Mit einem Ertrag von 44.91 Milliarden US‑Dollar meldet JP Morgan einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Dieser Rückgang ist allerdings auf einen einmaligen Sondereffekt im Vorjahreszeitraum zurückzuführen. Bereinigt um diesen Effekt zeigen die Zahlen ein solides Wachstum. Der Nettogewinn lag bei 15 Milliarden US‑Dollar – ein Minus von 17 Prozent, ebenfalls verzerrt durch die Vorjahresbasis.
Der Nettozinsertrag stieg um 2 Prozent auf 23.3 Milliarden Dollar. Damit unterstreicht die Grossbank ihre starke Position im klassischen Kreditgeschäft. Alle Geschäftsbereiche konnten sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn zulegen.
Im Investmentbanking profitierte die Bank von wiederbelebten Aktivitäten auf den Kapitalmärkten. Die kurzzeitige Marktberuhigung nach der Aussetzung einiger von der US‑Regierung geplanten Zölle liess Unternehmen und Investoren wieder Vertrauen fassen. Dies führte zu steigenden Volumina im Handels‑ und Transaktionsgeschäft.
Die amerikanischen Konsumentinnen und Konsumenten spielen mit. Die Ausgaben mit Kreditkarten stiegen bei JP Morgan um 7 Prozent, was auf eine nach wie vor solide Konsumstimmung hindeutet. Die ausstehenden Kreditkartenpositionen nahmen ebenfalls zu – ein Indiz dafür, dass sich die Bank derzeit keine Sorgen um ihr Kreditportfolio macht.
«Eine Art Soft Landing»
JP‑Morgan‑Chef Jamie Dimon, der in der Vergangenheit immer wieder vor zu grosser Sorglosigkeit an den Märkten gewarnt hatte, zeigte sich im Analysten‑Call ungewohnt optimistisch. Die wirtschaftliche Lage habe sich stabilisiert, eine Rezession sei – entgegen früherer Prognosen der Bank – derzeit nicht zu erwarten. «Wir befinden uns seit einiger Zeit in einer Art Soft Landing», meinte der Banker. Die Wirtschaft zeige sich resilient, hoffentlich bleibe das so.
Jamie Dimon hatte auch eine Botschaft für Donald Trump. «Ich halte die Unabhängigkeit der Fed für absolut entscheidend», sagte Dimon gegenüber Medienvertretern in einer Telefonkonferenz. «Mit der Fed zu spielen, kann negative Folgen haben, die genau das Gegenteil dessen sind, was man sich erhofft.»
Was wird die UBS zeigen?
Auch die Konkurrenten Citigroup und Wells Fargo meldeten starke Zahlen. Citigroup verzeichnete einen Anstieg der Kartenausgaben um 4 Prozent. Bei Wells Fargo belebt sich das Firmenkundensegment.
Trotz aller positiven Signale bleibt das Umfeld zerbrechlich. Neue Zölle der US‑Regierung könnten laut JP‑Morgan‑Ökonomen einen spürbaren Einfluss auf die Inflation haben. Die jüngsten Daten des US‑Arbeitsministeriums zeigen jedenfalls bereits einen Anstieg der Verbraucherpreise um 2.7 Prozent im Juni – nach 2.4 Prozent im Mai.
Die Berichtssaison der US‑Grossbanken gibt ein insgesamt positives Bild ab, unterlegt durch starke Konsumausgaben, robuste Kreditmärkte und ein lebhaftes Investmentbanking. Wie die europäischen Banken abschneiden, wird man in den nächsten Tagen sehen. Die UBS wird ihre Quartalszahlen am 30. Juli 2025 vorlegen.