Feilschen um Aktienpaket
Die Grossbank soll Michael Klein, dem designierten Chef der CS First Boston, einige hundert Millionen für dessen Beratungsunternehmen zahlen. Gemäss Linkedin zählt die Firma aber nur drei Beschäftigte.
10. Januar 2023 • Beat Schmid

Bei der Credit Suisse kracht es im Gebälk. Der Grund sind Verhandlungen über die Herauslösung der CS First Boston (CSFB), die als eigenständige Einheit vom Mutterkonzern abgespalten werden soll. Wie verschiedene US-Medien schreiben, herrscht Uneinigkeit darüber, zu welchem Preis die CS den designierten Chef von CSFB an der Investmentbank beteiligen soll.

Im Zentrum steht also Michael Klein, der im Herbst aus dem CS-Verwaltungsrat ausgetreten ist, um künftig die Einheit operativ zu führen. Klein betreibt seit seinem Abgang bei der Citigroup im Jahr 2008 mit der M. Klein & Company seine eigene Finanzberatungsfirma. Da Klein nicht auf zwei Hochzeiten tanzen kann, soll der Investmentbanker seine Firma gegen eine CSFB-Beteiligung eintauschen.

Die zentrale Frage ist, wie viel Wert die M. Klein & Company hat. Wie Bloomberg schreibt, wurden darüber in den letzten Wochen heftige Diskussionen geführt. Die Credit Suisse scheint offenbar bereit, eine dreistellige Millionensumme für Kleins Unternehmen auf den Tisch zu legen, an der auch noch andere Aktionäre beteiligt sollen.

Feilschen wie auf dem Bazar

Doch, um wie viel geht es genau? Gemäss Bloomberg steht eine Summe von “einigen hundert Millionen Dollar” im Raum. Die Deutsche Bank soll für eine Fairness Opinion angefragt worden sein, sagen zwei Quellen gegenüber der Agentur. Es herrscht offenbar ein Feilschen wie auf dem Bazar.

Was macht M. Klein & Company überhaupt? Es ist gar nicht so einfach, etwas darüber zu erfahren. Der einzige Satz auf der Website lautet: “M. Klein & Company is a global strategic advisor to some of the largest, most complex organizations in the world.” Dazu ist noch eine Kontakt-E-Mail-Adresse angegeben. Es gibt keine weiteren Informationen, weder einen Geschäftsbericht noch eine Liste von Kunden. Die Website wird seit zwei Jahren nicht mehr aktualisiert.

Auf Linkedin geben drei Personen an, bei der Firma beschäftigt zu sein. Es ist jedoch zu vermuten, dass die Firma vor allem aus Michael Klein besteht. Zwar mag Klein ein fähiger Investmentbanker sein mit vielen exzellenten Kontakten, doch ein eigentliches Unternehmen, das regelmässige Ertragsströme generiert – das ist M. Klein & Company nicht.

Kaum werthaltiger als ein Aktienmantel?

Gängige Bewertungsmethoden (wie DCF) würden kein vernünftiges Resultat ergeben. Der springende Punkt ist aber ein anderer: Michael Klein ist nach dem Verkauf gar nicht mehr Teil der Firma. Doch welchen Wert hat die M. Klein & Company dann noch? Wahrscheinlich nicht viel mehr als ein Aktienmantel.

Es gibt keinen Grund für die Credit Suisse, hunderte Millionen Dollar für Kleins Boutique zu bezahlen. Wenn sie es trotzdem tut, dann sollte sie die investierten Millionen auf die Kommastelle rechtfertigen können oder als grosszügigen Antrittsbonus verbuchen – als grosszügiges Geschenk an Michael Klein, damit er ein namhaftes Aktienpaket an der CSFB erwerben kann. Das ist die Credit Suisse ihren gebeutelten Aktionärinnen und Aktionären schuldig.

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