CS-Absturz
Ein Fonds von GAM hat gemäss Morningstar 40 Millionen Euro verloren. Die US-Kanzlei Quinn Emanuel sammelt Forderungen von Gläubigern. Die Finma kommt zunehmend unter Druck.
22. März 2023 • Beat Schmid

Der von der Finma verfügte Komplettabschreiber auf AT1-Anleihen der Credit Suisse wird ziemlich sicher ein juristisches Nachspiel haben. Die US-Anwaltskanzlei Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan hat für heute eine Telefonkonferenz mit betroffenen Anleihehaltern angesetzt. Zugeschaltet werden Anwälte aus Zürich, New York und London.

Ein Team von Quinn Emanuel führe bereits Gespräche mit einer Reihe von Inhabern dieser Kapitalinstrumente über mögliche rechtliche Schritte, die ihnen durch den Zusammenschlusses von UBS und Credit Suisse zur Verfügung stehen könnten, heisst es in einer Mitteilung der Anwälte.

Quinn Emanuel hat bereits Erfahrungen gesammelt in einem ähnlichen Fall. So vertrat die Kanzlei eine Gläubigergruppe im Zusammenhang mit der Abwicklung der spanischen Banco Popular. Die Bank kollabierte 2017 und wurde für 1 Euro an die Banco Santander verkauft, wobei alle AT1- und T2-Kapitalinstrumente im Rahmen dieser Transaktion auf null abgeschrieben wurden.

GAM, Pimco, Nordea

Auch zwei Tage nach der Rettung der CS durch die UBS kann die Finma immer noch keine Erklärungen liefern, warum sie entschieden hat, die Anleihen anzuschreiben und auf welcher rechtlichen Grundlage die Bevorteilung der Aktionäre basiert. Entsprechende Anfragen werden nicht beantwortet. Offenbar wird die Behörde derzeit überschwemmt mit Anfragen aus aller Welt.

Vor allem bei Investoren in Asien waren die AT1-Papiere offenbar sehr beliebt. Da Kunden mindestens 100’000 Franken für einen Anteilschein zahlen mussten, sind Cocos eher in den Depots vermögender Kunden gelandet. Aber auch Fondsanbieter deckten sich mit CS-Cocos ein. Zu grössten Investoren gehören Häuser wie Pimco, Nordea und GAM.

Ihren drohen nun Abschreiber in Millionenhöhe: Gemäss eine Aufstellung von Morningstar hat die Schweizer GAM ein Exposure von 40 Millionen Euro, bei Nordea sind es 60 Millionen und bei Pimco 100 Millionen Euro.

Cocos – fast wie Eigenkapital

Im Zuge der Übernahme der angeschlagenen Credit Suisse durch die UBS verfügte die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma, dass die Papiere in der Höhe von 16 Milliarden Franken ebenfalls auf null abgeschrieben werden. Während die Inhaber von AT1-Anleihen der Credit Suisse leer ausgehen, erhalten die Aktionäre 3 Milliarden Franken. Normalerweise werden Aktionäre bei einem Bank- oder Unternehmenskollaps in der Regel nach den Anleihegläubigern entschädigt.

AT1-Anleihen werden auch Cocos (Contingent Convertible Bonds) genannt. Dabei handelt es sich um Papiere, die fest verzinst werden, aber für die Banken fast so gut wie Eigenkapital sind und deshalb auch als “zusätzliches Kernkapital” (Additional Tier-1-Kapital, AT1) gelten. Sie bilden einen zusätzlichen Puffer, wenn die Kapitaldecke einer Bank in der Krise zu dünn wird.

In der Schweiz sehen die Anleihebedingungen offenbar vor, dass die Finma bei einer Restrukturierung nicht verpflichtet ist, die traditionelle Kapitalstruktur-Hierarchie einzuhalten. Vielen Käufern der Cocos dürfte das nicht bekannt gewesen zu sein.

MEHR ZUM THEMA


Der Bund blockiert aufgeschobene CS-Boni in Milliardenhöhe

Zwar will der Bundesrat weiterhin nicht vor einer Staatsrettung wie bei der UBS sprechen, trotzdem greift die Regierung massiv ein und sperrt aufgeschobene Boni von CS-Angestellten.
21. März 2023

GAM braucht mehr Zeit für die Brautschau

Der Verkauf des krisengeschüttelten Unternehmens soll in den nächsten Wochen eingefädelt werden.
6. März 2023