionen Franken, was einem leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr entsprach. Aufgrund «erheblicher Investitionen» stieg der Geschäftsaufwand um fast 10 Millionen auf 248 Millionen Franken.
Im ersten Halbjahr sank der Gewinn von 19 Millionen im Vorjahr auf 10 Millionen Franken. Die Bank hatte zudem Rückstellungen von 5 Millionen Franken im Zusammenhang mit der Restrukturierung gebildet. Per Mitte Jahr verwaltete die Bank insgesamt 32,4 Milliarden Franken, wovon 6,8 Milliarden Franken auf das Asset Management entfielen.
Update 15:45 Uhr: Der Text wurde um Angaben zur Zahl der betroffenen Stellen in Zürich ergänzt.