Banken
Die italienische Bank legt sehr starke Resultate vor. Der Aktienkurs macht einen grossen Sprung nach oben. Noch handeln die Aktien deutlich unter Buchwert.
31. Januar 2023 • Beat Schmid
Geldregen für die Aktionäre der italienischen Grossbank Unicredit: Nach Rekordzahlen will CEO Andrea Orcel in diesem Jahr 5,25 Milliarden Euro ausschütten. Das sind 40 Prozent mehr als im letzten Jahr. Die Bank will bis 2024 insgesamt 16 Milliarden Euro an die Aktionäre zurückzugeben.
Der Jahresgewinn stieg auf 5,2 Milliarden, was einem Plus von fast 48 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. “2022 war unser bisher bestes Jahr”, sagte Orcel am Dienstag anlässlich der Präsentation der Jahreszahlen.
Richtig in Fahrt kam die Bank im vierten Quartal. Unicredit erzielte einen Nettogewinn von 2,46 Milliarden Euro – und übertraf damit die Prognosen der Analysten, die nur einen halb so hohen Gewinn erwarteten. Allerdings sind drin latente Steuergutschriften in der Höhe von 850 Millionen Euro enthalten.
Die Kosten im Griff – das A und O
Die Erträge schnellten im vierten Quartal um 44 Prozent auf 5,2 Milliarden hoch. Die Einnahmen aus dem Zinsengeschäft gingen um 38 Prozent rauf. Inklusive Russland-Aktivitäten betragen die Einnahmen 5,7 Milliarden. Zwar musste Bank wegen Abschreibern in Russland im letzten Jahr einen Verlust hinnehmen. Allerdings zieht dort das Geschäft wieder an. Im vierten Quartal erhöhten sich Erträge um 88 Prozent. “Wir sehen Russland nicht mehr als Treiber erhöhter Volatilität”, sagte Orcel. Ein wichtiger Faktor für die Gewinnsteigerung war, dass die Bank die Kosten im Griff hatte. Im Vergleich zum Vorjahr sanken sie um 2 Prozent (im letzten Quartal stiegen sie nur marginal an). Das Kosten-Ertragsverhältnis konnte die Bank um 12 Prozentpunkte auf rekordtiefe 43,2 Prozent senken. Zum Vergleich: Bei der UBS beträgt diese Kennzahl 75,8 Prozent. Orcels Optimismus kontrastiert zum vorsichtigen Ton von UBS-Chef Ralph Hamers, der heute wenig Zuversicht versprühte, obschon die Bank den höchsten Jahresgewinn seit 2006 einfuhr und wie erwartet eine Erhöhung der Dividende ankündigte. Die Aktien der Unicredit stiegen am Dienstag um 12 Prozent auf ein neues Fünfjahreshoch. Die UBS-Papiere dagegen verloren 2 Prozent.Orcel baute die Bank in zwei Jahren um
Der ehemalige Chef der UBS-Investmentbank hat seit seinem Amtsantritt Anfang 2021 die Bank umgebaut und sie auf weniger kapitalintensive Geschäfte getrimmt. Dadurch konnte er die Eigenkapitaldecke stärken. Die harte Kernkapitalquote beträgt per Ende 2022 16 Prozent der risikogewichteten Aktiven (Ende September lag die Quote bei 15,4 Prozent). Der Kurs von Orcel zahl sich aus. In den letzten Monaten legte die Aktien gegenüber grossen europäischen Banken deutlich zu. Die Mailänder Bank liess BNP Paribas, Barclays, die UBS und auch die Credit Suisse deutlich hinter sich.
Wenn es Orcel gelingt, die Rentabilität weiter zu steigern und gleichzeitig die Kosten tief zu halten, dürften sich die Aktien auch im laufenden Jahr verteuern. Nach dem Kurssprung von Dienstag liegt das Price-to-Book-Verhältnis weiterhin bei tiefen 0,6. Unicredit scheint das Potenzial zu haben, diesen Wert noch weiter nach oben zu drücken.