Wie aus dem Bericht für das dritte Quartal hervorgeht, hat die Grossbank die Bonuszahlungen weiter erhöht. Insgesamt sind es fast 100 Millionen mehr als vor einem Jahr.
3. November 2022 • Beat Schmid
Im gestern Abend veröffentlichten Geschäftsbericht heisst es auf Seite 112, dass die Bank aufgeschobene Cash- und Aktien-Boni für die Investmentbank und gewisse Stabsfunktionen im Umfang von 296 Millionen Franken zurückgestellt hat. Das Ziel dieser Zuteilungen ist es, Mitarbeiter im Unternehmen zu halten. Deshalb werden die Zahlungen auch als sogenannte “Retention Awards” bezeichnet.
Diese zusätzlichen Zahlungen führen dazu, dass die Bank in den ersten neun Monaten mehr Geld in die Bonuspläne einzahlt als in der gleichen Periode des letzten Jahres. In diesem Jahr sind es 1,227 Milliarden Franken (2021 waren es bis September 1,168 Milliarden). Allein im Krisenquartal zwischen Juli und September waren es 435 Millionen Franken. Bisher häufte die Grossbank im laufenden Jahr Verluste von 5,9 Milliarden Franken an.
Mehr als die Hälfte für Cash-Boni
Auffallend ist, dass ein beträchtlicher Anteil, nämlich 177 Millionen Franken, als Cash-Bonus ausgezahlt wird. Doch es kommt noch mehr. Die Bank schreibt im Bericht: “Im 3Q22 gewährte die Gruppe aufgeschobene feste Barvergütungen in Höhe von CHF 63 Millionen, hauptsächlich in den Unternehmensbereichen Investment Bank, Wealth Wealth Management und Asset Management,” Das macht zusammen 240 Millionen Franken allein für Bargeld-Boni im dritten Quartal.
Das bedeutet, dass die Bank mehr als die Hälfte der zurückgestellten Boni in Cash auszahlen wird. Aus Sicht der Angestellten ergibt das Sinn. Die Aktien der
CS sind in den letzten Jahren nur gefallen. Allein in diesem Jahr sind die Kurse um knapp 60 Prozent eingebrochen. In den letzten fünf Jahren beträgt der Verlust 75 Prozent. Aktienboni haben entsprechend an Wert verloren.
Dass die Bank ihren Mitarbeitern, die sie langfristig halten will, Cash-Boni bezahlt, lässt tief blicken. Denn wer an den langfristigen Erfolg eines Unternehmens glaubt, müsste alles Interesse daran haben, sich mit möglichst vielen Aktien einzudecken.
Aus Sicht der Aktionäre sind diese Cash-Boni eine äusserst bittere Pille. Sie bleiben einfach auf ihren Aktien sitzen, beziehungsweise den Verlusten. Durch die angekündigte Kapitalerhöhung werden sie jetzt noch zusätzlich verwässert. In den nächsten Jahren werden sie zudem auch keine Dividenden mehr erhalten.
Kniff: 305 Millionen für Aktienboni abgezweigt
Damit die Bank auch in Zukunft genügend Mittel hat, um Boni auszuzahlen, hat sie gestern zu einem besonderen Kniff gegriffen. Die CS teilte mit, dass sie die im vergangenen Jahr für 305 Millionen Franken zurückgekauften eigenen Aktien entgegen dem ursprünglichen Plan nicht vernichten wolle.
“Der Verwaltungsrat der
Credit Suisse Group hat beschlossen, die 25'087'000 unter dem Aktienrückkaufprogramm erworbenen Aktien entgegen der ursprünglichen Ankündigung nicht im Rahmen einer Kapitalherabsetzung zu vernichten”, erklärte die Bank. "Es ist stattdessen geplant, diese Aktien neu ausschliesslich für die Bedienung von Mitarbeiterbeteiligungsplänen zu verwenden."
Das ist eine weitere bittere Pille für Aktionäre.