SNB
Nationalbank habe keine Zeit für weibliche Alibi-Rollen, sagte das Direktoriumsmitglied der Schweizerischen Nationalbank an einer Veranstaltung – und verriet viel über die Kultur der Institution.
3. Februar 2023 • red.

Die Schweizerische Nationalbank will sich laut Direktoriumsmitglied Andréa Maechler nicht aufhalten mit symbolischen Ernennungen von Frauen, um Gender-Erwartungen gerecht zu werden. Bei einer Podiumsdiskussion in Lausanne sagte Andréa Maechler, sie fühle sich weder als Alibiwelsche noch als Alibifrau. “Nein, in der Schweiz haben wir keine Zeit für so etwas. Wir haben viel zu viel zu tun”, sagte sie an einer Podiumsdiskussion, über die Bloomberg berichtete.

Als Andrea Maechler 2015 ins Spitzengremium der SNB gewählt wurde, war sie die erste und bis heute einzige Frau in der hundertjährigen Geschichte der Bank. Allerdings entspricht es der Tradition der Bank, dass alle grossen Landessprachen im Dreiergremium vertreten sind. Maechler rückte für den Lausanner Professor Jean-Pierre Danthine nach.

Fritz Zurbrügg sah sich als Vertreter der italienischsprachigen Schweiz. Ob sein Nachfolger Martin Schlegel ebenso eloquent Italienisch parliert? Eigentlich wäre es wichtig, da die Nationalbank ein Interesse daran hat, dass ihre Geldpolitik von breiten Bevölkerungskreisen verstanden wird.

Geist der SNB muss ein Schweizer Geist sein

Maechler sagte dazu: “Es ist wichtig, diese Vielfalt auf höchster Ebene zu haben, weil letzten Endes die Spitze das Sagen hat”, sagte sie gemäss Bloomberg auf der Podiumsdiskussion zum Thema Mehrsprachigkeit. Die Arbeitssprache der SNB sei Hochdeutsch – und nicht Schweizerdeutsch. Der Grund sei, dass immer mehr Mitarbeiter aus dem Ausland für die Notenbank arbeiten würden.

Und obwohl ein Grossteil der Wirtschaftsliteratur auf Englisch verfasst sei, werde diese Sprache im Direktorium nicht gesprochen, ergänzte sie. “Wir verbieten es absolut nicht, jeder muss Englisch sprechen können”, so Maechler. “Aber wir haben auch die Regel, dass der Geist der SNB ein Schweizer Geist sein muss.”

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