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Der Schweizer Fintech-Sektor kommt nicht mehr vorwärts. Während die Zahl der Unternehmen stabil bleibt, geht die Finanzierungstätigkeit stark zurück. Der Trend geht zu B2B-Modellen und Sustainability.
13. März 2025 • red.

Die Zahl der Fintech-Unternehmen in der Schweiz stagnierte 2024 bei 483 Firmen – genau so viele wie im Vorjahr. Während neue Anbieter in den Markt eintraten, verschwanden andere durch Liquidationen, Fusionen oder strategische Neuausrichtungen. Diese Entwicklung deutet auf eine mögliche Marktsättigung hin, wie sie auch im klassischen Finanzsektor zu beobachten ist, heisst es in der IFZ Fintech Studie 2025 der Hochschule Luzern.

Besonders deutlich ist der Rückgang der Finanzierungstätigkeit: Nach einem Höchststand von 605 Millionen Franken im Jahr 2022 halbierte sich das Volumen bis 2024 auf 301 Millionen Franken. Stark gelitten haben Startkapital-Finanzierungen, die von 232 Millionen (2023) auf nur noch 19 Millionen Franken (2024) einbrachen. Auch die Zahl der Finanzierungsrunden sank deutlich – von 87 im Jahr 2021 auf 54 im vergangenen Jahr. «Die Finanzierungsaktivitäten in der Schweiz und Liechtenstein folgen dem globalen Trend im Fintech-Sektor, der seit 2021 rückläufig ist», sagt Studienleiter Prof. Dr. Thomas Ankenbrand.

B2B-Modelle und Nachhaltigkeit als Hoffnungsträger

Um sich in einem schwierigen Umfeld zu behaupten, setzen immer mehr Fintechs auf internationale B2B-Geschäftsmodelle. Der Trend zur reinen B2B-Ausrichtung zeigt, dass dass viele Unternehmen Skalierungsprobleme mit Endkundenlösungen haben. Gleichzeitig gewinnt der Bereich nachhaltiger Fintech-Lösungen an Bedeutung: Die Zahl der entsprechenden Unternehmen stieg 2024 von 49 auf 59, was einem Anteil von rund zwölf Prozent aller Fintechs in der Schweiz und Liechtenstein entspricht.

Während Fintechs früher vor allem mit innovativen Ideen auf sich aufmerksam machten, geht es nun verstärkt um die praktische Umsetzung. Lösungen auf Basis von Künstlicher Intelligenz, Distributed Ledger Technology oder Sustainable High-Performance Computing setzen sich schneller durch als klassische Automatisierungs- und Digitalisierungsansätze, heisst es weiter. Dieser Wandel zeige, dass der Fintech-Sektor reifer werde und verstärkt marktfähige Lösungen entwickle, die auch regulatorischen Anforderungen gerecht würden. Allerdings: Wenn die Finanzierungsquellen versiegen, ist ach das schwierig.

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