Hongkong
Globale Banker seien alle “sehr pro China”, sagte der oberste UBS-Banker auf einem Podium in Hongkong. Und er machte einen Witz über die amerikanische Presse.
2. November 2022 • Beat Schmid

Alle globalen Banker seien “sehr pro-China”, sagte UBS-Chef Colm Kelleher auf einem Finanzforum in Hongkong. Das Global Financial Leaders' Investment Summit fand nach drei Jahren zum ersten Mal wieder vor Publikum statt. Neben Kelleher traten unter anderem auch David Solomon, Chef von Goldman Sachs, James Gorman von Morgan Stanley sowie Michael Chae von Blackstone und Lui Jin von der Bank of China auf.

Der Event, der noch bis Donnerstag dauert, wird von der Hong Kong Monetary Authority organisiert, der Zentralbank von Hongkong. Das Ziel der Veranstaltung ist es, verunsicherte internationale Investoren zu bestärken, weiterhin in Hongkong und China zu investieren.

Die Metropole droht ihren Status als internationales Finanzzentrum zu verlieren. Das harte Durchgreifen gegen die Zivilgesellschaft und jahrelange strenge Covid-19-Regeln haben zu einem Exodus von Hongkong-Chinesen und westlichen Investoren geführt. Singapur konnte in den letzten Jahren von der Schwäche Hongkongs profitieren.

Kritik von US-Politikern

Dass die halbe Wall Street nach Hongkong geflogen ist, löste in den USA Kritik aus. Der US-Senator Jeff Merkley und der demokratische Abgeordnete Jim McGovern haben im Vorfeld die Banker aufgefordert, ihren Besuch abzusagen. Ihre Auftritte würden nur dazu dienen, “die rasche Demontage der Autonomie Hongkongs, der freien Presse und der Rechtsstaatlichkeit durch die Behörden Hongkongs zu legitimieren, die mit der Kommunistischen Partei Chinas zusammenarbeiten”, schrieb McGovern letzte Woche in einem Tweet.

Hongkong setzte 2020 ein umfassendes Gesetz zur nationalen Sicherheit in Kraft. Seither hat die Stadt Dutzende von Oppositionellen inhaftiert. Der derzeitige Regierungschef John Lee, der unter anderem von den USA wegen seiner Rolle bei der Niederschlagung der Proteste sanktioniert wurde, hielt die Keynote-Rede bei dem Treffen. Er sagte, dass die Ordnung wiederhergestellt werden konnte, und beschwor die Doktrin ein Land, zwei Systeme.

Kritische Töne waren nicht zu hören

Auf dem anschliessenden Podium waren kritische Töne nicht zu hören. Im Gegenteil: “Wir lesen die amerikanische Presse nicht, wir kaufen alle die (China-)Geschichte”, sagte UBS-Präsident Kelleher vor dem Publikum. Sein Verweis auf die Presse war wohl eine nicht ganz ernstgemeinte eine Anspielung auf eine Äusserung von Fang Xinghai, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Hong Kong Monetary Authority.

Dieser empfahl den Teilnehmern, auf die Lektüre von westlichen Medien zu verzichten. Internationale Investoren sollten sich selber ein Bild machen, was in China wirklich vor sich gehe und "was die wahren Absichten unserer Regierung" seien, sagte er.

Teilnehmer aus Festlandchina waren auf der Konferenz kaum vertreten. Von ihnen wurden zum Teil aufgezeichnete Videointerviews ausgestrahlt. Dabei versuchten sie, Bedenken über die Stabilität der chinesischen Wirtschaft zu zerstreuen. Die wirtschaftlichen Aussichten des Landes haben sich wegen der strengen Null-Covid-Politik eingetrübt. Zudem kämpft das Land mit einer schweren Immobilien-Krise.