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Im Jahr 2015 wurden weltweit rund 500’000 Elektrofahrzeuge verkauft. 2024 werden es bereits über 17 Millionen sein. Das hat weit reichende Auswirkungen – nicht nur für die Automobilindustrie.
15. Juli 2024 • Nicolas Mougeot

Während die Automobilindustrie lange Zeit von amerikanischen, europäischen und später japanischen Herstellern beherrscht wurde, gibt es in der Welt der Elektrofahrzeuge derzeit nur zwei dominierende Unternehmen. Dabei handelt es sich in erster Linie um das amerikanische Unternehmen Tesla, das den meisten von uns bestens bekannt ist. Dieses wurde jedoch in Bezug auf die Anzahl der verkauften Fahrzeuge im 4. Quartal 2023 von dem hierzulande noch etwas weniger bekannten chinesischen Hersteller BYD überholt.

Interessant: In der Liste der zehn grössten Hersteller und Verkäufer von Elektrofahrzeugen des letzten Jahres finden sich bereits fünf chinesische Hersteller - Konzerne wie Ford, General Motors, Toyota oder Nissan sucht man hingegen vergeblich. Ein weiterer Beleg für die Fortschritte Chinas in diesem Bereich ist, dass 2026 voraussichtlich mehr als die Hälfte der in der Volksrepublik verkauften Fahrzeuge elektrisch angetrieben sein werden, gegenüber 40 Prozent in Europa und etwas mehr als einem Viertel in den USA.

Angesichts der aktuellen geopolitischen Veränderungen ist denn auch zu befürchten, dass die Verschiebungen im Automobilsektor die Spannungen zwischen den USA und Europa auf der einen und China auf der anderen Seite weiter anheizen könnten. Die zentrale Frage bleibt, wie die Flut der zum Teil bis zu 20 Prozent billigeren chinesischen Elektrofahrzeuge ohne protektionistische Gegenmassnahmen eingedämmt werden kann.

Technologische Entwicklungen

Der Rückstand der amerikanischen Automobilindustrie lässt sich zumindest teilweise durch die erfolgreiche Lobbyarbeit der Ölkonzerne erklären, aber auch durch die geringe Anzahl von grossen Fahrzeugen mit Elektroantrieb – die Liebe der Amerikaner für ihre Pick-up-Trucks ist ungebrochen. Und natürlich spielt auch die Grösse des Landes eine Rolle, welche Fahrzeuge mit grosser Reichweite erfordert. Allerdings hat Toyota kürzlich angekündigt, an einer Art «Super-Batterie» mit einer Reichweite von über 1'200 Kilometern zu arbeiten. Die Automobilhersteller sind deshalb gut beraten, in ihre globale Wettbewerbsfähigkeit zu investieren, wenn sie auch in Zukunft bestehen wollen.

Die Umstellung von Benzin- auf Elektromotoren dürfte auch zu einer höheren Nachfrage nach mehr und vor allem leistungsfähigeren Halbleitern führen, da diese in Elektrofahrzeugen in grösserem Umfang benötigt und verbaut werden, sei es für den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) im Zusammenhang mit dem autonomen Fahren oder zur Optimierung der Motorleistung und der Sicherheit.

Die zunehmende Verbreitung elektrisch betriebener Fahrzeuge führt auch in Sektoren wie dem Bergbau zu Veränderungen. Grund dafür ist die steigende Nachfrage nach Lithium, dem eigentlichen Kern jeder Elektro-Batterie, die bis 2050 um den Faktor 20 steigen wird. Eine wichtige Rolle spielt auch Kupfer, das beim Bau der Infrastruktur wie Stromnetze und Ladestationen benötigt wird. Und da wäre dann noch der für den Strassenverkehr benötigte Strom, dessen Verbrauch von 20 Mio. GWh in 2020 auf 132 Mio. GWh in diesem Jahr sowie auf fast 600 Mio. GWh im Jahr 2030 ansteigen wird.

Gesellschaftspolitik und Umweltschutz

Mit dem beschlossenen Aus für den Verbrennungsmotor im Jahr 2035 hat die Europäische Union der hiesigen Automobilindustrie eine Radikalkur verordnet, deren soziale Folgen kaum absehbar sind. Die verantwortlichen Behörden und Regierungen sollten die damit verbundenen Herausforderungen daher sehr ernst nehmen und versuchen, sie durch geeignete Massnahmen abzufedern. Zum Beispiel durch ein entsprechendes Weiterbildungs- und Umschulungsangebot für die mehr als 12 Millionen in diesem Sektor Beschäftigten.

Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) könnte der Verbrauch fossiler Brennstoffe für den Strassenverkehr im Jahr 2028 seinen Höhepunkt erreichen und danach kontinuierlich zurückgehen. Dies die gute Nachricht für die Umwelt. Auf der anderen Seite sehen wir aber auch negative Entwicklungen, wie sie der zunehmende Abbau von seltenen Erden oder anderen Elemente mit sich bringen. Wie sich die zunehmende Elektromobilität auf die Umwelt auswirkt, hängt jedoch nicht nur von einer besseren Nachhaltigkeit im Bergbau oder beim Recycling von Batterien ab, sondern vor allem und in zunehmendem Masse auch von der Verfügbarkeit von Strom aus kohlenstoffarmen Quellen wie Kernenergie oder Strom aus erneuerbaren Quellen.

Die Diskussion ist und bleibt deshalb kontrovers. Wichtig ist, dass der Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor nicht dazu führt, dass die mit der Emission von CO2 verbundenen Probleme nicht einfach entlang der Produktionskette nach oben verschoben werden.

Nicolas Mougeot ist Head of Investment Strategy & Sustainability, Indosuez Wealth Managementy