CS-Desaster
Mit dem Verkauf der CS wird der Wert von speziellen Kapitalinstrumenten hauruckartig auf null abgeschrieben. Dies setzte die Finma durch. Ein Experte spricht von einer “verblüffenden Entwicklung”.
20. März 2023 • Beat Schmid

Die breite Öffentlichkeit hat sich kaum dafür interessiert, doch für die Finanzspezialisten war es der Schocker: Der von der Finma im Rahmen der CS-Übernahme durchgesetzte vollständige Abschreiber der AT1-Anleihen in der Höhe von 16 Milliarden Franken.

Diese sogenannten Contingent Convertible Bonds (Cocos) wurden nach der Finanzkrise eingeführt. Sie sollten als Schockabsorbierer dienen, wenn Banken zusammenbrechen. Sie sind so konzipiert, dass sie den Anleihegläubigern dauerhafte Verluste aufbürden oder in Eigenkapital umgewandelt werden, wenn die Kapitalquoten einer Bank unter eine festgelegte Schwelle fallen.

Dadurch kann eine Bank im Krisenfall ihre Geschäftstätigkeit aufrechterhalten. Gemäss der Schweizer Bail-in-Regelung stehen AT1-Schulden im sogenannten Wasserfall der Verlustabsorption über dem Eigenkapital. Im Fall der CS wird die gesamte AT1-Tranche der Bank abgeschrieben.

Die Finanzmarktaufsicht schrieb gestern einer Mitteilung: "Die Finma hat festgelegt, dass das zusätzliche Kernkapital der Credit Suisse (aus der Emission von Kernkapitalanleihen) im Gesamtnennbetrag von rund 16 Milliarden auf null abgeschrieben wird."

“Ansteckungsgefahren” für Cocos

Für Charles-Henry Monchau, Chief Investment Officer bei Banque Syz, ist das eine “verblüffende Entwicklung, wenn man bedenkt, dass selbst ungesicherte Anleihegläubiger in der Kapitalstruktur in der Regel über den Aktieninhabern stehen”. Wenn die Inhaber von Aktien "etwas" bekommen und die Inhaber von Coco-Bonds "nichts", dann werfe das ernste Fragen über den tatsächlichen Wert dieser Kapitalinstrumente auf.

In der Tat sieht die CS-Rettung vor, dass die bestehenden CS-Aktionäre 76 Rappen pro Aktie erhalten werden. Die AT1-Gläubiger hingegen gehen leer aus. Laut Monchau führt zu das “Ansteckungsgefahren” für Cocos. In Asien haben heute Morgen entsprechende Papiere zum Teil bereits deutlich an Wert verloren. Ein Coco der Bank of East Asia brach um 8,6 Cent auf 79,7 Cent ein.

“Es besteht auch das Risiko eines Spillover-Effekts auf globale Kredite”, sagt Monchau. Allerdings erweisen sich vorrangig besicherte Anleihen bisher als recht widerstandsfähig. Die Senior Bonds der CS haben heute Morgen sogar deutlich zugelegt.